Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate ...
taken from William Shakespeare: Sonnets XVIII
... mehr Fotos in der Bildergalerie
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| Shall I compare thee to a summer's day? Thou art more lovely and more temperate ... taken from William Shakespeare: Sonnets XVIII ... mehr Fotos in der Bildergalerie |
Engländer mögen in vielen Dingen einen merkwürdigen Geschmack haben, ihre Gärten jedoch gehören für mich zu den schönsten der Welt. Geplante Naturschönheit, nicht so strikt geometrisch gestutzt und gefaßt wie französische Gärten, nicht so erbarmungslos geformt wie japanische Gärten, eingebettet in die parkartige englische Landschaft harmonieren sie mit ihrer Umgebung und geben uns das Gefühl, die Schönheit und innewohnende Ordnung der Natur lediglich herausgearbeitet, nicht aber erzwungen zu haben.
Dies ist wohl ein Grund, warum es Geist und Seele so entspannt, in diesen Gärten zu lustwandeln. Und es ist eine Lust, egal ob man die prachvollen Staudenbeete entlang schreitet, den schön wie nützlich gestalteten Küchengarten genießt, die gehegten und gepflegten Rosen bewundert, durch die Baumgruppen des Schattengarten wandert, an einem kleinen Wasserlauf oder dem Teich verweilt. Immer wieder laden Wege und Durchgänge zum Erkunden ein, lassen liebevolle Details den Blick verweilen, geben weite Blicke in die Landschaft der Seele Raum.
Im Gestalten dieser weiten Blicke sind die Engländer Meister. Kein Zaun stört den Blick in die umgebende Landschaft, in die der Garten ganz natürlich eingebettet ist, und die mit ihren sanften grünen Wiesen und dem schönen alten Baumbestand wie eine ganz natürliche Ausweitung des Gartens wirkt. Selbst das weidende Vieh ist in die Gestaltung der Idylle mit einbezogen. Da es aber natürlich seine niederen Fressinstinkte nicht in dem gepflegten Garten befriedigen soll, trennt ein Graben den Garten von der Landschaft, der "ha-ha". Vermutlich kommt der Name wirklich von dem Aha-Effekt, den dieser Graben hat. Auf der Gartenseite senkrecht, auf der Landschaftsseite sanft ansteigend ist er vom Garten aus fast völlig unsichtbar und erzeugt so die vollkommene Illusion der unbegrenzten Harmonie.
Spezielle Veranstalter bieten gezielt Reisen für Gartenliebhaber an. Mit dem Reisebuss geht es über den Kanal und dann steht eine Gartenbesichtigung nach der anderen auf dem Programm. An zwei solcher Gartenreisen habe auch ich mit meiner Schwester, Mutter und Tante teilgenommen. Erst dachte ich, oh Gott, das kannst du ja auch noch mit 90 machen. Und wahr ist das schon, ein Urlaub, der nur aus Sich-Chauffieren-Lassen und Lustwandeln besteht. Und doch war es ein so entspannendes und gleichzeitig anregendes Erlebnis für Geist und Seele, dass ich es im Jahr darauf gleich wieder gemacht habe. Hinzu kommt, dass einige der schönsten Gärten nur für Gruppen nach Vereinbarung geöffnet werden, die dann gleich eine besondere Behandlung erfahren, wie Führung durch den Grafen selbst und danach Tea & Shortbread von der Gräfin persöhnlich. Und natürlich ist es bequem und passt ganz und gar zu einer Woche, die vollkommen dem Lustwandeln gewidmet ist.
Am Ende der Reise ist jeder freie Winkel des Busses von Behältnissen mit kleinen und größeren Pflanzen belegt. Begünstigt von der auch im Winter milden Witterungen gedeihen in England die vielfältigsten Arten. Viele der Gärten sind spezialisiert auf die Aufzucht verschiedener Sorten und stolz auf eigene Züchtungen. Dem Hobbygärtner blutet das Herz, wenn er nach der Besichtigung eines wundervollen Gartens in der Nursery feststellen muß, dass viele der hier liebevoll gezogenen ausgefallenen Sorten den deutschen Winter nicht überleben würden. Trotzdem wagt man es, kauft noch die eine oder andere nicht ganz so empfindsame Sorte hinzu und überlegt bei jedem neuen Stop sorgenvoll, wieviele weitere Pflanzen wohl noch im Buss Platz haben werden und dann auch noch für die letzte Etappe nach Hause im Zug handhabbar sind.
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