Schon als junges Mädchen habe ich davon geträumt, einmal das sagenumwobene Timbuktu zu sehen. Die Worte "Timbuktu sehen und sterben" eines frühen Afrika-Forschers klingen mir noch im Ohr. ... mehr Fotos in der Bildergalerie |
Etappen |
Früh geht es mit der S-Bahn zum Münchener Flughafen, einchecken und mit Verspätung ab nach Paris. Dort wieder lange Wartezeit bis wir bei Sonnenuntergang den Flieger der Air France nach Bamako besteigen. Nach fünfeinhalb langen Stunden landen wir in der Hauptstadt Malis. Warme Luft beim Aussteigen, das Gewusel in der Ankunftshalle, manch prächtiges Gewand zeigt uns, dass wir in Afrika angekommen sind. Die Dunkelheit ist warm und weich. Wenig ist zu sehen auf der Fahrt ins Hotel. Dort sind wir erstmal platt. Zimmer beziehen, noch ein kühles Bier und ab ins Bett. Ab morgen heißt es früh aufstehen.
Um halb sieben ist Wecken. Das Frühstück nehmen wir bei schönstem Wetter im Licht der aufgehenden Sonne auf der Hotelterrasse über dem Niger ein. Breit und gemächlich fließt der Strom vorbei. Fischer in schmalen dunklen Booten staken im Uferbereich und werfen ihre Netze aus.
Pünktlich 8:30 geht es los. Der alte robuste Mercedesbus ist gepackt und wartet. Es geht durch die Ausläufer von Bamako. Anders als gestern Nacht kann ich das Leben auf den Straßen sehen. Wir passieren den Checkpoint am Stadtrand und fahren ins platte Land. Und platt ist es für wahr. Es dauert ein paar Stunden, bis ich auch mental in der Landschaft des Sahel angekommen bin. Es gibt erstaunlich viele grüne Bäume, dazwischen dürre abgeerntet Hirsefelder, trockenes gelbes Gras oder einfach nackter ausgetrockneter Boden. Dann bereichern die mächtigen Affenbrot-Bäume, die Baobabs, das Bild, riesige sperrige Gestalten, die kahl die übrigen Bäume überragen und die die Eintönigkeit der Landschaft gliedern und unterbrechen.
Bei unseren Stopps halten Frauen und Kinder Ware zum Verkauf an den leider geschlossenen Fenstern hoch und zur Tür hinein. Unser Reiseleiter Syndou kauft einiges und reicht es herum zum Probieren: Rohe lange Maniok-Wurzeln werden geschält und die Scheiben gekaut, nicht so recht mein Fall, ziemlich nichts sagend. Die kleineren gekochten Yams-Wurzeln schmecken schon besser, wie Kartoffeln mit Wassernüssen gekreuzt, hinterlassen aber einen leicht bitteren Geschmack im Mund. Rohe Erdnüsse schmecken fast wie rohe Erbsen, geröstet sind sie mir lieber. Lecker sind die leicht mit Honig gesüßten Sesamwaffeln.
Mittags rasten wir unter großen sattgrünen Mangobäumen. Unsere Küche bereitet eine riesige Schüssel leckeren Salat. Dann heißt es wieder in den Bus denn heute wollen wir Kilometer machen. Die Sonnen sinkt tiefer und ich bewundere die parkartige Landschaft mit den gigantischen Baobabs, schade dass wir jetzt nicht anhalten und einen Spaziergang machen können. Bei Sonnenuntergang, kurz vor San, biegen wir von der Straße ab und schlagen unsere Zelte auf. Eine warme afrikanische Nacht bricht herein mit einem wundervollen Sternenhimmel, über den dann und wann eine Sternschnuppe huscht. Es gibt leckeren Couscous und bald darauf kriechen wir in unsere Schlafsäcke. Heute Abend bin ich ganz in Mali bzw. Afrika angekommen.
Kurz vor Sonnenaufgang ist Wecken. Im Osten leuchtet ein intensiv orangenes Band, dann geht die Sonne auf. Nett ist unser kleiner Morgenspaziergang nach dem Frühstück, vorbei an einem Dorf und mit einer ausführlichen Belehrung zum Scheba-Butter-Baum. An der Straße sammelt uns der Bus wieder auf. Vorbei an San, das wir uns auf der Rückfahrt genauer ansehen werden, fahren wir Richtung Djenne.
