Schon als Kind hat mich die Kultur und Geschichte des alten Ägypten fasziniert. Und irgendwann musste ich unbedingt dieses Land bereisen und die Tempel und Gräber mit eigenen Augen sehen. Dieses Jahr war es soweit, wir buchen trotzt oder vielleicht auch gerade wegen des Arabischen Frühlings, der auch Ägypten ergriffen hat und für Aufbruchstimmung aber auch Unruhen gesorgt hat. ... mehr Fotos in der Bildergalerie |
Etappen |
Zum Glück ist es nicht so weit bis Ägypten. Ganz entspannt nehmen wir in München den Nachmittagsflieger der Air Egypt und landen am frühen Abend in Kairo. Ein übers ganze Gesicht lachender Mohammed, unser Reiseleiter, nimmt uns mit unübersehbaren Namensschildern am Ausgang in Empfang. Wir warten noch die Flieger unserer Mitreisenden aus Frankfurt und Genf ab, dann geht es in die schon dunkle Stadt.
Da es doch schon recht spät geworden ist, steuern wir ein Restaurant im Zentrum für das Abendessen an, da unser Hotel ganz auf der anderen Seite der Stadt in Giza, direkt unterhalb der Pyramiden liegt. Zu unserem ungläubigen Staunen fahren wir direkt über den Tahrir Platz und kehren in einem netten Restaurant gleich um die Ecke ein. Wie hatten wir zu Hause zur Beruhigung unserer Verwandtschaft und Freunde noch gesagt, dass wir gewiss den Tahrir Platz, Ort der großen Demonstrationen und Auseinandersetzungen des Ägyptischen Frühlings, großräumig umgehen werden? Weit gefehlt, er ist der Verkehrsknotenpunk bei der Fahrt in und durch die Stadt und wir werden auch am nächsten Tag noch öfters vorbeikommen. Anders als auf den Bilder der Demonstrationen im Fernsehen ist aber alles friedlich, ein paar wenige Menschen um die Zelte der Demonstranten, eine Handvoll Straßenhändler, die Leute grüßen freundlich hin zu unserem fahrenden Bus, und auch immer wieder hören wir auf den Straßen ein "Welcome".
Nach dem leckeren ägyptischen Abendessen geht es durch den trotz der nächtlichen Stunde noch dichten und oft stockenden Verkehr zum Hotel. Dieser tägliche Wahnsinn Kairos wird uns die nächsten zwei Tage und Nächte begleiten. Verkehrsregeln gibt es keine, jeder fährt wie er will und kann und die Hupe ist das wichtigste Teil des Autos, von dem auch immer und jederzeit kräftig Gebrauch gemacht wird, etwa wenn die Spur gewechselt wird oder die gehaltene Spur doch zu eng zum Durchfahren erscheint. Nachts im Bett bei einem Straßenlärm, bei dem ich nicht nur dabei sondern mitten drin zu sein scheine, muss ich es mir einfach als "lustiges Hupkonzert" titulieren, dem in Kairo eben nicht zu entfliehen ist.
Morgens falle ich beim ersten Ruf des Muezzins fast aus dem Bett, so laut wenn auch sehr melodisch schallt es von der Moschee herüber. Aber es ist erst kurz nach fünf Uhr morgens, erst um sieben ist Wecken. Trotz des intensiver gewordenen Hupkonzerts gelingt es mir noch zwei Stunden zu schlafen. Als ich nach unserem Weckruf aus dem Fenster schaue, springt mir schier die Pyramide ins Auge, die sich hoch und beherrschend hinter den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite erhebt. Aber heute verbringen wir den Tag in Kairo selbst, besichtigen die Museen und die Altstadt. Die Pyramiden sind dem nächsten Tag vorbehalten.
