Schon in meiner Jugend habe ich davon geträumt, einmal den Tempel Angkor Wat zu besuchen. Es war etwa so ein Traumziel wie Timbuktu, und ebenso unerreichbar fern. Was ich damals noch nicht wusste war, dass Angkor eine riesige Stadt mit einer Million Einwohnern und über 1000 Tempeln war. Dieses Jahr haben wir unseren Winterurlaub nach Vietnam gebucht, und was lag da näher als noch eine Verlängerung im nahegelegenen Kambodscha anzuschließen und endlich den berühmten Tempelkomplex der alten Khmer mit eigenen Augen zu sehen und zu erleben. ... mehr Fotos in der Bildergalerie |
Etappen |
Von Saigon nach Phnom Penh ist es nur ein Katzensprung, und da lag es nahe, eine Verlängerung in Kambodscha im Anschluss an unsere Vietnamreise zu buchen. Nur 30 Minuten dauert der Flug, die Zeit reicht kaum um die Einreise- und Zoll-Formulare auszufüllen, schon landen wir in Kambodscha. Voll Neugier registriere ich die Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zu Vietnam, während der Kleinbus unsere auf fünf Personen zusammen geschmolzene Reisegruppe durch das Verkehrschaos zu unserem Hotel bringt. Wir sind faul und essen gleich im gegenüber liegenden Lokal zu Abend, das auch eine Kochschule ist und köstliche wie auch ausgefallene Gerichte fabriziert. Fast bin ich enttäuscht, dass in dem Entengericht mit roten Baumameisen keine der kleinen Tierchen zu entdecken sind. Es wird wohl lediglich die Ameisensäure als Weichmacher für das Fleisch verwendet. Noch ein kleiner Abendspaziergang, dann ziehen wir uns zurück, neugierig auf den kommenden Tag.
Heute besichtigen wir Phnom Penh. Es geht los mit einer Cyclo-Tour. Jeder von uns besteigt eine Rikscha und unsere Fahrer radeln mit uns eine Runde durch die Stadt, was uns einen ersten Eindruck verschafft. Der Verkehr ist ähnlich wie in Vietnam, vielleicht etwas entspannter, aber ein Unterschied springt gleich ins Auge. Wo in Vietnam Drachen die Dächer krönen, sich in Brunnen räkeln und Balustraden oder Treppengeländer bilden, ist es hier die siebenköpfige Kobra, die diese Rolle einnimmt.
Wir verabschieden uns von den Cylco-Fahrer und es geht zu Fuß weiter, erstmal zum Nationalmuseum, das in einem schönen Bau im kambodschanischen Stil untergebracht ist, mit hohen steilen Dächern, die mit einem eleganten Schwung auslaufen und übereinander geschachtelt sind, schönen Schnitzereien in dunklem Holz, das gut mit dem roten Baukörper harmoniert. Um den idyllischen Innenhof mit Wasserbecken mit Seerosen und blühenden Frajipani-Bäumen wandeln wir durch die Hallen mit eindrucksvollen Exponaten aus der vorklassischen Khmer-Zeit bis ins 19. Jahrhundert. Besonders beeindruckend finde ich die Skulpturen und Reliefs aus der Hochzeit der Khmer um 1200.
Anschließend fahren wir zu einem buddhistischen Tempel mit angeschlossenem Kloster, interessant ist es, dem gelebten Buddhismus hier zu begegnen. Und schon geht es weiter zum Zentralmarkt mit seinen weltlichen Genüssen, wo wir uns in einer der vielen Garküchen mit einer Nudelsuppe stärken. Nächster Programmpunkt ist der Tempel Wat Phnom, der Tempel der Gründungslegende von Phnom Penh, wo neben Buddha auch Lady Pen verehrt wird wie eine Göttin, die Wünsche erfüllen kann. Sie soll der Legende nach die Buddha-Statue an diesem Ort gefunden haben, worauf hin hier die Stadt gegründet wurde. Der Tempel liegt auf einem künstlichen Hügel, der Treppenaufgang wird von siebenköpfigen Kobras gesäumt. In der wunderschön ausgemalten Halle oben auf dem Hügel opfern Gläubige kleine Gaben und Geldscheine, zünden Räucherstäbchen an oder lassen sich ein Horoskop vorlesen. Beeindruckend sind die vielen Buddha Statuen und die schöne Wand- und Deckenbemalung, die die Halle wie ein überdimensionales Schmuckkästchen wirken lassen.
