Japan: Land der aufgehenden Sonne

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Eine Reise durch Zentral-Japan von Osaka über Kyoto und Tokio bis Nikko

Die Japanische Kultur hat mich schon als junger Mensch interessiert, die grafische Eleganz der Farbholzschnitte, die schöne Schrift mit den kühnen Pinsel-Schwüngen der Kaligraphie, die Abstraktheit der Gartenkunst bis hin zur Perfektion in der Kampfkunst wie etwa Karate, das ich bis heute praktiziere. Eine Dienstreise nach Japan hatte mir bereits einen kleinen Einblick in dieses Land und seine Kultur gegeben, die mich so fasziniert hat, dass wir jetzt drei Wochen lang das Land der aufgehenden Sonne bereisen und in seine Kultur eintauchen wollen.


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Etappen

Toris im Fushima-Inari Schrein

Osaka mit Kobe und Himeji

Tag 1: Osaka

Finnair bringt uns mit einem kurzen Zwischenstopp in Helsinki nach Japan. Auf der Route kurz unterhalb des Polarkreises geht der rote Streifen des Abendrots nahtlos über in den Sonnenaufgang über Ost-Sibirien. Wir haben es gewusst, trotzdem treffen uns die 38 Grad in Osaka wie eine Wand. Kurz noch etwas Zeit in der großen unterirdischen Mall des Bahnhofs Osaka-Umdeda totschlagen, dann können wir unser Zimmer im nahegelegenen Hotel beziehen und ergeben uns übermüdet einem frühen und langen Schlaf.

Tag 2: Osaka - Ausflug nach Himeji zur Burg des weißen Reihers

Himeji-jo Ausgeschlafen stehen wir um sieben Uhr auf, gönnen uns ein reichliches Frühstück und brechen auf nach Himeji. Unser Hotel liegt direkt am Bahnhof, wir meistern problemlos die Reservierung des Shinkansen und ab Osaka-Shin bringt uns dieser ebenso schnell wie komfortabel entlang der Küste nach Himeji. Diese kleine Stadt besitzt eine der prächtigsten Burgen des Landes, die als eine der wenigen im Original erhalten ist und als die schönste Japans gilt. Wegen ihrer weißen anmutigen Erscheinung wird sie auch Shirasagi-jo, d.h. Burg des weißen Reihers, genannt.

Schon vom Bahnhof aus ist die Burg Himeji-jo zu sehen, die auf einem kleinen Hügel über der Stadt liegt. Schnell sind wir am breiten Wassergraben, hinter dem sich dicke Steinmauern erheben, schreiten durch Tor um Tor und stehen dann an der wahrhaft schönen Burg, die mit ihrer weißen Gestalt und den kühn geschwungenen Dächern vor dem hellblauen Himmel zu schweben scheint.

Himeji-jo Am Eingang des zentralen Turms müssen wir unsere Schuhe ausziehen, und welch wundervolles sensorisches Erlebnis ist es, die alten glatten Holzdielen unter den nackten Fußsohlen zu erspüren. Dazu ist die Holzkonstruktion des Hauptturms mehr als beeindruckend, den wir Etage um Etage erklimmen, und es riecht wundervoll nach altem Holz und Weihrauch. Es ist fantastisch, diese Räumlichkeiten zu erfahren, dunkle Böden und Täfelungen, dicke Holzbalken und zwei mächtige, 25 Meter hohe Holzsäulen, die die Konstruktion tragen. Trotz der Hitze draußen ist es hier angenehm kühl und durch die offenen Fensterschlitze kommt ein belebender Luftzug.

Dotombori Viel zu schnell vergeht die Zeit, und nach der Besichtigung des langen Wehrgangs verlassen wir die eindrucksvolle Burg. Noch einen Abstecher in den japanischen Garten am Fuße der Burg, sehr schön angelegt und zum Lustwandeln einladend, wäre es nicht gerade die Zeit der größten Mittagshitze. Auf dem Rückweg zum Bahnhof kehren wir in einer winzigen Nudelsuppenküche ein, dann geht es wieder mit dem Shinkansen zurück nach Osaka.

Am Abend besuchen wir Dotombori, ein quirliges Viertel mit lebendigem Nachtleben, nur vier U-Bahn-Haltestellen von Osaka-Umeda entfernt. Wir tauchen ein in die Menschenmengen auf den Straßen, die von großen Leuchtreklamen grell und bunt beleuchtet werden. Wir gönnen uns ein Menü mit dem berühmten Kobe-Rind, extrem teuer aber auch wirklich sehr gut. Anschließend lassen wir uns nochmal in diesem grellen Nachtleben treiben, dann geht es zurück zum Hotel und ab in die Betten, ein wenig fühlen wir den Jetlag schon noch.

Tag 3: Osaka mit Ausflug zum Holzhandwerks-Museum in Kobe

Takenaka Holzhandwerksmuseum Heute besuchen wir das Takenaka Holzhandwerksmuseum in Kobe. Es liegt gleich neben dem Bahnhof Shin-Kobe, von Osaka aus nur ein Katzensprung. Es ist nicht groß, aber modern und sehr informativ mit hervorragend präsentierten Exponaten, die insbesondere die traditionellen Werkzeuge, aber auch die Handwerkskunst der Holzbearbeitung illustrieren. Von Äxten über Sägen, Hobel und Stechbeitel, bis hin zu den Werkzeugen zum Anreißen, unzählige alte Stücke sowie damit gefertigte Muster für rafinierte Steckverbindungen sind zu sehen und immer wieder auch anzufassen.

Takenaka Holzhandwerksmuseum Besonders imposant ist ein lebensgroßes Model einer Tempelsäule mit aufliegender Holzkonstruktion für Querbalken und Dachaufbau der "Goldenen Halle". Sehr nett ist auch die kleine Werkstatt, wo Kinder wie Erwachsene mit großer Freude unter kundiger Anleitung sägen und hobeln oder mit der japanischen Variante der Spick-Schnur anzeichnen, wobei viel gelacht wird und man sich gemeinsam über einen gelungenen Schnitt oder gehobelten Span freut. Auch der Unterschied der jeweiligen japanischen und europäischen Werkzeuge kann hier erfahren und die Handhabung erprobt werden.

Osaka-jo Am Nachmittag machen wir uns auf zum Osaka-jo, der mächtigen Burg Hideyoshis, die leider völlig zerstört wurde und vor einigen Jahren in Beton nach alten Bildern wiedererbaut wurde. Wie es sich für einen großen Kriegsherrn gehört, ist die Anlage von breiten Wassergräben und mächtigen Mauern umgeben und auch der Anblick des wiedererbauten neun-geschossigen Hauptturms ist gar prächtig mit den grünen Dächern und den goldenen Fischen und Tigern als Verzierung. Aber im Inneren kann die Osaka-jo gegenüber Himeji-jo nur enttäuschen, da ja nichts der alten Holzkonstruktion erhalten ist und der Turm in seelenlosem Beton nachgebaut wurde. Auch das Museum im Inneren überzeugt uns nicht, zudem fordern Hitze und Jetlag ihren Tribut und wir sind froh, als wir wieder in unserem Hotel sind.

Heute Abend gibt es nur ein einfaches aber leckeres japanisches Essen gleich in der Nachbarschaft in einem der vielen kleinen Restaurants, dann fallen wir müde in die Federn.

Kyoto und seine Tempel und Schreine

Tag 4: Osaka - Koyto

Es ist Sonntag und der Nahverkehrszug von Osaka nach Kyoto angenehm leer. Ein "Foreigner Friendly" Taxifahrer bringt uns zu unserem Hotel mitten im lebhaften Viertel Gion. Unser Zimmer ist noch nicht bezugsbereit und so machen wir uns zu einem kleinen Rundgang durch die großen Einkaufspassagen auf und beschließen, uns schon einmal die ersten Tempel anzuschauen, für die Kyoto so berühmt ist.