Eine willkommene Unterbrechung der Fahrt ist der Besuch eines Bobo-Peul-Dorfes am Straßenrand. Ich bin überrascht über die Offenheit der Menschen, auch Fotografieren ist gar kein Problem. Gut ist natürlich dass wir mit Syndou einen einheimischen Führer haben. Er spricht mit den Frauen am Dorfrand und dann gehen wir gleich gefolgt von einer immer größer werdenden Schar Kinder zum Hof des Dorfältesten, der wort- und gestenreich von Syndou begrüßt wird. Er erklärt warum wir da sind und überreicht ihm einen Pack Stifte von Jens als Geschenk für die wohlerzogenen Kinder. Ein großes Hallo allenthalben, die Kinder sehr neugierig und begeistert, als wir ihnen ihre Fotos auf dem Display der Digital-Kamera zeigen. Das Dorf ist hübsch, gepflegte Lehmbauten inklusive einer kleinen liebevoll gestalteten Moschee, hohe Dum-Palmen ragen darüber und rascheln wie aneinander reibende Wellbleche. Mit großem Bahnhof schlendern wir durch den Ort, Syndou "kauft" sich noch den Segen eines alten Mannes mit einem Geld-Geschenk. Am Bus knipse ich noch mal ein paar Kinder und zeige ihnen die Bilder. Kaum kann ich mich wieder zum abfahrbereiten Bus durchdrängeln, so begierig sind sie alle die Bilder zu sehen.
Bis Djenne sind es doch noch einige Kilometer. Gegen Nachmittag rollen wir über den Damm zum Bani-Fluss. Rechts und links blitzen Wasser-Tümpel und -Gräben, dicht bedeckt von blühenden Seerosen. Über den Bani geht es mit einer alter Fähre, eine Art schwimmende Eisenplattform. Die Herausforderung für die Fahrzeuge ist, vom Ufer durch ein kurzes Stück Flachwasser auf die Eisenrampe auf- und am anderen Ufer wieder herab zu fahren. Rechts von uns werden Mopeds auf kleinen Fischerbooten ans andere Ufer gebracht, das scheint sicherer. An und auf der Fähre ist ein großes Aufgebot von Händlern hektisch bemüht ihre Waren an die wartenden Touristen zu bringen.
Kurz darauf fahren wir über die schmale Brücke nach Djenne hinein, gerade mal so breit wie der Bus. Die staubigen von Lehmhäusern gesäumten Gassen, durch die wir fahren, sind auch nicht eben bus-geeignet, aber wir sind in Afrika, da geht alles. Den Rest des Nachmittags haben wir Zeit für die Besichtigung der Stadt. Ein lokaler Führer führt uns durch die Gassen der Altstadt, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Nur Lehmbauten sind erlaubt, was allerdings manchmal unterlaufen wird. Einige Gebäude sind mit europäischer Hilfe restauriert. Unser Führer zeigt uns die drei vertretenen Stile, den einfachen Sudan-Stil, den fantasievollen marokkanischen Stil mit Zinnen und verzierten Holzfenstern im ersten Stock und den Toutcouleur-Stil, eine Mischung mit der Besonderheit eines gegen Reiterüberfällen gesicherten Eingangs. In den Gassen wuseln Kinder, spielen, treiben Reifen, staubig bis zum wie paniert wirkenden Gesicht. Immer wieder auch Blicke in Hausflure und Innenhöfe, mal eine kleine Schneiderei, mal der Stall einer Ziege, irgendwo wird ein kleiner Junge gerade von Kopf bis Fuß eingeseift. Wir kommen auch an einigen Koranschulen vorbei, die sich im Freien abspielen, ein älterer würdevoller Mann als Lehrer, drum herum Kinder, Tafeln werden beschrieben und gelesen.
Wir übernachten außerhalb der Altstadt am Fluss auf einem Dach.
Morgens weckt uns der Hahn von nebenan. Hinter dem Fluss sehen wir die Altstadt von Djenne mit ihren Lehmbauten und der alles überragenden Moschee im warmen Licht der Morgensonne. Wir laufen hinüber um den berühmten Montagsmarkt von Djenne zu besuchen. Früh um acht geht es langsam los, die ersten Stände sind aufgebaut und nach und nach füllt sich der Platz mit farbenfrohem Leben und dem Gewusel aus Besuchern, Händlern und Händlerinnen, die alles anbieten was hier zum Leben gebraucht wird: Über Tiere, Tierfutter, Getreide, Gewürzen, getrocknetem Fisch bis hin zu Schuhen, Kleidern, Korbwerk und vieles mehr. Ich lasse mich treiben, schaue von schattigen Plätzen dem Treiben zu, beobachte wie immer neue Ochsenkarren und Kleinbusse, hoch beladen mit den Handelswaren und voll gestopft mit Frauen aus der Umgebung ankommen, die neue Stände aufmachen.