Zum im wahrsten Sinne des Wortes krönenden Abschluss besichtigen wir den Königspalast mit dem wegen seiner silbernen Bodenplatten sogenannten Silberpavillon. Besonders faszinieren mich die vielfach gestuften, steilen Dächer mit ihren bunten Ziegeln und den elegant geschwungenen Linien, unter denen sich die großen Hallen befinden. In den Thronsaal darf man nur von außen hinein schauen. Den Silberpavillon mit dem Smaragd-Buddha können wir betreten, allerdings dürfen wir nicht fotografieren und der größte Teil des Bodens ist mit Teppichen abgedeckt, nur hier und da kann man die silbernen Bodenkacheln sehen. Sehr schön ist der hohe Aufbau, auf dem ganz oben eine grüne, leicht durchsichtige Buddha-Figur im Lotussitz thront. Ob er wirklich aus Smaragd ist, wer weiß. Prächtig ist auch der über lebensgroße, stehende Buddha in ziseliertem Gold und bedeckt mit funkelnden Diademen aus großen und kleinen Diamanten, der vor dem Hochbau in einem Glaskasten steht, welcher mit einem lächerlich kleinen, alten Vorhängeschloss gesichert ist.
Nach diesen reichen Eindrücken kehren wir zurück zum Hotel. Zum Abendessen haben wir einen Tisch für unsere kleine Reisegruppe im Garten des Restaurants gegenüber reserviert und genießen wieder die exzellente kambodschanische Kochkunst.
Ein Kleinbus bringt uns von der Hauptstadt nach Siem Reap. Schon früh brechen wir auf, sechs Stunden Fahrzeit werden wir für die etwa 300 Kilometer benötigen. Das Land ist flach, wir fahren durch Reisfelder und vorbei an großen Lotus-Tümpeln, wo die wunderschönen zartrosa Blüten aus dem silbrigen Grün der Blätter hervor leuchten. Selbst noch die getrockneten braunen Samenstände sind sehr dekorativ. Die Straße ist gesäumt von eingeschossigen Holzhäusern auf hohen Pfosten, so dass der Wohnraum gleichsam im ersten Stock hängt. Viele der Häuser wirken ärmlich, einige sind aber auch schön heraus geputzt. Um die Mittagszeit sind viele Schüler mit ihren blau-weißen Schuluniformen zu Fuß und auf Rädern, die älteren auch auf Motorrollern unterwegs nach Hause zum Essen. Einige Kinder haben sich große Lotusblätter als Schattenspender auf den Kopf gelegt.
Bei einem Stopp bieten etliche Essensstände am Rastplatz ungewöhnliche Leckereien. In den flachen Schüsseln stapeln sich gewürzte und gebratene Vogelspinnen, Skorpione, große Kakerlaken und eine Madensorte. Derartige Spezialitäten sind nichts für uns und wir begnügen uns mit einem schwarzen Kaffee und Obst.
Nicht lange nach Mittag kommen wir in Siam Reap an, checken im Hotel ein, gönnen uns eine kurze Pause und dann geht es schon wieder los mit unserem hiesigen Reiseleiter. Wir besuchen eine kleine Manufaktur, wo Kerzen, Räucherwerk, Kosmetik-Artikel und Gewürzmischungen fabriziert und allerliebst in handgefertigte Schachteln und Dosen verpackt angeboten werden. Leider verkaufen sie ihre Produkte aber so überteuert, dass wir uns lieber auf dem Zentral-Markt mit schwarzem Pfeffer aus dem Norden von Kambodscha eindecken. Wir schlendern durch die Grünanlage, an der die ehemalige Königsresidenz liegt, und schauen uns ein kleines Heiligtum an.