Kyoto auf dem Weg zum Tempel Der herrlich im Berghang gelegene Kiyomizu-dera Tempel mit der schönen großen Holzterrasse hoch über der Stadt ist unser erstes Ziel. Wir überqueren den Fluss, kämpfen uns durch die Hitze der Straßen und dann bergauf. Die kleinen Straßen sind Fußgänger-Zonen und gesäumt von kleinen Holzhäusern mit Geschäften darin, die alles anbieten, was Touristen brauchen oder auch nicht brauchen. Vermutlich ist es dem Sonntag zu verdanken, dass so viele Japaner sich gleich mit der ganzen Familie in bunte Kimonos und traditionelle Gewänder gekleidet haben um den Tempeln einen Besuch abzustatten. Bunte Schirme und Holzsandalen komplettieren den traditionellen Auftritt.

Kyoto Kiyomizu-dera Prachtvoll ist das rote Eingangstor zum Tempelbereich und der ebenfalls grell zinnoberrote Pavillon daneben und kontrastiert damit mit den dunklen Braun-Tönen der Haupthalle des Kiyomizu-dera. Leider wird der Tempel auch gerade renoviert und das Gebäude ist wegen der Gerüste und des Not-Daches kaum zu sehen. Immerhin gibt es noch den schönen Blick über Kyoto von der Veranda und auch der kurze Abstecher hinauf zum Jinshu-jinja ist sehr nett. Der kleine Schrein ist der Gottheit für Liebe und Beziehungen gewidmet und entsprechend beliebt.

Kyoto Kodai-ji Auf dem Rückweg kommen wir am Kodai-ji Tempel vorbei, dem wir ebenfalls einen Besuch abstatten. Wie still und beschaulich ist es hier im Vergleich zu dem von Massen frequentierten Kiyomizu-dera. Wir wandeln entspannt durch das Gelände, bestaunen die schönen Gebäude und den Garten. Vor der Terrasse der Haupthalle liegt ein Zen-Garten aus gerechtem Kies mit einigen Aufhäufungen und schön platzierten Felsen. Besonders schön finde ich ein am kleinen Teich gelegenes Pavillon, aber auch die Totenkapelle von Tyotomi Hideyoshi und seiner Frau lässt staunen ob der schönen Lackarbeiten und auch gerade, als uns die Tempelbedienstete die neu renovierte Seitenfront zeigt, die in satten Lackfarben und goldgefasstem Dachgebälk glänzt. Der Garten ist wunderschön und setzt mit einem kleinen Hain von hohem Bambus im Abstieg einen schönen Akzent.

Bis wir wieder am Hotel ankommen, ist unsere Lebensenergie von der 38-Grad-Hitze fast aufgefressen und meine Zehen scheinen in der Hitze der direkten Sonneneinstrahlung zu entflammen. Wie gut ist da eine lauwarme Dusche, ein kühles Bier und ein kleiner Mittagsschlaf, an den sich nahtlos das Abendessen in einem Lokal in der Nähe anschließt.

Tag 5: Kyoto - Fushima-Inari Schrein und Tofuku-ji bis Kinkaku-ji und Ryoan-ji

Kyoto Fushima-Inari Schrein Gleich morgens fahren wir mit der Privatbahn nach Süden. Der herrliche Fushima-Inari Schrein ist unser Ziel, einer der meistbesuchten und berühmtesten Shinto-Schreine Japans. Die Attraktion sind rund zehntausend Toris, große, orangerot lackierte Tore, die von Gläubigen gespendet die Wege hinauf auf den Berg und hinunter säumen und orangene Tunnel bilden.

Kyoto Fushima-Inari Schrein Gleich hinter dem Bahnhof überspannt das erste große Tori die Zugangsstraße zum Schrein. Ein großes hellrotes Tor und etliche ebenso gefärbte Holzgebäude stehen am Eingang, wo Gläubige Gaben darbringen, die Glocke läuten und in die Hände klatschen, damit die Reisgöttin Inari sie auch bemerkt. Ihr ist dieser Schrein gewidmet und ihre Begleiter, zwei Füchse, sowie die Toris in ganz groß bis ganz klein sind überall auf dem Gelände präsent und schmücken die kleinen und großen Altäre am Wegesrand.

Kyoto Fushima-Inari Schrein Fasziniert durchschreiten wir die Tori-Tunnel, immer wieder wechseln Licht und Farbigkeit, mal stehen die Toris enger, mal weiter und lassen uns auch den schönen umgebenden Bergwald genießen. Wir lassen nichts aus, trotz der 37 Grad laufen wir die acht Kilometer bis zum Gipfel hinauf und wieder hinab durch die geschätzten 10 000 Toris und es ist fast schade, als wir wieder am Eingang ankommen.

Kyoto Tofuku-ji Unser nächstes Ziel ist nur eine halbe Stunde Fußweg entfernt. Per Pedes machen wir uns entlang der schmalen Straße auf zum Tofuku-ji, einem buddhistischen Tempel, der einer der größten Zen-Tempel Kyotos ist. Schon sein Tor ist gewaltig und misst über 20 Meter Höhe. Überhaupt sind die Bauten und Hallen des Tempels von gigantischen Ausmaßen. Alle Gebäude sind aus dunklem geflammten Holz und wirken ernst und schwer unter ihren Dächern von dunkelgrau glasierten Ziegeln. Das Eingangstor bildet eine Ausnahme, da einige Holzelemente sowie die Stirnseiten der Sparren weiß gekalkt sind und durch den Kontrast die Konstruktion betonen und ein dunkel-helles Muster bilden.

Kyoto Tofuku-ji Wir besuchen den Garten, der während der Herbstlaubfärbung wegen seiner vielen Ahornbäume sehr beliebt ist. Dort gibt es auch eine kleine Halle mit einem eingefassten Zen-Garten aus Kies neben einem kleinen Moosgarten. Da auch nur wenige Besucher mit uns dort sind, ist es ein beschaulicher Ort der Stille und wir sitzen lange an der Veranda und leeren unsere Gedanken beim Anblick des in Schachbrettmuster gerechten Kieses. Dahinter setzt der Moos-Garten grüne Akzente und geht in den buschbewachsenen Hang und den Wald über. Eine Klangwolke aus lautem Zirpen liegt über allem und erfüllt den Raum der Mittagshitze.

Kyoto Kinkaku-ji Wir sind von der Hitze so erschlagen, dass wir beschließen, statt öffentlich mit einem Taxi zu fahren, das passender Weise gleich am Tempeleingang bereit steht. Es geht quer durch die Stadt vom Südosten in den Nordwesten zum Kinkaku-ji. Auch er ist einer der meistbesuchten Tempel, wohl wegen des goldenen Pavillons, der in der Tat prachtvoll glänzend am Ufer des Sees steht und den alle fotografieren wollen bzw. am besten ein Selfie mit dem Pavillon machen wollen. Als Teil eines großen Menschenstroms schieben wir uns durch den schönen Garten, vorbei am goldenen Pavillon, rasch einen Blick in das schlichte Teehaus werfen, an einer kleinen Gebetshalle steht ein breites Räucherbecken, dann sind wir auch schon wieder draußen.