Lange dauert die Fahrt ins Zentrum, durch den brandenden Verkehr mit der Kakophonie unzähliger Hupen. Wieder fahren wir über den Tahrir Platz, der immer noch so friedlich ist wie am Abend zuvor. Nicht weit davon liegt das Ägyptische Museum, ein schönes, altes, gepflegtes Gebäude mit einem interessanten Skulpturengarten davor. Dahinter erhebt sich mit schwarz verbrannter Fassade das Hochhaus der Parteizentrale Mubaraks als seltsamer Kontrast.
Das Ägyptische Museum beherbergt unschätzbare Kunstwerke aus dem alten Ägypten, angefangen mit der Narmer-Palette aus den Anfängen des alten Reiches, über kolossale Statuen von Königen, wunderschön lebendige und farbige Statuen von Prinzen und Beamten bis hin zu dem unfassbar umfangreichen und prachtvollen Grabbeigaben und Särgen von Tutenchamun aus dem neuen Reich. Kaum zu glauben, dass dies alles in dem recht kleinen Grab des jungen Pharao Platz hatte.
Danach sehen wir uns das hübsche sehr ruhige Museum für Islamische Kunst an, mit vielen geschnitzten Türen und Leuchtern aus alten Moscheen, Kacheln, Gefäßen, Teppichen und alten bunten Fenstern. Wir besuchen eine große alte Moschee, schlendern durch die Altstadt, wo noch etwas von der einstigen Pracht zu erkennen ist, trauriger Verfall aber leider nur zu präsent. Ein leckeres Essen beschließt den Tag, insbesondere die ganzen vielen feinen Vorspeisen der ägyptischen Küche haben es mir angetan.
Heute ist der ganze Tag den Pyramiden gewidmet. Den ersten Stopp machen wir in Memphis, einst die Hauptstadt eines mächtigen Reiches, heute ein kleines Dorf mit einigen spärlichen Überresten der alten Zeit einstiger Größe, auch wenn natürlich die Alabaster-Sphinx, die Standfigur und der mächtige liegende Koloss von Ramses II eine große Präsenz haben. Sic transit gloria mundi.
Sehr beeindruckend ist die Besichtigung der Stufenpyramide in Sakkara, der ältesten Pyramide Ägyptens, erbaut vom genialen Baumeister Imhotep für Pharao Djoser. Erstaunlich wie perfekt der zugehörige Säulengang und die Kapellen gefügt sind, sind es doch die ersten Steinbauten der Geschichte Ägyptens. Wir besuchen noch zwei neben dem königlichen Geviert gelegene kleine Privat-Gräber, die mit der Feinheit der Darstellungen an den Wänden überraschen: Enten werden in einem Boot herangebracht, Fische und Krokodile sind unter dem Boot zu sehen, zwei Nilpferde fechten einen Kampf aus, das Netz der Fischer ist prall gefüllt mit Fischen aller Art. Auch das kleine angegliederte Museum ist sehr sehenswert.
Interessant ist es auch zu erfahren, wie viele Pyramiden es in der Nähe von Kairo gibt. Von der Djoser-Pyramide aus erspähen wir einige in der Ferne, darunter die Knick-Pyramide, weitere sehen wir auf der Fahrt zurück nach Giza, wo wir ausgiebig die drei großen Pyramiden besichtigen. Mächtig türmen sich die großen Steinblöcke zur perfekten Form empor. Andächtig umschreiten wir die Cheops-Pyramide, schauen in die Grabkammer einer der kleinen Königinnen-Pyramiden und statten zum Schluss auch der großen Sphinx einen Besuch ab, die langgestreckt und mit rätselhaft heiterem Gesichtsausdruck die drei großen Pyramiden hinter sich zu beschützen scheint.
Von Giza aus geht es zur Oase Bahariya in der westlichen Wüste. Gerne lasse ich den 20 Millionen Einwohner Moloch Kairo mit dem Verkehrschaos und dem täglichen und nächtlichen Hupkonzert hinter mir. Lange noch fahren wir durch riesig, aus der Wüste gestampfte Satelliten-Städte, jede als Millionenstadt geplant. Die Fahrt durch die Wüste selbst ist eintönig, nichts gibt es in der Landschaft, was den Blick hält, im Bus breitet sich Schläfrigkeit aus, alle dösen vor sich hin.