Viel imposanter als dieses ist aber die Wat Po Pagode. Dem schönen Tempel hat die Patina des Alters eine heitere Würde verliehen, die durch die warmen Sonnenstrahlen des späten Nachmittags unterstrichen wird. Um den Tempel herum gruppieren sich etliche drei bis fünf Meter hohe Stupas in grau, golden, karminrot oder gelb, die den Urnen jeweils einer Familie als Begräbnisstätten dienen. Dazwischen wachsen blühende Bäume, was diesem Friedhof die Strenge nimmt. Im Inneren des Tempels thront ein großer goldener Buddha, Ruhe und Gelassenheit ausstrahlend. Durch die halboffenen, geschnitzten Fensterläden fällt Licht in den hohen, von Säulen gestützten Innenraum, dessen Wände mit kunstvollen alten Malereien verziert sind. Die große Glocke, die ein Mönch schlägt, ruft die Mönche zu Andacht und Gebet und wir kehren zum Hotel zurück.
Heute ist der lang ersehnte Tag, und wie habe ich dem entgegen gefiebert: Wir besichtigen Angkor Wat, den berühmten, großen Tempelkomplex der alten Khmer, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und den ich schon seit meiner Jugend gerne sehen wollte. Wir verteilen uns auf drei Tucktucks und los geht es. Noch schnell ein Stopp beim Ticketbüro und wenig später fahren wir entlang des großen Wasserbeckens, das die Anlage umgibt. Dann kommen die Türme in Sicht, wir steigen aus und gehen zu Fuß weiter. Bevor wir die Brücke zum Tempelbereich überschreiten, gibt uns unser Reiseleiter eine Einführung in die Geschichte des Tempels.
Und dann ist es soweit. Über die Brücke geht es in den Tempelbezirk hinein. Die Anlage ist so großartig, wie ich sie mir immer vorgestellt habe, allerdings in den Einzelheiten auch unerwartet. Unerwartet ist etwa die düstere Erscheinung durch den von der Zeit geschwärzten Sandstein, unerwartet auch die vielen feinen Details der in Stein gemeißelten Muster als Verzierung von Säulen oder Fensterumrahmungen, oder auch die meist sehr gut erhaltenen Reliefs der 1500 Tänzerinnen, die in der ganzen Anlage zu sehen sind. Nach dem obligaten Foto mit der Spiegelung des zentralen Komplexes und seiner fünf Türme im Seerosenteich gelangen wir ins Innere, das mich mit den vielen Gängen und Höfen überrascht, wo ich einen großen Innenraum erwartet hätte. Von höchster künstlerischer Qualität sind auch die Reliefs in den langen Galerien, die das Ramayana, die vielen Himmel und die eine Hölle, oder auch meine Lieblingsgeschichte von Vishnu darstellen, wie er mit Göttern und Dämonen und seiner Schlange als Seil den Milchozean quirlt, um an die Tropfen der Unsterblichkeit zu gelangen.
Wir steigen eine steile Holztreppe, die über die noch steilere, ursprüngliche Steintreppe gesetzt ist, hinauf zur obersten Etage, die einst dem König und den höchsten Priestern vorbehalten war. Faszinierend sind die immer wieder wechselnden Perspektiven auf Gänge und Türme, Scheingewölbe und unzählige Verzierungen und Reliefs. Wohltuend ist auch, dass sich der Besucherstrom in der großen Anlage einigermaßen verteilt und genug Raum für eigene Betrachtungen und Perspektiven auch ohne andere Besucher bleibt.
Durch den ruhigen, hinteren Ausgang verlassen wir diesen grandiosen Tempel und gönnen uns erstmal eine Mittagspause und einen Imbiss in einer der vielen kleinen Garküchen am Straßenrand. Danach fahren wir mit den Tucktucks weiter, über die grasbewachsene Ebene, wo hier und da Rinder und Wasserbüffel weiden, durch kleine Dörfer, vorbei an den Ziegeltürmen des Tempels Pre Rup bis zum kleinen, wenig besuchten Tempel Banteay Samre, der aus der selben Zeit wie Angkor Wat stammt, aber wesentlich kleiner ist und in einigen Aspekten, wie der Außenmauer aus unverkleidetem Vulkangestein, auch einfacher gehalten ist. Trotzdem ist auch dieser Tempel beeindruckend und bietet immer wechselnde Ansichten auf den Hauptturm und die darum gruppierten Gebäude und Umgänge.