Kyoto Ryoan-ji Wir laufen die Straße entlang zum nächsten Höhepunkt einer ganz anderen Art, dem Zen-Tempel Ryoan-ji mit seinem berühmten Zen-Garten. Der Zen-Garten ist klein, gerade mal 30 auf 10 Meter ist die Fläche, die mit gerechtem Kies bedeckt ist, aus dem sich einige wenige Stein-Inseln umgeben von Moos erheben, dahinter die Mauer die den Zen-Garten vom Landschaftsgarten abtrennt. Generationen hat dieser Garten Rätsel aufgegeben. Wir sitzen auf der Terrasse, die wir barfuß betreten haben, und lassen diese akzentuierte Leere auf uns wirken. Üppiger ist der Landschaftsgarten weiter unten mit dem schönen Seerosensee, zu dem sich die Zweige der japanischen Ahornbäume hinab neigen und sich die grazilen Blätter auf der stillen Wasseroberfläche spiegeln.

Unser letzter Plan geht nicht auf, der Toji-in Tempel ist geschlossen und auch eigentlich nicht der, den wir sehen wollten. Ein Taxi bringt uns erschöpfte Wanderer zurück und ein Tag mit vielen intensiven und unterschiedlichen Eindrücken neigt sich dem Ende zu.

Tag 6: Kyoto - Vom Gion-Matsuri Fest bis zum Ginkaku-ji

Kyoto Gion-Matsuri Fest Heute ist der große Abschluss des Gion-Matsuri Festes, bei dem zehn große Wagen der Shinto-Schreine des Gion Bezirks durch die Straßen unseres Viertels gezogen werden. Dies lassen wir uns natürlich nicht entgehen und gesellen uns zu den Schaulustigen, die die große Straße Shijo-dori säumen. Wir bewundern die Effizienz der Organisation und schauen den Wagen mit Polizisten und Stadtbediensteten zu, die im Nuh die überragenden Verkehrsampeln zur Seite drehen und die Zuschauermenge zur Ordnung rufen.

Kyoto Gion-Matsuri Fest Dann kommt auch schon der erste Wagen in Sicht. Kein Wunder, dass die Ampeln aus dem Weg geräumt werden mussten, der Wagen ist etwa acht Meter hoch und von einem gar nicht so kleinen Kiefernbaum gekrönt. Prächtig ist er geschmückt, Rot und Gold überwiegen, und auf der hohen Etage sitzen die Musikanten mit Flöten und Zimbeln sowie zwei Trompeten. Die großen Wagen werden von zahlreichen Helfern an dicken Tauen gezogen, und an der Kreuzung, wo der Zug eine 90 Grad Wende vollziehen muss, kommt die Herausforderung, das hohe, kopflastige Gefährt mit seiner starren Achse um die Ecke zu bringen.

Zwei Wagenführer an der Front des Wagens geben lautstarke Kommandos, die mit großen Gesten mit einem Fächer unterstützt werden, und der Wagen wird mit gewässerten Bambusstangen unter den großen Rädern unter dem begeisterten Oh und Ah der Menge auf zwei bis drei Mal herum gezogen. Durchaus verschieden sind die zehn Wagen, jeder mit einem eigenen Aufbau und Bedeutung. Besonders prächtig ist der abschließende Wagen in Form eines Schiffes. Kaum ist dieser vorbei, zerstreut sich die Menge und die Wagen mit den Stadtbediensteten ziehen die weggeklappten Ampeln wieder in ihre ursprüngliche Position über der Straße. Kyoto Chion-in

Auch wir machen uns auf in Richtung Nordosten. Wir statten dem Tempel Chion-in einen kurzen Besuch ab, einem der größten Tempel Japans. Sein dunkles, zweistöckiges Tor ist fast so mächtig wie das des Tofuku-ji und ebenso eines der größten Japans. Wir wandeln durch den schönen kleinen Zen-Garten, mit einem kleinen, intensiv grünen Teich und schönen Elementen aus gerechtem Kies, dekorativen Felsen und Steinlaternen, die sich harmonisch in das Gesamtbild des Gartens einfügen.

Kyoto Heian-jingu Wir können nicht alle Tempel auf dem Weg besichtigen, und so lassen wir den einen oder anderen Tempel oder Schrein aus und steuern direkt auf den Heian-jingu Schrein zu, der schon von weitem durch eine riesiges orangenes Tori quer über der Straße angezeigt wird. Der Heian Schrein ist ein im Maßstab 5:8 verkleinerter Nachbau des ersten in Kyoto erbauten Palastes, und wurde zur 1100 Jahr-Feier des alten Kyoto, auch Heian-Kyo, Kaiserliche Residenzstadt des Friedens und der Ruhe, genannt, im Jahr 1895 errichtet. Trotz des verkleinerten Maßstabs ist die Anlage imposant und erhebt sich grell orange mit grün glasierten Dachziegeln um eine grell-weiße Kiesfläche. Sehr schön ist der große Garten, in dem wir lustwandeln und lange auf einer Bank der überdachten Holzbrücke über einem kleinen See sitzen, ausruhen, uns von der Hitze des Mittags erholen und den Garten auf uns wirken lassen.

Kyoto Ginkaku-ji Dann noch ein Stück Wegs über die heißen Straßen, bis wir zum Philosophen-Weg kommen, der idyllisch an einem kleinen Kanal entlangführt und von Kirschbäumen gesäumt ist. Und auch hier lassen wir schöne Tempel links bzw. rechts liegen und streben dem Ginkaku-ji zu, dem Tempel des Silber-Pavillons, den wir uns als letztes Highlight heute anschauen. Wie auch nicht anders zu erwarten ist der Tempel recht frequentiert, es ist aber auch ein sehr schönes, harmonisches Ensemble von kleineren Pavillons eingebettet in einen schönen Garten. Wir können keine Innenräume besichtigen, aber der Tempel entwickelt auch so seinen Reiz, mit dem Garten im Umwandelstil unten, der dem Betrachter rätselhafte Sandformationen darbietet, bis zum Landschaftsgarten im oberen Teil. Später lesen wir, dass die bergförmige Sand-Struktur das Mondlicht auf besondere Weise reflektieren soll, und der Sand-See, genannt Silbersandbühne, einen berühmten See in China darstellen soll.

Danach sind wir vollgetankt mit Eindrücken und von der Hitze ausgezehrt und nehmen ein Taxi nach Hause, wo eine erfrischende Dusche und ein kühles Bier auf uns warten.

Tag 7: Kyoto - Higashi-Hongan-ji und To-ji

Kyoto Higashi-Hongan-ji An unserem letzten vollen Tag in Kyoto besichtigen wir zwei Superlative, den Higashi-Hongan-ji Tempel mit seiner riesigen Haupthalle, dem größten Holzgebäude Kyotos, und den To-ji Tempel mit seiner fünfstöckigen Pagode, dem höchsten Holzgebäude Japans.

Kyoto Higashi-Hongan-ji Wir beginnen mit dem Higashi-Hongan-ji Tempel. Der Tempel wurde 1602 gegründet, aber alle alten Gebäude wurden 1864 bei einem Brand zerstört und 1895 nach den alten Vorlagen wieder aufgebaut. Das große Eingangstor wurde 1911 errichtet und beeindruckt durch seine Größe sowie die Konstruktion und die schönen floralen Schnitzereien, die es zieren. Noch beeindruckender ist aber die große Halle dahinter, mit einer Grundfläche von 3900 qm und 90 großen Holzpfeilern. Schön dass wir sie betreten dürfen und den riesigen Raum auf uns wirken lasse können. Wir bewundern die konstruktiven Details und die prächtige Ausschmückung der Rückwand mit den Lotusbildern auf Goldgrund und der Figur des ersten Abtes im Zentrum. Auch die zweite Halle ist prächtig, wenn auch etwas kleiner, mit dem Amida-Buddha im Zentrum der Rückwand. Wir lassen uns auch den unweit gelegenen Garten Shosei-en nicht entgegen, eine alte Abt-Residenz, der schön zu durchwandeln ist.