Zwischendurch lassen wir uns von einem Einheimischen in die Moschee führen, ganz verstohlen dürfen wir auch kurz in den Gebetsraum. Ein Raum ist kaum auszumachen, hohe dicke Lehmsäulen stehen dicht an dicht im Halbdunkel. Dann naht anscheinend der Imam und schnell werden wir wieder durch einen Seiteneingang nach draußen buxiert. Zum Abschluss betrachten wir das bunte Treiben von einem Dach aus, dann geht es ab in den Bus, der sich - schier unglaublich - durch Händler und wogende Massen von Marktbesuchern seinen Weg hinaus aus der Altstadt bahnt.
Es liegt wieder einiges an Fahrerei vor uns bis zum Dogon-Land. Hinter Bandiagara geht das flache Land in felsige Hügel über, die Straße ist nur mehr eine Piste, auf der sich unser Bus langsam die Steigungen hinauf und hinab kämpft. Die Landschaft des Plateaus der Falaise ist abwechslungsreich. Steinige, oft von Felsplatten bedeckte Hügelkuppen wechseln sich ab mit grün bewachsenen Senken, manchmal durchflossen von einem blau schillernden mit Seerosen bewachsenen Fluss und bewässerten Zwiebelfeldern an den Ufern.
Wir schaffen es nicht ganz bis zu unserem Zielort an der Falaise und schlagen bei Einbruch der Dunkelheit unsere Zelte auf einer felsigen Kuppe auf.
Es ist nur noch ein kurzes Stück auf der Piste, dann setzt uns der Bus ab und wir beginnen mit unserer Wanderung durch das Dogon-Land. Bald geht es hinab in einen felsigen Einbruch und dann durch einen tiefen Einschnitt in der Falaise hinunter in die Ebene. Neben und hinter uns ragen senkrecht die Felswände der Falaise in den Himmel mit ihrer warmen Sandsteinfarbe. Beim Blick in die davor liegende Ebene überraschen die rötlichen Dünen und davor die sattgrünen Felder der Dogon mit den Zwiebelpflanzen. Dazwischen strecken dicke Baobabs ihre kahlen mächtigen Körper empor.
Wir wandern an der Klippe entlang, wo die Bauern gerade die Felder mit Kalebassen wässern. Freundlich und offen gibt es jetzt immer wieder das Begrüßungsritual in abgekürzter französischer Form: Bonjours. Bonjours. Ca va? Ca va! Ca va bien? Ca va bien! Neugierige Kinder laufen uns entgegen und begleiten uns, was einem teilweise auch zuviel werden kann, insbesondere wenn sie anfangen nach Geschenken, Bonbons oder Kugelschreibern zu betteln oder ihre Schulhefte zeigen und verkaufen wollen.
Wir besichtigen ausführlich das erste Dorf Nombori, das in den Hang bis direkt unter den Felssturz gebaut ist. Es geht auf und ab über Steine und Stufen mit immer neuen Blicken und Perspektiven auf die Lehmhäuser und die lustigen kleinen Speicher mit den runden Strohdächern. Gegen Mittag treffen wir unsere Küche wieder, die nun zusammen mit unserem Gepäck mit drei Ochsenkarren unterwegs ist. Wir wandern weiter entlang der Falaise, vorbei an in den Hang gekrallten Dörfern, durch die trockenen abgeernteten Hirsefelder und vorbei an dicken Baobabs, Akazien, Tamarinden oder Feigenbäumen. Die Früchte der Baobabs hängen wie dicke grünpelzige Ostereier von den kahlen Zweigen. Das Innere ist essbar und Syndou schabt für uns eine Frucht ab und schlägt sie auf, damit wir probieren können. Das Innere ist trocken weiß und erinnert an eine Kombination aus Styropor und gepresster Baumwolle, in das die kleinen schwarzen Kerne eingebettet sind, es lässt sich aber essen bzw. von den Kernen ablutschen und schmeckt erfrischend säuerlich, fast zitronig.