Zum Abschluss unserer Besichtigungen fahren wir zu dem großen, alten Wasserreservoir Sras Srang, wo wir den Sonnenuntergang genießen. Die sinkende Sonne malt einen breiten, leuchtenden Streifen auf die Wasseroberfläche, während die Baumkronen am gegenüberliegenden Ufer zu Scherenschnitten vor dem glühenden Sonnenball werden.
Wir machen einen Ausflug in den Norden nach Kbal Spean am Rande der Ebene. Nach einer Stunde Fahrt vorbei an Reisfeldern mit eingestreuten Palmen und den kleinen, auf Stelzen gebauten Holzhäusern am Rande der Straße, kommen wir an einem Berghang an. Der anderthalb Kilometer lange Weg führt den Berg hinauf über Wurzeln und Sandsteinfelsen, durch einen lichten Wald, der von Vogelstimmen durchzogen ist. Unser Ziel ist der Fluss der tausend Lingams. In sein Sandsteinbett und die umgebenden Felsen sind unzählige Lingams gemeißelt, wie auch Bildnisse von Vishnu und anderen hinduistischen Gottheiten. Der Wasserstand ist gerade richtig um einerseits die Reliefs sehen zu können, aber auch die Heiterkeit des fließenden, gurgelnden Wassers zu haben, das sich am Ende des Pfades entlang des kleinen Flusses dekorativ in einem Wasserfall über eine Felskante nach unten stürzt.
Wieder unten angekommen bringt uns der Bus zu einer kleinen Kostbarkeit, dem Tempel Bantay Srei, der dem Gott Shiva geweiht ist und wunderschöne Steinreliefs in einem erstaunlich guten Erhaltungszustand präsentiert, wie ein kleines Schmuckkästchen. Dabei ist der Tempel schön zwischen hohen Kautschuk-Bäumen gelegen und Sandstein wie Lavastein haben einen warmen, honigfarbenen bis rotbraunen Ton.
Nach einem hervorragenden Mittagessen in einem schönen Restaurant fahren wir zurück Richtung Siem Reap und besichtigen auf dem Weg den Tempel Preah Khan, unweit von Angkor Tom. Dieser Tempel ist schon recht zerfallen und wirkt in Teilen wie ein großer, durcheinander geworfener Baukasten. Auch viele der noch stehenden Gebäude und Türme sind aus den Fugen geraten. An einer Stelle wächst ein großer Baum mit glatter, silbriger Rinde quer über der umlaufenden Mauer und bietet ein dekoratives Fotomotiv.
Auf dem Weg zurück in die Stadt stoppen wir kurz am Wassergraben von Angkor Wat, wo die späte Nachmittagssonne den Haupteingang in schönes Licht taucht und sich jetzt am Samstagnachmittag viele Einheimische zum Picknick einfinden. Gestelle mit Hängematten stehen überall im Grün, mobile Garküchen und Essstände haben am Straßenrand Position bezogen und warten auf den Ansturm, Decken sind ausgebreitet und Familien wie Freunde richten sich für einen schönen Feierabend ein.
Mit dem Fahrrad geht es heute nach Angkor Thom, ein weitläufiges Areal, welches einst der Kern von Angkor war, die Königsstadt mit zwanzigtausend Bewohnern, dem Königspalast und einem großen Tempel, dem Bayon. Wahrzeichen der Stadt und des Bayon-Tempels sind die großen, lächelnden, in den Stein gemeißelten Gesichter an den Eingangstoren und den Tempeltürmen des Bayon.