Kyoto To-ji Danach geht es zum Bahnhof, quer hindurch, und eine paar heiße Straßenblocks weiter südwestlich erreichen wir den To-ji Tempel, den ersten Tempel des alten Kyotos, erbaut 794, der sich zu einem der wichtigsten Tempel Japans entwickelte und ein Zentrum des Shingon-Buddhismus ist. Hier steht die mit 55 Metern höchste Pagode Japans mit ihren fünf Stockwerken. Selbst Erdbeben konnten der geschickten Holzkonstruktion nichts anhaben, aber Feuer brannte die Pagode viermal nieder, das derzeitige Gebäude stammt von 1644.

Ebenso beeindruckend finde ich die beiden Hallen. Die Lehrhalle beherbergt Buddha-Statuen, die gemäß des Mandalas des Shingon-Buddhismus arrangiert sind, mit dem großen Buddha der Erleuchtung im Zentrum. Die schöne Haupthalle stellt den Buddha der Medizin in ihre Mitte, flankiert von den Bodhisattvas der Sonne und des Mondes und getragen von den zwölf himmlischen Generälen. Die alten Figuren sind künsterlisch hervorragend gearbeitet und sehr eindrucksvoll, und wir sitzen eine ganze Weile vor der zentralen Buddha-Statue und lassen ihre Präsenz auf uns wirken.

Nach ausgiebiger Bewunderung und Umrundung der Pagode geht es per Taxi nach Hause und den Rest des Nachmittags verbringen wir damit, Mitbringsel einzukaufen, Reisebericht zu schreiben und für den nächsten Tag zusammenzupacken.

Nara und seine zahmen Hirsche

Tag 8: Kyoto - Nara mit Horyu-ji und Todai-ji

Narra Horyu-ji Mit dem JR Express geht es nach Nara. Wir sind schon früh aufgestanden und erreichen Nara zeitig genug, um noch einen Abstecher zum Tempel Horyu-ji machen können, der weit abgelegen ist. Erst einmal bringen wir unser Gepäck zum Ryokan, dann geht es per Bus zum Bahnhof, per Bahn drei Stationen nach Süden und von dort zwanzig Minuten per Pedes über heiße Straßen zum Horyu-ji, dem "Tempel des erhabenen Gesetzes". Der Bau des Tempel wurde in den Jahren 605 bis 607 begonnen, 690 wurde die goldene Halle und 711 die Pagode vollendet. Diese Gebäude sind die ältesten noch vollständig erhaltenen Holzgebäude der Welt.

Narra Horyu-ji Der Horyu-ji ist eine schöne und sehr harmonische Anlage. Ihrer Abgeschiedenheit verdanken wir wohl, dass mit uns nur wenige weitere Touristen diesen Tempel besuchen, und insgesamt eine große Ruhe zu spüren ist. Eine der Hallen weist kunstvolle Schnitzereien am Gebälk des Daches auf, Drachen winden sich um Stützen und kleine Figuren stützen die aufliegenden Balken an den Ecken des Gebäudes.

Narra Kasuga-Taisha Zurück in Nara laufen wir zum Park, wo wir als erstes auf die vielen zahmen Hirsche treffen, die hier leben und von den Besuchern gefüttert werden. Dann erreichen wir den Tempel Kofuku-ji mit seiner schönen fünfstöckigen Pagode, die die zweithöchste Japans ist. Wir laufen weiter durch den Park, überall sind die zahmen Hirsche unterwegs, auch wenn sie wegen der großen Hitze ebenso schlaff zu sein scheinen wie wir.

Den Weg zum Kasuga-Taisha Schrein säumen hunderte großer Steinlaternen, der Schrein selbst leuchtet in Zinnoberrot aus dem Grün der Bäume und seine Dachtraufen sind mit vielen Bronzelaternen geschmückt. Den Schrein selbst schauen wir uns nicht an, wir wollen weiter zum Todai-ji Tempel mit seiner großen Halle.

Narra Todai-ji Schon das erste Tor des Todai-ji ist riesig, mit großen hölzernen Wächterfiguren in den Nischen zur Rechten und zur Linken, aber als wir den inneren Tempelbereich betreten, sind wir vollends überwältigt von der Mächtigkeit der großen Halle. Darin befindet sich eine riesige 15 Meter hohe Bronze-Statue des meditierenden kosmischen Buddha aus dem Jahr 752. Er ist noch heute die größte Bronze­statue der Welt, flankiert von zwei ebenfalls sehr großen, vergoldeten Buddha-Figuren. Etwas weiter hinten stehen zwei hohe Holzbildnisse von Beschützerdämonen, die mich ebenfalls sehr beeindrucken.

Narra Todai-ji Dann heißt es nach Hause gehen zu unserem nahegelegenen Ryokan, einer traditionellen japanischen Herberge. Wir werden in die Benutzung des Zimmers eingewiesen, dann schlüpfen wir in die bereitliegenden Yukatas, einer Art Hausmantel aus gemustertem Baumwollstoff, und entspannen von dem anstrengenden wie eindrücklichen Tag. Das Abendessen gibt es für uns beide privat in einem separaten Zimmer. Kaum zu glauben was dort alles an köstlichen Kleinigkeiten schon bereit steht und von unserer liebreizenden Bedienung nach und nach noch gebracht wird. Es gibt viel Fisch, teils roh, teils gekocht, teils in Suppe oder in einem Eierstich. Es gibt zwei Stövchen für jeden von uns, wo Fisch und Fleisch auf dem Tisch gegart werden, Tempura, Sushi, vielfältigste Köstlichkeiten, bis wir wirklich mehr als satt sind und in unser Zimmer wechseln, wo freundliche Geister die Futons schon auf den Tatamis ausgerollt und die Betten darauf bereitet haben.

Koya-San - auf einem heiligen Berg

Tag 9: Nara - Koya-san - Tempelunterkunft und Okuno-in

Koya-San Heute haben wir ein kleines Abenteuer vor uns, wir wollen auf den Koya-san, einen mystischen Berg, der das Zentrum der buddhistischen Shingon-Sekte mit einer über 1200-jährigen Tradition ist. Wir haben dort eine Tempelunterkunft (Syukubo) gebucht und auch der Weg dorthin ist ebenso lang wie abenteuerlich. Ab Nara geht es erst mit dem JR-Bummelzug bis Hashimoto, dort wechseln wir auf eine Privatbahn, mit der es eingleisig in die Berge geht. Die kleine Bahn fährt mit viel Quietschen auf einer eng gewundenen Strecke hinauf, höher und höher, entlang von steilen Berghängen und durch dichten, sattgrünen Wald. Für das letzte steile Stück steigen wir in eine Standseilbahn um und von deren Bergstation bringen uns Busse den Rest der Strecke durch den Wald in den kleinen Ort mit seinen tausend Mönchen und zahllosen Klöstern, wo aktiv Glaube praktiziert wird.

Koya-San Unsere Unterkunft ist im Zofukuin Tempel, wo wir herzlich empfangen werden. Ein junger Mönch weist uns in Regeln und Räumlichkeiten ein, das Ganze in deutschen Sätzen, die er aus einem kleinen Büchlein mit japanischer Lautschrift abliest. Unser kleines Zimmer mit Gemeinschaftsbad Nutzung liegt im ersten Stock und hat einen schönen Blick auf das japanische Gärtchen im Innenhof.