Bei Sonnenuntergang laufen wir auf die Düne hinauf und schlagen oben das Lager auf. Gerade noch rechtzeitig haben wir das Zelt aufgebaut um mit einem Gute-Nacht-Bier im Abendrot die Venus am Horizont über der Falaise untergehen zu sehen. Wir freuen uns über den schönen Sand, auch wenn der fast alles in unserem Zelt mit einem feinen roten Staub überzieht. Ein bisschen Gefühl von Wüste und Dünen und endlich werden auch unsere nackten Füße im Sand wieder einmal richtig sauber.
Heute Morgen können wir uns etwas Zeit lassen und stehen erst um 6:30 auf. Nach dem Frühstück besichtigen wir Tirili und lassen uns dann erwartungsvoll am Rande des Dorfplatzes nieder, wo auch der Nabel des Dorfes in Form eines kleinen Steinhaufens steht. Hier erwartet uns eine Tanzvorführung der traditionellen Dogon-Masken. Der Tanz veranschaulicht Geschichte und Tradition der Dogon und wird ähnlich auch zum all 60 Jahre wiederkehrenden Sirius-Fest der Dogon aufgeführt. Erst kommen die Priester auf den Platz, etwa 15 alte Männer in traditionellen langen indigofarbenen Baumwollgewändern, alle mit dem klassischen Hut der Peul. Zwei Trommler und der Ogon, der alles dirigiert, stehen schon bereit. Dann kommen die Masken, rund 20 Männer mit verschiedenen Masken und leuchtend roten und goldenen Quasten. Nacheinander tanzen sie, teils einzeln, teils zu zweit oder zu dritt, jede Maske mit ihrem eigenen Tanzstil, der zu der entsprechenden Maske gehört. Den Reigen beginnt die Maske des jungen Mädchens, das auf langen Stelzen tanzt, die den Reiher symbolisieren. Auffällig auch die 2. Maske mit der bestimmt zwei Meter langen Latte als Symbol der Lebensschlange auf dem Kopf. Dann folgen die drei Lebensmasken, der Fischer, verschiedene Tiermasken, Jäger, der Mann mit dem Kropf, der erste Dogon-Paar. Am Ende erklärt uns Syndou ganz genau jede der Masken. Wir alle bedanken uns für den Tanz, tun unseren Beifall kund und liefern unseren Obolus ab. Danach tanzen die Masken davon und auch die Priester schreiten würdig von dannen.
Wir wandern weiter entlang der Falaise. Unterwegs besuchen wir die trägen heiligen Krokodile im Teich von Amani. Unglaubliche 200 von ihnen soll es in dem schlammigen Tümpel geben, von denen einige sogar zu sehen sind. Kurz vor Irili machen wir halt, das wir uns nach dem Mittagessen genauer anschauen wollen. Bekannt ist Irili wegen der vielen alten Telem-Bauten, die oberhalb des Dorfes in der Felswand kleben und ein wenig an Mesa-Verde im Süden der USA erinnern. Auch die Höhlen weiter oben in der Wand sind bebaut, wie Insektenbauten sind Mauern in die Höhlungen geklebt. Diese Telem-Bauten sowie die sehr ähnlichen frühen Dogon-Häuser gehören zum Weltkulturerbe der Unesco. Wir laufen den Ort hinauf bis unter die Steilwand und bewundern die alten Gemäuer, die etwa 30 Meter über uns an die Felswand schmiegen. Wir laufen weiter durch das hübsche Dorf im angenehmen Schatten dicht unter der Steilwand. Am Toguna, der niedrigen Besprechungshalle sitzen alte Männer, die Syndou ausführlichst begrüßt. Am hoch aufgetürmten Dach aus Hirsestroh hängen Seilwerke aus Baobabfasern, die Seiten des Toguna und des Platze schmücken farbigen Reliefs mit Motiven der Dogon-Mythologie.
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Nachtlager, wieder einmal auf dem Dach eines Camping-Hotels. Die Duschen sind für uns der pure Luxus, auch wenn man mit dem Daumen den Defekten Hahn zuhalten muss, bis Jens diesen repariert hat.
Unsere letzte Nacht im Dogon-Land ist kurz. Bei Dunkelheit stehen wir um 5:00 auf. Noch funkeln die Sterne ungebrochen, dann kommt die Dämmerung über der Ebene hoch und noch vor den ersten Sonnenstrahlen glühen die Felsen über uns erst dunkelrot, dann in warmen Tönen bis hin zu ockergelb leuchtend. Als wir die erste Stufe unseres Aufstiegs erreicht haben, geht die Sonne als roter Feuerball über der Ebene auf. Wir schrauben uns höher hinauf. Eine Natursteintreppe führt durch einen Spalt in der Wand bis hinauf auf das Plateau, wo der obere Teil des Dorfes direkt an der Klippe liegt. Vorbei an den Händlern im fünfzig Meter langen Naturtunnel und der Gruppe singender Kinder, die dafür natürlich ein Cadeau bekommen, gehen wir zum Aussichtspunkt am Rande der Klippe für einen letzen Blick auf die Falaise und die Ebene.