In Bahariya beziehen wir Quartier in einem reizenden Naturcamp, wo wir in kleinen Hütten aus Rohr übernachten. Noch ein Abendspaziergang und die Dämmerung bricht herein. Die friedliche Atmosphäre im Camp steht in wohltuendem Kontrast zur lärmenden Großstadt, sanft bricht die Nacht an, Grillen und Frösche sind aus der Ferne zu hören, sonst ist es still.
Noch ein kleiner Spaziergang am Rande der Oase, entlang der Hügel der schwarzen Wüste aus dunklen Lavasteinen mit eingewehtem ockerfarbenen hellen Sand, dann sammelt uns der Bus auf und wir fahren weiter zur weißen Wüste. War die schwarze Wüste noch wenig spektakulär und düster, so sind wir in der weißen Wüste in einer komplett anderen Welt, in der blendend reines Kalk-Weiß mit zartem Violett und leichten Ocker-Tönen dominiert.
Gleich eingangs des Nationalparks laufen wir über einen Hügel mit riesigen Drusen und Schichten von gewachsenen Gipskristallen. Später kommen wir in ein Gebiet voller phantastischer Skulpturen, riesige Pilze oder Köpfe, Hügel und Türme in grellweißen bis goldenen Kalkfarben, vom Wind und Sand geformt. Dahinter erhebt sich eine zerklüftete Bergformation in pastelligen Tönen, die hell aufleuchten, wenn ein Sonnenstrahl sie trifft. Leider geizt die Sonne mit ihrer Anwesenheit und versteckt sich hinter dunklen Wolkenbänken, nur ab und zu lässt ein Wolkenloch die Strahlen durch und die Landschaft leuchtet hell auf um kurz darauf wieder in ein dämmriges Pastell zu versinken.
Wir campen inmitten der Kalkskulpturen. Mohammed und unser Busfahrer bereiten ein köstliches Abendessen zu bestehend aus dem leicht rauchig schmeckende Auberginen-Mus mit Hummus und leckeres, auf dem Lagerfeuer gegrilltes Huhn mit gedämpftem Gemüse. Später liegen wir in unseren warmen Schlafsäcken unter dem Himmelszelt und erhaschen dann und wann in der Nacht einen Blick auf die funkelnden Sterne und vorbeihuschende Sternschnuppen.
Am Morgen ist die Sonne gnädiger und erlaubt einige schöne Foto-Aufnahmen bei guter Beleuchtung. Wir spazieren noch ein wenig durch die Wunderwelt der weißen Wüste, besteigen wieder unseren Bus und verlassen diese faszinierende Landschaft. Eine lange Etappe bringt uns zu unserem nächsten Ziel, der Oase Dakhla. Unterwegs baden wir in der heißen schwefeligen Quelle der Oase Farafra und nehmen ein leckeres Picknick in einer kleinen Oase unterwegs ein, wo wir in einem Dattelhain lagern und von den lokalen Familien bekocht werden.
In Dakhla besichtigen wir die historische Altstadt El Qasr, ein altes Ensemble von mehrstöckigen Lehmhäusern aus dem 12. Jahrhundert mit einer kleinen Moschee, leider schon halb verfallen und von seinen Bewohnern fast ganz verlassen. Jetzt wird sie mit Unesco-Mitteln wieder restauriert. In ihren engen Gassen und dunklen Durchgängen weht noch ein Hauch von Tausend-und-einer-Nacht. Am Rande von Dakhla übernachten wir in einem einfachen aber stilvollen, von Beduinen geführten Hotel.