Koya-San Aber erstmal brechen wir wieder auf und laufen zum Okuno-in Tempel. Erst geht es ein kurzes Stück durch das Örtchen, dann biegen wir ab in einen Wald aus hohen, alten Japan-Zedern, in dem sich ein großer Friedhof mit mehr als 2000 Urnengräbern befindet. Der gepflasterte Weg geht über drei Brücken, die erste führt ins Reich der Toten, die zweite steht für die Reinigung, und die dritte und letzte führt ins Reich der Erleuchtung. Es ist ein Ort der Stille und Besinnung, durch die hohen, bis zu 900 Jahre alten Bäume fallen hier und da Sonnenstrahlen und lassen die großen moosüberwachsenen Urnengräber leuchten. Die majestätischen Bäume sind den Mönchen heilig und werden erhalten, solange es irgend geht. An vielen Stellen sehen wir, wie ein alter sich neigender Gigant mit fachen Stahlseilen an anderen Bäumen befestigt und damit gestützt wird. Und wenn ein Baum wirklich nicht mehr erhalten werden kann, trifft ein Komittee die schmerzhafte Entscheidung, und der Baum wird rituell gefällt.

Wir schreiten durch dieses Reich der Toten bis ans Ende, wo das Mausoleum des Kobo Daishi, des Gründers des Shingon-Buddhismus, über eine steile Treppe erreicht wird. Hier lässt sich die Spiritualität greifen, ein Mönch singt vor dem Altar, Räucherkerzenduft durchzieht die Luft, der Raum ist beleuchtet von hunderten von Bronzelaternen, die von der Decke hängen.

Koya-San Garan Unser Weg zurück führt wieder unter den schönen alten Bäumen entlang und durch den alten Friedhof. Gerade haben wir noch Zeit, uns kurz den Tempel Garan mit seinen imposanten Gebäuden anzuschauen, der goldenen Halle, der zinnoberroten Pagode und einigen Nebengebäuden aus dunklem Holz und schönem Schnitzwerk, dann müssen wir nach Hause eilen um zu duschen und dann rechtzeitig zum Abendessen zu erscheinen. Es gibt ein vegetarisches Menu mit Tee, insgesamt aber sehr vielseitig und lecker. Wir ziehen uns in unser gemütliches Zimmer zurück und lassen angetan mit Yukatas den Tag Revue passieren und mit einem mitgebrachten Bier ausklingen.

Ise Shima - an der Küste mit Taifun

Tag 10: Koya-san - Toba

Früh stehen wir auf, nehmen ein kleines aber feines Frühstück im Speisesaal zu uns und brechen auf. Auf die Andacht mit den Mönchen um 6:00 in der Früh habe ich verzichtet, vielleicht ein andermal. Um acht Uhr besteigen wir den Bus, der uns die Straße durch den Wald zur Station bringt, fahren dann mit der Standseilbahn hinab und weiter mit der Privatbahn die kurvige einspurige Bahnstrecke hinab ins Tal.

Heute ist einfach Reisetag, und so ist es auch nicht schlimm, dass die JR nur Nahverkehrszüge auf meist eingleisigen Strecken zur Halbinsel Ise-Shima einsetzt. Ein bisschen Stress kommt auf als unser JR-Zug nach Toba unplanmäßig in Ise-Shima endet und wir auf die Kintetsu Privatbahn wechseln müssen, welche aber auf anderen Bahnhöfen bis Toba stoppt als geplant. Aber das alles ist kein Problem, ab Toba nehmen wir ein Taxi und am späten Nachmittag kommen wir in unserem Ryokan an, der direkt am Meer liegt.

Ise-Shima Die Dame an der Rezeption warnt uns vor dem Taifun, der in der Nacht hier anlanden und über uns hinweg ziehen soll, die Fenster im Zimmer seien mit Handtüchern präpariert, die wir bitte nicht wegnehmen sollen. Im Nachhinein erfahren wir, dass der Taifun auch der Grund war, warum unser JR-Zug nicht weitergefahren ist.

Bei guter Sicht könnten wir von hier aus den Fuji sehen, aber der Taifun bringt Wolken und schaumgekrönte Wellen, die an den Strand vor unserem Zimmer schlagen und die Kiefern rühren sich im Wind. Nach kurzem Verweilen ziehen wir wieder los ein Restaurant zu suchen, da ich leider ohne Dinner gebucht habe und alle Plätze ausgebucht sind. In unmittelbarer Nachbarschaft finden wir ein kleines feines Restaurant, mit nur sechs Tischen, ein Familienbetrieb wo Vater, Mutter und Tochter arbeiten und ein ungemein leckeres Essen für uns bereiten. Zuhause trinken wir noch ein Gute-Nacht-Bier, lauschen auf das Rauschen der Brandung und des Winds in den Kiefern und betten uns auf unseren Futons zur Nacht, in gespannter Erwartung, wie heftig der Taifun wohl werden wird.

Tag 11: Toba - Ise-Schrein

Ise-Shima Meoto-iwa In der Nacht ist der Taifun über uns hinweg gezogen. Stürmischer Wind peitschte die Zweige der Kiefern wie auch den heftige Regen gegen unsere Fenster, bis das Wasser in kleinen Rinnsalen die Wand herunter lief und sich eine große Pfütze auf dem Teppichboden vor dem Fenster bildete. Fast hatte ich Angst, die Fenster könnten der anpeitschenden Kiefer nicht standhalten und splitten, aber dann besänftigte sich der Sturm und wir schliefen wieder ein.

Am nächsten Morgen jagen heftige Schauer über die Bucht. Eine kleine Regenpause nutzen wir, um zum unweit gelegenen Heiligtum Meoto-iwa, den verheirateten Felsen, zu laufen, zwei Felsen kurz vor der Küste, die durch ein dickes, gedrehtes Tau aus Reisstroh miteinander verbunden sind. Das Zeichen dieses kleinen Shinto-Heiligtums, das die Verbundenheit symbolisiert, sind Kröten und Frösche, deren steinerne Abbilder nicht nur das rituelle Reinigungsbecken schmücken, sondern auch überall im Fels und auf der Steinmauer zum Meer in allen Größen platziert sind.

Ise-Shima Ise-Schrein Tatsächlich hat sich das Wetter beruhigt und nach einer kurzen aber heftigen Schauer-Dusche kommt sogar die Sonne zum Vorschein. Wir beschließen, uns am Nachmittag den Ise-jingu Schrein anzuschauen, das höchste shintoistische Heiligtum in Japan. Da die JR wegen des Taifuns noch nicht wieder fährt, bringt uns ein Taxi nach Iseshi, wo wir den äußeren und dann den etwas entfernt liegenden inneren Schrein besichtigen. Beide sind in schöne Parkanlagen mit wundervollen alten Bäumen eingebettet. Eine Besonderheit ist, dass die der Sonnengöttin gewidmeten Schreine alle 20 Jahre abgebrannt und rituell neu errichtet werden, und das seit dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Die Form mutet archaisch und einfach an, ganz anders als die wesentlich später erbauten buddhistischen Tempel mit ihren großen Toren und Hallen und den elaborierten Holzkonstruktionen. Sie sind auch viel kleiner als diese und von einem massiven Holzzaun umgeben, geschützt vor den Blicken des Volkes, und nur Privilegierte dürfen den inneren Bereich betreten.

Dann fängt es wieder an zu regnen, wir verlassen den Park und setzen uns rechtzeitig vor dem nächsten heftigen Schutt ins Taxi nach Hause. Dort ist Zeit genug noch etwas Reisebericht zu schreiben, zu baden und dann das traditionelle japanische Abendessen im Restaurant zu genießen.