Den Verkehr und dessen unkonventionelle Regeln, z.B. beim Linksabbiegen, meistern wir bei der Durchfahrt durch die Stadt mit Bravour und bald radeln wir auf der Straße nach Angkor Thom flott dahin. Schon der Zugang zur Stadt bildet den ersten Höhepunkt. Die Brücke über den Wassergraben wird zur Rechten und zur Linken flankiert von über fünfzig großen steinernen Figuren, den an der Riesenschlange Naga ziehenden Dämonen auf der einen, die ebenfalls ziehenden Götter auf der anderen Seite, wobei der Leib der Schlange gleichsam das Geländer bildet. Das Eingangstor zur Stadt wird von einem Turm gekrönt, der auf allen vier Seiten ein großes, lächelndes, steinernes Gesicht zeigt, ebenso wie auch die Türme des Bayon.
Wir biegen nach links ab und fahren auf einem schmalen, sandigen Pfad entlang des umgebenden Wassergrabens, in dem jetzt am Morgen die pink-roten Blüten der Seerosen geöffnet sind. Wir radeln vorbei an einer kleinen, auf der Ecke gelegenen Wachstation um dann von Westen her in die Stadt hinein zu fahren.
Ein kurzer Stopp gilt einem kleinen, eher unscheinbaren Tempel, dem ältesten der Anlage, ein einzelner Turm, zu dem eine steile Treppe hinauf führt. Dann geht es weiter zu der ersten großen Attraktion, dem Buddha geweihten Tempel Bayon mit seinen lächelnden Riesengesichtern. Jeweils vier Gesichter schauen von jedem der 49 Türme in alle vier Himmelsrichtungen, ein Symbol für den Bodhisattva Avalokitesvara, der alles sieht, nochmals fünf mal vier gibt es auf den Türmen der Stadttore, in Summe über 200 lächelnde Bodhisattva-Gesichter. Zunächst erläutert unser Führer die schönen, großen Reliefs im unteren Bereich, die die holzgedeckten Galerien schmückten und die neben den kriegerischen Heldentaten an der Basis auch das Alltagsleben der Menschen zeigen. Dann steigen wir hinauf auf die oberste Plattform, wo sich ganz nahe bei den lächelnden Gesichtern unzählige Perspektiven und Motive ergeben, bis wir ganz schwindelig von dem allgegenwärtigen, großen Lächeln wieder hinabsteigen.
Es geht vorbei an der Elefanten-Terrasse, wo der König sich dem Volk zeigte oder Paraden abnahm, und die mit Reliefs von Elefanten und hervorragenden Elefanten-Rüsseln aus Stein, sowie Garudas verziert ist, so als würde die Terrasse von ihnen getragen. Ein schmaler, zum Mountainbike-Fahren wie geschaffener Pfad, der sich durch das Gehölz schlängelt, bringt uns nach ein paar Kilometern zu einem riesigen Wasserreservoir, das dekorativ mit Seerosen und Wasserhyazinthen bewachsen ist.
Nicht weit davon schauen wir uns einen kleinen, wenig besuchten Tempel von Preah Khan an, der recht einsam im Wald liegt und wo außer uns kaum ein Tourist zu sehen ist. Der Tempel ist schon stark zerfallen und auch teilweise von hohen Bäumen und deren Wurzeln überwuchert, aber durch die Abgeschiedenheit und Ruhe entfaltet auch dieser Tempel für uns seine ganz eigene Atmosphäre und Ausstrahlung.
In Angkor Thom essen wir am Straßenrand zu Mittag und gönnen uns eine verdiente Pause. Danach quäle ich mich die hohen, schmalen Stufen des großen, gegenüberliegenden Tempels hinauf, in der Erwartung eines schönen Blicks über die antiken Stätten, aber die Aussicht beschränkt sich auf einen Blick über die Baumkronen, unter und hinter denen die anderen Tempel verborgen bleiben. Ganz schmucklos ist der Tempel, da während seiner Erbauungszeit ein Blitz eingeschlagen hat und er wegen dieses schlechten Omens nicht fertiggestellt wurde.