Nach dem Frühstück fahren wir ein Stück mit dem Geländewagen in die Wüste an den Fuß einer hohen Düne. Von dort oben haben wir einen schönen Blick auf die Oase mit ihren sattgrünen Feldern und den vielen Dattelpalmen, dahinter erhebt sich hell erleuchtet die rötliche Abbruchkante des Plateaus, das uns so viele Kilometer begleitet hat. Hinter uns liegt ein Meer von Dünen, Sandwelle hinter Sandwelle, scheinbar grenzenlos, in dem sich der Blick verliert.
Eine lange Fahrt bringt uns an das Südende der letzten von uns besuchten Oase Kharga. Hier verbringen wir auf einer Sanddüne am Rande der Oase unsere letzte Wüstennacht, köstlich bekocht von den Beduinen. Lange sitzen wir noch auf Decken um das schöne Lagerfeuer, bis uns die Kälte und Müdigkeit in die Schlafsäcke treibt. Auch der Himmel spielt mit und eingekuschelt in die warmen Schlafsäcke blicken wir hinauf in einen Himmel mit tausenden von Sternen, auch ein paar Sternschnuppen leuchten kurz auf und verlöschen.
Der Sonnenaufgang weckt uns. Nach einem letzten Wüstenfrühstück fahren wir nach Luxor. Ich bin schon ganz voller Vorfreude auf die prächtigen Hinterlassenschaften der Pharaonenzeit, die wir dort sehen werden. Schon bei der Anfahrt zu unserem Hotel im Zentrum ist neben der Straße der Tempel von Luxor zu sehen.
Wir checken ein, duschen rasch und brechen gleich wieder auf zur Besichtigung der riesigen Tempelanlage von Karnak. Ganze 1700 Jahre lang wurde der Tempel des Stadtgottes Amun von Theben dort gebaut und erweitert. Kaum kann ich den langen Vortrag unseres Führers über die Geschichte Ägyptens im Allgemeinen und des Tempels im Speziellen abwarten. So lange habe ich auf diesen Moment gewartet und nun liegt dieser gewaltige Tempel direkt vor mir, nun kann ich schon die berühmte Säulenhalle sehen. Staunend schreite ich durch die Widder-Sphinx-Allee, den Eingang, gebildet vom größten Pylon Ägyptens, und durch den atemberaubenden Säulengang und die große Säulenhalle, ein gigantischer steinerner Wald aus stilisierten Papyrus-Bündeln, über und über bedeckt mit riesigen Hieroglyphen und feinen Relief-Darstellungen. In der Flucht des Säulengangs ragen die beiden Obelisken gen Himmel, Wolkenkratzer der alten Zeit im wahrsten Sinne des Wortes. Auch der Rest des riesigen Areals ist faszinierend und zeugt von der Bedeutung des Heiligtums und der Bauwut von Generationen von Pharaonen.
Im Anschluss sehen wir uns in einem sogenannten Papyrus-Museum die Herstellungsweise des Papyrus-Papiers an. Es ist eine Verkaufsveranstaltung für diverse Papyri mit altägyptischen bis hin zu modernen Motiven, vieles extrem kitschig und selbst für das stilvolle Alte wollte mir kein Platz in meiner Wohnung einfallen.
Einen schönen Abschluss bildet die Besichtigung des in der Dunkelheit wunderschön beleuchteten Tempels von Luxor. Sah er noch beim Vorbeifahren relativ klein aus, so inmitten des banalen Stadtverkehrs, so wirkt er jetzt bei der Erkundung zu Fuß groß und erhaben. Pylone, Statuen und Säulenhöfe sind von der goldgelben Beleuchtung effektvoll in Szene gesetzt. Auch die nur mäßig vielen Besucher stören nicht, sondern bilden interessante Schatten-Silhouetten vor dem angestrahlten Tempel. Ein Abendessen in einem Restaurant direkt am Nil beschließt den Abend.