Hakone mit einem kurzen Blick auf den Fuji-San

Tag 12: Toba - Hakone

Es ist wieder Reisetag, von Toba geht es nach Hakone in die Nähe des Fuji-san, wie der Berg höflich genannt wird. Ein Schnellzug bringt uns nach Nagoya, wo wir keine Lust haben, uns an der langen Schlange vor dem Reservierungsschalter anzustellen und stattdessen gleich in den nächsten Shinkansen Richtung Tokio springen. Das erweist sich als kleiner Fehler, da dieser Zug nonstop bis Yokohama braust und ohne Halt durch Odawara hindurchrauscht, und zudem ausgerechnet zu den Shinkansen gehört, die wir eigentlich nicht fahren dürfen. Aber der Schaffner ist sehr freundlich und zuvorkommend, und sucht uns den passenden Zug ab Yokohama zurück heraus. Also steigen wir in Yokohama aus und um und müssen gerade einmal fünfzehn Minuten mit einem anderen Shinkansen zurück fahren, bis wir an unserem ersten Etappenziel Odawara ankommen.

Schon auf der Fahrt nach Norden haben wir den Fuji-san gesehen, Wolken hüllten ihn ein, aber die Krater-Region war klar hoch über der Ebene zu sehen. Hoffentlich zeigt sich der Vulkan auch in den nächsten Tagen aus der Hakone-Region. Wir nehmen den Bus Richtung Hakone und eine gute Stunde später sind wir am Ashi-See angelangt und beziehen unser Zimmer in einem kleinen, familiären Ryokan unweit des Sees und der Talstation der Seilbahn. Heute ist erst mal ankommen und entspannen angesagt, ein schönes japanisches Abendessen genießen und dann in dem Außenpool ein heißes Bad nehmen, den wir ganz für uns alleine haben. Das Wasser kommt aus einer vulkanischen Quelle in der Nähe und ist so heiß, dass wir krebsrot, mit weichen Knien und gefühlt halbgargekocht dem Pool wieder entsteigen.

Tag 13: Hakone und Ashi-See

Hakone Heute verbringen wir einen entspannten Urlaubstag. Wir stehen früh genug auf in der Hoffnung auf eine morgendlich freie, wolkenlose Sicht, aber Richtung Fuji liegt eine dicke Wolkenbank. Also fahren wir erstmal mit einem der drei großen Piratenschiff über den See, die die Route über den See Ashi nach Hakone-Machi bedienen. Der Besitzer der Schiffe hatte kurz nach dem Krieg einen Disneyland-Park besichtigt und beschlossen, den japanischen Kindern mit den Schiffen eine Freude zu bereiten. In Hakone-Machi gibt es eine alte wieder aufgebaute Kontrollstation des alten Handels- und Reiseweges Tokaido zu sehen, die sehr schön und plastisch mit Figuren und Geräuschen das Leben in dem Checkpoint aus der Edo-Zeit wiedererleben lässt. Von dem kleinen Ausguck-Häuschen im Hang über der Kontrollstation haben wir einen schönen Blick über den See und erhaschen sogar einen Blick auf den Fuji, als die Wolken kurz eine kleine Lücke lassen und sich der Gipfel mit dem Kraterrand zeigt. Nur eine Minute später ist der magische Berg auch schon wieder verschwunden und sollte sich den Rest des Tages auch nicht wieder zeigen.

Hakone Da hilft auch nichts, dass wir den allerschönsten Aussichtspunkt im Schlosspark der kleinen Halbinsel gefunden haben, aber immerhin ist der Park und auch die Aussicht auf den See wunderschön. Auf dem Weg ins nahegelegene Moto-Hakone wandeln wir ein Stück auf dem alten Handelsweg Tokaido, der von prächtigen hohen, alten Japan-Zedern gesäumt ist. Moto-Hakone selbst ist sehr touristisch und bald treten wir die Rückfahrt nach Togendai an, steigen um in die Seilbahn und fahren hinauf nach Owakudani, einem vulkanisch aktiven Gebiet oben am Berg. Dort faucht es mächtig aus Fumarolen und ein starker Schwefelgeruch liegt in der Luft. Leider ist das Gebiet seit einem kleineren Ausbruch in 2015 gesperrt, aber schon vom Gelände der Bergstation aus sind die verschiedenen aktiven Felder imposant, wo es aus vielen Löchern raucht und der Boden gelb vom Schwefel ist.

Leider hängen immer noch dicke Wolken vor dem Fuji, der ansonsten von hier prächtig zu sehen wäre. Mal sehen, ob es morgen noch mit einem Fuji-Blick klappt. Und so fahren wir wieder hinab, gönnen uns noch ein Eis am See und ziehen uns in unser Ryokan zurück.

Tokio und Ausflug nach Kamakura

Tag 14: Hakone - Tokio

Hakone Es ist unser letzter Tag in Hakone und damit auch unsere letzte Chance den Fuji in seiner ganzen Erscheinung oder zumindest in größeren Teilen als bisher zu sehen. Der Morgen glänzt mit einem strahlend blauen Himmel, aber bis die erste Seilbahn hinauffährt, hat sich schon eine große Quellwolke genau dort entwickelt, wo wir den Fuji sehen sollten. Auch nach einer Stunde Warten hat sich an der Wolkenlage wenig geändert, lediglich die sichtbare Basis des Fuji lässt auf seine majestätische Größe schließen.

Wir geben auf, fahren hinunter und nehmen das nächste Piratenboot zum südlichen Ende des Sees. Dort genießen wir nochmal den schönen Park, sitzen lange im Lookout-Pavillon und tatsächlich lässt der Fuji nochmal sein Haupt, das heißt die Gipfel-Region sehen, bevor er sich endgültig in Wolken hüllt.

Per Express-Bus fahren wir hinunter zur Hakone-Station, per Bähnchen weiter nach Odawara und dann per Shinkansen nach Shinagawa, von wo es nur drei Stationen mit der Circle-Line bis Shimbashi sind. Dort sind wir mitten im Gewusel der Menschen und der vielen über- und unterirdischen Wege nach Shidome, das wir dann doch recht zielsicher erreichen und dort auch unser modernes Hotel gegenüber des Bahnhofs Shidome am südlichen Rand des Stadtteils Ginza finden.

Tokio Shimbashi Gegen Abend brechen wir auf in das quirlige Viertel mit seinen zahlreichen Kneipen und Restaurants, das sich westlich an den Bahnhof Shimbashi anschließt. Viel Volk ist unterwegs, viele Geschäftsleute mit dunklem Anzug und weißem Hemd, die noch mit ihren Kollegen zum Essen und vor allem zum Trinken gehen. Die engen Gassen mit ihren vielen winzigen Kneipen und Gaststuben sind erleuchtet von Neonreklamen und Lampions. Drinnen sitzen dicht gedrängt die Gäste an Theken und kleinen Tischen, die Spieße auf den Grills dampfen und duften köstlich. Auch wir finden eine kleine Kneipe mit einem frischen Bier und leckeren Kleinigkeiten, die in Summe ganz schön satt machen.

Auf dem Nachhauseweg über die mondänen Skywalks beobachten wir auf der Ebene unter uns eine merkwürdige Veranstaltung. Mengen von Frauen stehen in Schlangen an um fünf Männern auf der Bühne die Hand zu schütteln und ein kurzes Wort zu wechseln. Eine japanisch Zuschauerin sagt uns, ja, dies sei Händeschütteln mit Berühmtheiten, vermutlich einer angesagten Boy-Group. Das waren für den ersten Tag genug Eindrücke von Tokio und müde ziehen wir uns in unser schönes Hotel zurück.

Tag 15: Tokio - Kaiserpalast, Akihabara und Ginza

Tokio Kaiserpalast Unser erster Besuch gilt dem Kaiserpalast, der zentral in der Nähe der Tokio Station gelegen ist. Den Palast selbst können wir natürlich nicht besichtigen, aber man kommt nahe heran und kann in den äußeren Verteidigungsring mit seinen dicken Mauern hineingehen zum bekannten Fotopunkt an der Nijubashi-Brücke. Von dort flanieren wir in den Ost-Garten, wo noch Mauerreste aus der Zeit des Shogunats und die Fundamente des abgebrannten Hauptturms zu sehen sind. Es sind mächtige Mauern, gefügt aus großen Steinblöcken, die die Anlage durchziehen. Die alten Mauern und die großräumige Gartenanlage bilden einen interessanten Kontrast zu dem umgebenden Hochhäusern des modernen Tokio.