Auf dem kurzen Weg nach Sanga treffen wir auf Fuchspriester, drei alte Männer, die kleine Kunstwerke aus Sand, Steinchen und Stöckchen in handtuchgroßen abgeteilten Rechtecken auslegen. Es handelt sich um die Vorbereitung des Fuchsorakels für Fragen der Dorfbewohner nach dem Gefahren oder Gelingen von Reisen, Erfolg beim Handeln und Ähnlichem. Die Antwort liefert der Fuchs, der des Nachts über die Fragenfelder läuft und die darauf von den Priestern verstreuten Erdnüsse frisst. Aus seinen Spuren lesen die Alten die Antworten.
In Sanga sammelt uns der Bus wieder auf, quält sich zwei Stunden über die Piste nach Bandiagara und über Sevare geht es dann zügig Richtung Hombori. Die Vegetation wird immer karger, trotzdem begleiten uns die Hirsefelder bis weit hinter Douenza und immer wieder gibt es überraschend grüne Inseln in der trockenen Ebene vor den Dogon-Bergen. Die vorherrschenden Farben sind das Braunrot der Gravel-Felder, gemustert mit dem hellen Gelb des trockenen Grases, einige mattgrüne niedrige Akazien dazwischen und immer einmal auch ein Baobab, der seine gewaltigen kahlen Äste gen Himmel reckt. Plötzlich glitzert es hinter den Bäumen, ein großer Teich, fast ein See, voller blühender Seerosen und dann noch weitere davon. Daran liegt ein größeres Dorf. Heute scheint Waschtag zu sein, bei fast allen Wasserstellen waschen die Frauen und bunte Kleider liegen weithin ausgebreitet auf den Büschen und über den Lehmmauern.
Bei Douenza enden die Dogon-Berge, die uns zur Rechten begleitet haben, aber links zeigt sich das Gurma-Massiv, hohe senkrechte Felsen scheinen durch den immer dichter werdenden Dunst. Die Tafelberge, die wenig später rechts und links von uns auftauchen, zeigen sich oft nur schemenhaft, nur die direkt an der Straße gelegenen sind gut zu erkennen. Kurz vor Sonnenuntergang machen wir einen kurzen Stopp, hinter uns geht eine hellgelbe Sonnenscheibe in einem milchigen Dunst unter, der alles in gedämpfte Grau-Gelb-Töne hüllt. Rasch ein letztes Foto und weiter, wir haben noch Strecke vor uns.
Lange nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir an unserem Lagerplatz gegenüber der "Hand der Fatima" kurz vor Hombori an. Obwohl der Mond erst halb ist, erhellt er den Platz und wirft dunkle Schatten. Der Felsblock, dem die Ähnlichkeit mit einer Hand den Namen "Hand der Fatima" gegeben hat, zeichnet sich geheimnisvoll als dunkle Silhouette gegen den Nachthimmel ab.
Heute schlafen wir aus bis 6:30. Als wir gleich beim Wecken das Zelt öffnen, haben wir freien Blick auf die Hand der Fatima, deren rote, fast 1000 Meter hohe Sandsteintürme aus dem Dunst ragen und über der Ebene zu schweben scheinen. Der starke sand- und staub-geladene Wind aus der Wüste, der Harmattan, hüllt die Formation mehr und mehr ein und beim Frühstück ist Fatima vollends verschwunden - Fatima Morgana.
Auf unserem Programm für den Morgen steht die Besteigung des Sattels gleich neben dem Daumen der Fatima. Der Bus bringt uns bis zum Fuß, von da geht es etwa 250 Meter steil und steinig bergauf. Hier von Nahem ist Fatima auch wieder sichtbar, entzieht sich aber durch schiere Größe jedem Foto. Nach dem letzen steilen Aufstieg einen fast senkrechten Felsabbruch hinauf, bietet sich ein unerwartetes Idyll, eine mehrere Quadratkilometer große Fläche mit Gras und Bäumen, Vogelgezwitscher, und einem verlassenen Dorf. Wir streben Richtung Sattel über flache Felsen und kurz darauf geht es zwischen zwei Felstürmen hindurch und dann steil den fast senkrechten Hang hinab. Die Kinder, die von unten bis hierher mitgelaufen sind, weisen uns die besten Steige über die Steine. Unten wartet schon der Bus und Fatima wird wieder vom Dunst verschluckt, der uns auch den Blick auf die angeblich prachtvolle Tafelberglandschaft verwehrt hat.