Früh brechen wir zum Tal der Könige am Westufer des Nils auf. Unser erstes Ziel ist der Grabtempel der Pharaonin Hatschepsut. Prachtvoll liegt er in der Morgensonne direkt unter einer mächtigen Felswand, darüber ein kobaltblauer Himmel. Die klaren Linien seiner Architektur mit den drei Ebenen und den zwei zentralen Rampen dazwischen, der regelmäßigen Gliederung durch die Pfeiler, verleihen der Konstruktion ihre zeitlose Erhabenheit. Beim näheren Betrachten sind insbesondere die Reliefs mit der Fahrt nach Punt beeindruckend in ihrer Detailvielfalt und Erzählfreude. Einige der Darstellungen haben viel von ihrer ursprünglichen Farbenpracht bewahrt und wirken trotz der Ausmeißelung der Darstellungen von Hatschepsut durch ihren Nachfolger Tutmosis.
Im Tal der Könige besuchen wir die Gräber dreier Ramses. Schon das erste von Ramses IV ist atemberaubend. Viel größer als ich es mir vorgestellt hatte, ist der Gang, der in gerader Linie leicht bergab bis in die Grabkammer führt, in der ein riesiger Sarkophag aus Rosengranit inklusive Deckel steht. Alle Wände und Decken sind mit Texten und Bildern aus den Jenseitsbüchern bemalt, einer Art Reiseführer für die Unterwelt und das Leben nach dem Tode. Unglaublich wie gut die Farben erhalten sind, auf weißem Grund im Gang hinab, gelbgrundig die prächtigen Malereien an den Wänden der Grabkammer. Die Decke der Grabkammer ist mit einer Darstellung der Himmelsgöttin Nut auf blauem Grund bemalt, wie sie die Sonne am Abend verschlingt und am Morgen als Skarabäus wieder gebiert, in ihrer großen schlanken Nacktheit, die vom Luftgott getragen wird.
Das zweite Grab ist das von Ramses I, Feldherr und Gründer der Dynastie. Steil geht es einen nur kurzen Gang hinab in die Grabkammer mit schönen Wandmalereien, ein in Eile angelegtes Grab, das wegen des frühzeitigen Todes des Pharaos nicht ganz fertiggestellt worden ist. Das dritte und letzte Grab, das wir besichtigen, ist das von Ramses III. Tief ist es in den Felsen geschlagen, weit hinab führt der lange Gang, prächtig ausgestaltet mit fein ausgeführten farbigen Relief-Darstellungen. Es erfüllt mich mit Staunen, so lebendig wirken die Gesichter und Gestalten, so frisch sind die Farben. Auch hier wieder ist die Decke königsblau mit hunderten gelber Sterne bemalt. Tief unten erschüttert der Vandalismus von Grabräubern, die auf ihrer Suche nach Schätzen mit Dynamit die Grabkammer und Kammern für Grabbeigaben vollständig zerstört haben und dabei wahre Schätze unwiederbringlich vernichtet haben.
Am späten Nachmittag, nach einem einfachen wie köstlichen Mittagessen, besichtigen wir den Habu-Tempel, den Gedächtnis-Tempel Ramses III. Eigentlich ist es nur ein Ersatz für die Besichtigung zweier Arbeitergräber. Aber da das schönere wegen Renovierung geschlossen ist, ändern wir das Programm, was sich als sehr gute Entscheidung erweist. Der Habu-Tempel ist ein Kleinod, beeindruckend in den Dimensionen, den reichhaltigen figürlichen Darstellungen und auch der an vielen Stellen sehr gut erhaltenen bunten Bemalung. Schon den ersten Pylon schmückt das Relief des Königs, der seine Feinde beim Schopf hält und schlägt. Dahinter liegt eine Serie von Säulenhöfen und -hallen, getrennt durch weitere Pylonen. Besonders gut gefällt mir eine Doppelreihe von mächtigen Papyrus-Säulen mit den noch fast original erhaltenen Farben der Kapitelle in Blau, Grün und Rot, sowie die Deckenbemalung der Torstürze mit schützenden Geiern und der geflügelten Sonne, Sinnbild des Gottes Re.