Tokio Akihabara Wir laufen weiter zur Tokio-Station, ein etwas verspielter alter Bau in rotem Backstein mit hellen Steineinfassungen, und nehmen die U-Bahn nach Akihabara, dem größten Geschäftsviertel für Elektronik in Japan, dazu gesellen sich viele Manga- und Anime-Shops. Es ist ein quirliges Viertel mit kleinen und großen Shops, vollgestopft mit Elektronik oder Comics, und den grellen, großen Reklamen an den Häuserfronten. Dort treffen wir auch auf die seltsam herausgeputzten Schulmädchen, die Werbezettel für etwas verteilen, was für uns bestenfalls mysteriös ist. Auch einige der Manga-Darstellungen gehen für mich eindeutig in Richtung Kinderpornographie, aber das finden die Japaner offenbar gar nicht anstößig, so lange es gezeichnet ist. Dann fordert die große Hitze des Tages ihren Zoll und wir gönnen uns eine kleine Mittagspause in unserem kühlen, ja fast kaltem Hotelzimmer. Tokio Ginza

Am späten Nachmittag machen wir uns wieder auf nach Ginza, das unweit unseres Hotels gleich hinter den Skywalks beginnt. Wir laufen durch dieses Einkaufs-Mekka für Wohlhabende bis Reiche mit all seinen gestylten Geschäften und erlesenen Modemarken. Interessant ist es schon, aber zum Abendessen gehen wir lieber wieder in das kleine Viertel bei Shimbashi gleich nebenan, mit seiner lebendigen und bodenständigen Atmosphäre, wo wir in einem der vielen, kleinen Restaurants wieder köstlich speisen. Auf dem Nachhauseweg mache ich noch ein Foto von der von hohen Neonreklamen erleuchteten Hauptstraße von Ginza. Das sieht wirklich so aus, wie ich mir als junger Mensch Japan bzw. Tokio immer vorgestellt habe.

Tag 16: Ausflug nach Kamakura

Kamakura Kamakura war von 1192 bis 1333 Sitz der Minamoto Militärregierung und hat sehenswerte Tempel. Mit nur einer Zugstunde Entfernung bietet es sich als Tagesausflug von Tokio aus an. Der Nahverkehrszug führt durch die dichte und hohe Bebauung der Metropolen Tokio und Yokohama und auf einmal ist man in einem kleinen Städtchen mit niedrigen Wohnhäusern und idyllischen Tempelanlagen angelangt. In Kita-Kamakura steigen wir aus und es fühlt sich an, als wären wir mit der Straßenbahn in ein kleines Nest gefahren.

Gleich bei der Station liegt der Tempel Engaku-ji aus dem Jahr 1282, der der erste Zen-Tempel Japans war und als solcher seine Bedeutung bis heute hat. Die alten Gebäude sind Feuern und Naturkatastrophen wie Erdbeben zum Opfer gefallen, die ganze Anlage zeigt aber, wie lebendig dieser Zen-Buddhismus in der heutigen Zeit gelebt wird. Besonders schön finde ich das 1785 wiedererbaute zweistöckige Eingangstor mit seiner schönen, gut sichtbaren Holzkonstruktion.

Kamakura Meigetsu Etwas weiter Richtung Zentrum liegt der Tempel Meigetsu-in, idyllisch in den Hang gebettet. Wie schön ist wohl der schmale Treppenaufgang zum kleinen Tor, wenn alle blauen Hortensien blühen, die ihn säumen. Es ist schon August und uns bleibt nur eine einzige letzte Blüte und unsere Vorstellungskraft. Hasen spielen hier offensichtlich eine große Rolle und sind als Steinfiguren wie auch als lebende Tiere präsent.

Kamakura Wir überqueren die Gleise und nehmen den kleinen dreieinhalb Kilometer langen Wanderweg zum großen Buddha. Wunderschön läuft der kleine Pfad durch den Wald über den Grad der Hügel, über viele Wurzeln bergauf und bergab. Der Wald bietet Schatten und auch immer wieder ein kühlendes Lüftchen, aber insgesamt ist es so heiß, dass wir bald völlig vom Schweiß durchnässt sind. Trotzdem genießen wir den Weg, schön ist es hier oben, Grillengezirpe und Vogelgezwitscher erfüllen die Luft. Bei einem Drittel des Wegs liegt ein schönes kleines Shinto-Heiligtum, wo wir auf Bänken im Schatten sitzen und uns regenerieren.

Kamakura Daibutsu Dann geht es den Rest des Wegs durch den Wald, wieder über Wurzeln, treppauf und treppab wenn es zu steil wird, bis zum letzten Abstieg und da sind wir auch schon beim Tempel Kotoku-in und dem Daibutsu, dem großen, bronzenen Buddha, dem mit 11 Meter Höhe zweitgrößten in Japan. Das Besondere ist hier, dass die umgebende Halle, die die große Statue einst beherbergte, von einem Tsunami zerstört und weggerissen wurde, der Buddha selbst aber mit seinen 120 Tonnen inclusive Fundament erhalten geblieben ist und heute im Freien steht. Man kann die Figur sogar von innen besichtigen und ich staune über die handwerklichen Fähigkeiten der Erschaffer vor 750 Jahren. Kamakura Hase-dera

Unweit des Daibutsu liegt der Hase-dera Tempel im Hang mit Blick aufs Meer. Es ist ein schöner Gebäudekomplex mit reizenden, kleinräumigen Gartenelementen und großen Ansammlungen von Votivfiguren der gleichen kleinen Steinskulpturen, die Kinder darstellen. Auch die große, sieben Meter hohe Kannon-Statue in der Haupthalle ist beeindruckend. Dann sind wir beide erschöpft und ausgelaugt, aufgerieben von der Hitze, und besteigen nach einem Tag voller Eindrücke wieder den Zug zurück nach Tokio.

Tag 17: Tokio

Tokio Asakura Unseren letzten Tag in Tokio wollen wir ohne zu viel Programm und mit ein bisschen Shopping verbringen. Nach dem Frühstück machen wir uns auf nach Asakura, einem netten Viertel mit einem beliebten Tempel, dem Senso-ji. Der ist unweit der Metro-Station Kasakura gelegen, aber bevor wir dorthin laufen, gehen wir zum Fluss und bestaunen die modernen Gebäude der Brauerei Asahi. Das eine ist golden mit einem kaleidoskopartigen silbernen Aufbau und soll ein Bier mit Schaumkrone darstellen, das kleinere tief-schwarze Gebäude trägt eine Art großes, goldenes Horn, was laut unserem Führer eine Flamme darstellen soll.

Eine ausgedehnte Shopping-Mall lädt zum Einkaufen ein und tatsächlich werden wir in einem der kleinen, schmalen Läden fündig und erstehen zwei schöne Yukatas für uns, einen gedeckteren für den Herrn und einen blumigeren für die Dame.

Tokio Asakura Dann gehen wir Richtung Tempel und gefühlte tausend Japaner mit uns. Es ist Samstag und offenbar der Tag, an dem man sich nett mit einem Kimono und den klassischen Holzsandalen zurecht macht, gegebenen Falls noch einen schönen bunten Schirm dazu, und dann einem Tempel oder Schrein einen Besuch abstattet. Die Atmosphäre gleicht einem Volksfest, und allenthalben werden Schnappschüsse mit den Protagonisten und den Tempelgebäuden im Hintergrund, etwa dem Tor mit seiner großen Papierlaterne, oder der großen Halle mit ebensolchen oder vielleicht auch der Pagode geschossen. Wir tun natürlich dergleichen und schauen zu, wie Glückszahlen gezogen und die passenden Horoskope den nummerierten Schubladen entnommen werden.