Unser letzter Tempel und weiteres Highlight des Tages ist der geheimnisvolle Tempel Ta Prohm, zu dem wir wieder über schmale Pfade und durch ein einsames Tor mit schönen, lächelnden Gesichtern radeln. Dieser Tempel wurde von der Verwaltung so belassen, wie er aufgefunden wurde, von der Natur erobert und von großen Bäumen mit silbern glänzender Rinde und ihren dicken Wurzeln überwuchert und von ihnen wie von Riesenkrakenarmen umklammert. Dies war wohl auch der Grund, warum dieser Tempel als Drehort für den Film "Tomb Raider" auserkoren wurde und Lara Croft hier durch eine der überwucherten Türen in die Unterwelt abtauchte. Und beides zieht wohl die Heerscharen von Touristen an, gerade diesen Tempel zu besuchen und sich bei den einschlägigen Foto-Stellen zu drängen.
Tatsächlich ist dieser Tempel extrem fotogen, silbergrüne Flechten und dunkelgrünes Moos überziehen die Steine und Reliefs, große Bäume sitzen rittlings auf Dächern und Mauern auf, schicken ihre Wurzel wie Krakenarme nach unten und halten die Bauten in einer starren Umklammerung gefangen. Weitläufig ist der Tempel, immer wieder neue, fotogene Ansichten tun sich auf. Gerade als wir das letzte Foto geschossen haben, fängt es an zu tröpfeln und während wir Richtung Siem Reap radeln, ergießt sich ein tropisch warmer Regen über uns. Aber nicht lange, da sind wir den Gewitterwolken davon geradelt und bis wir am Hotel ankommen, sind wir schon wieder trocken gepustet.
Es ist unser letzter Tag in Kambodscha, am Nachmittag werden wir den Heimflug antreten. Aber am Vormittag ist noch genug Zeit für einen Ausflug zum Tonle Sap, dem größten See Kambodschas. Nach einer Stunde Fahrt mit dem Kleinbus steigen wir um in ein schmales Holzboot. Der Bootsführer wirft den Motor an, senkt die lange Stange mit der kleinen Schiffsschraube ins karamellfarbene Wasser und wir tuckern auf dem Kanal dem See zu.
Die Fahrt ist zunächst recht unspektakulär, bis das am Kanal gelegene Dorf in Sicht kommt und uns in eine andere Welt versetzt, die vom Wasserstand des Sees und seinen Fischen bestimmt ist. Alle Häuser sind auf 6-8 Meter hohen Holzstelzen gebaut, deren Etagengerüst aufs Praktischste Raum bietet um Reusen, Netze, Brennholz oder auch Teile des Hausrats zu verstauen. Der Wohnbereich darüber ist meist liebevoll mit Blumen und Topfpflanzen geschmückt. Es ist Trockenzeit und der Wasserstand des Sees ist sehr viel tiefer als in der Regenzeit, wenn dieses Dorf laut unserem Führer im Wasser zu schwimmen scheint.
Wir legen an und steigen in kleine Zweimann-Boote um, die von Frauen geschickt durch einen überfluteten Wald gerudert werden. Eine der Frauen hat ihr kleines Kind im Schoß und singt wunderschön ein traditionelles Lied. Der Wald mit seinem lichten Kronendach und den rotbraunen Bäumen im milchkaffee-braunen Wasser, das Lied unserer Begleiterin, das sanfte Dahingleiten schaffen eine magische Stimmung wie in einem Zauberwald. Zu schnell vergeht dieser Moment und wir steigen wieder in unser Motorboot um, das uns hinaus auf den See ins freie Wasser bringt. Bis zum Horizont dehnt sich die milchkaffe-farbene Oberfläche, die flacheren Uferregionen sind mit Buschwerk bewachsen, dahinter steht der Wald im Wasser. Der Wind peitscht das Wasser auf und im Gegenlicht scheinen die Wellenkronen mit goldbraunen Reflexen.
Wieder zurück im Stelzendorf legen wir an und machen einen kleinen Spaziergang die Dorfstraße entlang. Wir schauen kurz bei einer Schulklasse vorbei, wo kleine Kinder eifrig Englisch lernen und wir in eine nette, einfache englische Konversation mit ihnen eintreten, allerliebst. Per Boot und dann Bus geht es wieder zum Hotel. Nach einem Lunch in einem schlichten, landestypischen Restaurant an der Ecke und Frisch-Machen im Hotel werden wir zum Flughafen gebracht und starten unsere Heimreise über Hanoi nach Frankfurt und dann zurück ins heimische München.
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