Den Abschluss der Besichtigungen bildet ein kurzer Stopp bei den Memnonskolossen, riesige Sitzfiguren, von der Zeit gezeichnet, nichts desto trotz beeindruckend und von eigener Präsens, auch wenn sie nicht mehr wie in der Antike singen. Ein langer Tag mit vielen überwältigenden Eindrücken, die wie ein Rausch an mir vorbeigezogen sind, geht zu Ende.
Eine lange Fahretappe von fast acht Stunden bringt uns nach Abu Simbel, einem freundlichen verschlafenem Örtchen. Am Nachmittag besichtigen wir den berühmten Felsentempel von Ramses II, erbaut als Demonstration seiner Macht an der Grenze nach Süden. Groß und mächtig ragen seine vier monumentalen Sitzfiguren vor dem Felsentempel empor, dessen Fassade leider schon im Schatten liegt. Schon immer wollte ich diesen Tempel sehen, der durch eine Hilfsaktion der UNESCO vor dem Untergang im Nasser-See bewahrt worden ist und in Stücke zersägt an seine heutige Stelle transportiert wurde. Am Ufer vor dem Tempel erkennt man noch den ursprünglichen Standort an den Felsen, die jetzt vom Wasser umspült werden.
Der etwas kleinere Tempel seiner Lieblingsfrau Nefertari gleich daneben liegt noch im Schein der Nachmittagssonne. Nefertari wird dort als Göttin Hathor verehrt und darf an der Fassade in gleicher Größe neben Ramses stehen. Auch das Innere ist beeindruckend mit den sechs Hathor-Säulen, die die Göttin mit sanften großen Kuhaugen und -Ohren zeigen, sowie den zahlreichen Reliefs an den Wänden.
Das Innere des Ramses-Tempel ist wesentlich größer. Von einer Halle mit acht Osiris-Pfeilern gelangt man in zahlreiche Nebenkammern, alle mit Reliefs überzogen, die jedoch durch den Sandsteingrund teilweise recht grob sind. Sehr schön sind die Darstellungen in der Haupthalle, die Ramses als erfolgreichen Feldherren und starken Krieger verherrlichen.
Um neun Uhr soll am nächsten Morgen unser Konvoi zurück nach Aswan gehen. Sammelplatz ist der Parkplatz am Felsentempel. Ich nutze die Gelegenheit und laufe rasch zum Tempel um die grandiose Fassade im Licht der Morgensonne zu sehen. Eilens gehe ich zurück zum Sammelpunkt um die Abfahrt des Konvois nicht zu verpassen. Dieser allerdings verzögert sich, angeblich wegen demonstrierender Bauern auf der Strecke, Stunde um Stunde bis um sage und schreibe vier Stunden.
Zwischendurch wollen die aufgebrachten Busfahrer und Reiseleiter einfach losfahren, aber flugs blockiert ein Polizei-Auto und -Motorrad die Ausfahrt. Auch erregte Diskussionen nutzen nichts, es heißt, sich in Langmut und Geduld zu üben. Dann können wir endlich losfahren. Als wir nach langer Fahrt durch die trostlose Wüste schließlich Aswan erreichen, ist es für eine Besichtigung des Staudamms leider schon zu spät. Wir fahren direkt weiter zur Anlegestelle und richten uns auf unserer Felukke ein, auf der wir die nächsten anderthalb Tage verbringen werden. Während die Sonne langsam untergeht, kreuzen wir gegen den Wind bis wir bei Einbruch der Dunkelheit wenig nördlich von Aswan für die Nacht anlegen. Unsere Crew bereitet uns ein einfaches wie leckeres Abendessen, dann machen wir es uns zum Schlafen auf den Matten an Deck bequem.
Der Morgen an Bord bricht gemächlich an, es herrscht keine Eile, da der Wind erst später am Morgen aufkommt. In aller Ruhe wird gefrühstückt, dann setzt unsere Crew die Segel und es geht den Nil abwärts. Unzählige Male kreuzen wir gegen den Wind. Langsam ziehen die Palmenhaine an den Ufern vorbei, in immer wieder wechselnden Blickwinkeln scheint der Nil mal tiefblau, mal zeichnet die Sonne einen silbernen Streifen aus unzähligen leuchtenden Sicheln auf die Wasseroberfläche.