Tokio Tower Wir drehen noch eine Runde durch die Straßen, wo sich Geschäfte für professionelle Küchengerätschaften und -Utensilien aneinander reihen. Besonders gut gefallen mir die Geschäfte mit Plastik-Imitaten von Gerichten, wie sie in den Fenstern vieler Restaurants zu sehen sind.

Erschöpft halten wir eine kleine Siesta im Hotel, um dann wieder zum Tokio-Tower aufzubrechen, der in Gehentfernung von unserem Hotel liegt. Er sieht ein bisschen aus wie ein orangefarbener Eifelturm und natürlich gönnen wir uns die Sicht vom obersten Deck auf 150 Metern Höhe. Flächendeckend dehnt sich Tokio unter uns aus, eine beeindruckende Sicht, die ich vor ein paar Jahren bei Nacht genossen habe und Tokio mit hunderttausend Lichtern unter mir funkelte.

Unseren letzten Abend verbringen wir in einem netten kleinen Restaurant bei Shimbashi mit köstlichem Essen in einer gelösten, lebhaft-heiteren Atmosphäre.

Nikko und die Pracht der Tokugawa

Tag 18: Tokio - Nikko

Shinkansen Nikko liegt etwa zweieinhalb Zugstunden nördlich von Tokio. Während wir im Hauptbahnhof von Tokio auf unseren Shinkansen warten, können wir einige der unterschiedlichen Zug-Designs beim Ein- und Aus-Fahren bestaunen. Dann besteigen wir unsern Bullet-Train nach Utsonomiya, ab da geht es dann gemächlicher mit einem Nahverkehrszug nach Nikko. Auf dieser Strecke wird es ländlich und sehr grün, erfrischend nach dem Häusermeer der Metropole Tokio. Als wir und Nikko nähern, sehen wir schon hier und da die alten Alleen aus Japan-Zedern, die aus verschiedenen Richtungen auf die Tokugawa-Schreine zu führen. Das Städchen Nikko wirkt frisch und sehr aufgeräumt, schon der kleine, alte Bahnhof ist außerordentlich adrett.

Nikko Nantai-san Wir lassen das Gepäck in unserer Pension und fahren gleich weiter mit dem Bus hinauf zum See am Vulkan Nantai-san, der immerhin 2400 Meter hoch ist. Auch der See ist hochgelegen und der Bus zirkelt um etwa 25 Kehren den Berg hinauf. Oben ist die Luft frisch und klar und die Landschaft mit See und Bergen drumherum sehr ansprechend. Die Infrastruktur wirkt teils leicht touristisch, zum größeren Teil aber eher verschlafen und ist etwas herunter gekommen, als hätten die Geschäfte und Restaurants ihre besten Zeiten schon hinter sich. Aber es ist ein netter Ausflug in die Sommerfrische am See, der blau silbern in der Sonne glitzert.

Die Abfahrt mit dem Bus gar noch abenteuerlicher als die Auffahrt, da die Straße hinauf wie hinunter jeweils Einbahnstraßen sind und die hinunter gar noch enger mit sehr dichten Sequenzen von engen Kehren den steilen Hang in die Tiefe führt. Kein Wunder dass wir auf der Strecke so viele Motorräder gesehen haben. Insgesamt hat mich der See und die Serpentinenstrecke ein wenig an den Walchensee mit dem Kesselberg südlich von München erinnert.

Tag 19: Nikko

Nikko Tokugawa Schrein Heute besuchen wir mit viel Zeit und Muße den Tempel- und Schrein-Komplex. Ein bekanntes japanisches Sprichwort sagt, man solle nicht von irgendetwas behaupten, es sei schön oder wunderbar, bis man nicht Nikko gesehen hat. Und wahrhaftig, die Tokugawa-Schreine hier übertreffen alle meine Erwartungen. Wunderschön in den Hang eingebettet und von vielen alten, majestätischen Japan-Zedern umgeben, brechen die Pracht, der Prunk, die Ornamente der vielen zu den Schreinen gehörenden Gebäuden alle Rekorde. Der erste Tokugawa-Shogun Ieyasu Tokugawa wurde hier bestattet und sein Enkel, der Shogun Iemitsu, ließ die Schrein-Anlage um das Mausoleum Ieyasus, den Tosho-gu Schrein, 1634 bis 1636 neu erbauen.

Nikko Tokugawa Schrein Wir beginnen die Besichtigung mit dem wegen Renovierungsarbeiten leider komplett eingerüsteten Tinno-ji Tempel, wo wir immerhin in der Halle die schönen großen Buddha- und Kannon-Statuen von ganz nah sehen können. Dann laufen wir zum Taiyuin-byo, dem Schrein des dritten Tokugawa Shoguns Iemitsu. Schon hier ist die Prachtentfaltung der imposanten Gebäude mit den vielfältigsten bunt bemalten Schnitzereien, die Verzierungen in Lack, Farbe oder Gold überwältigend.

Nikko Tokugawa Schrein Aber fast noch mehr so im Tosho-gu Schrein, wo die Pracht und Dekorationsfreude keine Grenzen zu kennen scheint. Ich kann mich gar nicht müde sehen an den prächtigen Toren und Hallen mit der Überfülle an köstlichen kleinen Details. Dort sehen wir natürlich auch ein paar der bekannten schönen Figuren, wie die lebhaft bemalte Schnitzerei der drei Äffchen, die nichts Böses sehen, nichts Böses sagen und nichts Böses hören, und die als umlaufender Fries das Stallgebäude für das Lieblingspferd schmücken. Oder auch die schlafende Katze über dem Tor zum inneren Schrein, wo oben im Hang nach über 200 Steinstufen das Mausoleum von Ieyasu in Form einer kleinen, bescheiden wirkenden Bronze-Pagode steht. Auch die beiden Gebäude hinter dem bronzenen Tor wirken dunkel und gedeckt, mit schwarz lackierten Bronzetafeln verkleidet und schimmern dunkel-bläulich.

Nikko Benommen von all der Pracht verlassen wir den Schrein und gehen durch den schönen Wald aus alten japanischen Zedern hinunter zur heiligen, roten Holz-Brücke über den schäumenden und wild dahinfließenden Fluss. Dies ist ein guter Schlusspunkt und voller Eindrücke laufen wir zurück zu unserem Hotel.

Tag 20 + 21: Nikko - Narita - München

Unsere Japan-Reise neigt sich dem Ende zu, wir verlassen Nikko und fahren zurück Richtung Tokio, wo wir uns in dem kleinen, netten Städtchen Narita nahe dem Flughafen für unsere letzte Nacht vor dem Rückflug einquartiert haben. Ein nahender Taifun schickt schon seine ersten Regenschauer und Windböen, und wir hoffen, dass unser Flug am nächsten Tag noch vor dem Anlanden des Sturms abheben wird.

Am nächsten Morgen bringt uns ein Shuttle zum Flughafen. Regen peitscht über das Vorfeld, aber unser Flug wird zum Glück starten. Zwar heben wir erst mit einer Verspätung von zwei Stunden ab, da erst noch alle ankommenden Maschinen, die sich noch in der Luft befinden, sicher auf den Boden gebracht werden sollen, aber dann können wir starten, umfliegen das große Unwetter über China und fliegen über Wladiwostok, quer über Russland bis Helsinki, wo wir prompt den Anschlussflug knapp verpassen. Aber wir werden umgebucht, haben noch Zeit für das teuerste Bier unseres Lebens und fliegen zurück ins heimische München.


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