Hier und da stehen Stelzvögel im flachen Uferbereich, ein Eisvogel rüttelt auf der Stelle und stürzt sich dann senkrecht in die Fluten. Ab und an kommt uns ein Segler oder Hotelschiff entgegen, aber viele Touristen zeigen sich nicht an Deck. Natürlich ziehen aber auch die Errungenschaften der Moderne vorbei, wie Pumpstationen, Telegraphenmaste und eine große Überlandleitung quer über den Nil. Unter einer großen Spannbetonbrücke passen wir gerade so mit quer gelegtem Mast durch.
Das mit Matratzen ausgelegte Deck ist Schlafplatz, Frühstückszimmer, Lümmelwiese und Mittagstisch in einem. Am Abend legen wir ein letztes Mal zum Übernachten an. Hoch am Mast turnt unser Bootsmann und rafft die wallenden Segel.
Es ist nur eine kurze Nacht. Um fünf Uhr werden wir von einem unüberhörbaren Konzert der Muezzins geweckt, ein vielstimmiger eigenwilliger Chor von gefühlten 15 bis 20 Gebetsrufern Allahs beiderseits des Nils. Da sich noch kein Lüftchen regt, werden wir bis zur nächsten Anlegestelle geschleppt, wo wir mit den ersten Strahlen der Sonne eintreffen. Wir verabschieden uns von unserer Bootbesatzung, besteigen unseren Bus, der bereits auf uns wartet, und fahren in davon.
Heute müssen wir noch bis nach Safaga am Roten Meer, wieder einmal eine lange Etappe, die leider nur kurze Stippvisiten in den beiden schönen Tempeln von Kom Ombo und Edfu erlaubt. Beide haben sehr schöne und gut erhaltene Reliefs, insbesondere der Horus-Tempel in Edfu, der der best erhaltene Tempel von Ägypten ist, wohl auch deshalb, weil er fast vollständig von Schlamm und Sand bedeckt war und sogar ein kleines Dorf auf diesem Hügel gestanden hat, bevor der Tempel wieder entdeckt und ausgegraben wurde. Gerne hätte ich hier mit mehr Zeit und Muße für eine ausgiebige Besichtigung gehabt.
Dann verlassen wir das Niltal und fahren Richtung Osten durch die Wüste zum Roten Meer. Die Landschaft ist viel abwechslungsreicher als die Westliche Wüste, wild gezackte Bergzüge und Farben von vielfältigen Mineralien geben der Landschaft einen individuellen Charakter. Erstaunlich auch die Akazien, die immer wieder in den ansonsten vegetationslosen Talgründen stehen.
Am Roten Meer bin ich geschockt von den vielen fertigen und halbfertigen Hotelanlagen, die die Küste säumen. Dahinter die Wüste ist ohne Baum und Strauch und zum Müllplatz verkommen. Zum Glück ist unser Hotel eine kleine Anlage ohne Bauruinen in der Nachbarschaft, schön gestaltet und direkt am wunderschönen blauen Meer gelegen.
Unsere letzten zwei Tage in Ägypten verbringen wir mit Sonnen, Baden, aufs Meer Schauen, in der Bar am Strand Sitzen und Sterne Schauen. Einen Schnorcheln-Ausflug mit dem Boot machen wir zu zwei schönen Riffen in der Bucht. Das Wasser hat eine wunderbare Klarheit und Qualität, bunt und vielfältig sind die Korallen über die wir hinweg gleiten, die vielen bunten Fische sind zum Greifen nahe.
Mitten in der Nacht holt uns der Bus ab und bringt uns nach Hurghada zum Flughafen. Über Kairo geht es zurück ins heimische winterliche München.
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