Nach dem Mittagessen in Hombori fahren wir wieder zurück nach Douenza. Aus der Trockensavanne wird wieder Baumsavanne und gleich ist auch wider das erste Hirsefeld zu sehen. In Douenza zelten wir wieder einmal auf dem Dach, die Geräusche der Stadt und auch die Stimmen der Muezzins, die uns kurz noch vor der Dämmerung wecken, sind ungewohnt nach den ganzen Nächten auf dem Land.
Schon als junges Mädchen habe ich davon geträumt, einmal das sagenumwobene Timbuktu zu sehen. Die Worte "Timbuktu sehen und sterben" eines frühen Afrika-Forschers klingen mir noch im Ohr. Und heute ist es soweit.
Mit fünf Geländewagen geht es über die Piste nach Norden durch die flache trockene Savanne. Nur schemenhaft sind rechts von uns im Dunst des Harmattan die Berge des Gandamia-Massifs zu erkennen. Ein Gefühl von Paris-Dakkar kommt auf, es macht richtig Laune, auch wenn es auf der Wellblech-Piste bei 80-90 km/h bei Bodenwellen teils heftige Stöße gibt. Drei Touristen auf Geländermotorrädern kommen uns entgegen, denen wir mit schmerzvollem Verlangen nachschauen. Aber unsere Strecken bisher wäre ich nicht wirklich gerne mit dem Motorrad gefahren.
Wir sehen Bela-Dörfer, viele Esel, die ihnen als Reittiere dienen, Herden von Schafen und Zebus in der weiten trockenen Ebene. Plötzlich glitzern um uns Wasserflächen und über einen Damm erreichen wir die Anlegestelle der Fähre über den Niger. Die Fähre selbst lässt auf sich warten. Wegen des Feiertags weigert sich der Kapitän, den Syndou per Handy erreicht, früher als um zwei Uhr zu kommen und tatsächlich dauert es bis fast drei Uhr, bis sich die Fähre über den Fluss heran schiebt. Wir sind froh, dass sie heute überhaupt noch gekommen ist, obwohl uns die über vierstündige Wartezeit natürlich später in Timbuktu fehlen wird. Eigentlich ist es am Anlegeplatz recht kurzweilig. Rechts und links vom Damm stehen ein paar Bela-Hütten, viele Kinder spielen auf der Straße, fast alle in feinsten Sonntagskleidchen mit Schmuck wegen des Feiertags. Viele der Kinder schleppen vom großen Schlachtfest übrig gebliebene Tierteile mit sich herum, eine Blase, ein paar Schafsfüße, ein Lappen Fleisch. Natürlich quälen sie uns auch wieder mit Cadeau-Cadeau, lassen aber auch mit sich ulken und spielen. Außer uns warten auch andere Reisende auf die Fähre, ein buntes Völkergemisch aus französischen, italienischen, japanischen Touristen sowie wartenden Mauren und Touaregs mit ihren kunstvoll aufgetürmten Schech, einer davon hat bestimmt zehn Meter Länge und schmückt seinen Besitzer wie eine große schwarze Wolke, andere haben zwei verschiedenfarbige Tücher ineinander verschlungen um den Kopf gewickelt.
Die Überfahrt dauert eine Stunde, dann wieder großes Gewusel beim Entladen im Hafenort von Timbuktu, der 18 Kilometer vor der Stadt liegt. Wieder führt ein Damm durch das Feuchtgebiet, rechts und links am Damm wohnen Belas in ihren kleinen kuppelförmigen Hütten aus Zweigen und Matten, dabei kleine Gemüsegärten mit Zwiebeln oder Kürbis, dahinter weite Flächen von abgeernteten Reisfeldern. Große Feuchtflächen sind mit Eukalyptus-Bäumen aufgeforstet, ihre silbrigen Stämme spiegeln sich im Wasser. Es gibt noch einen Stopp am Checkpoint, wo wir ausführlich überprüft werden, dann fahren wir endlich in Timbuktu ein.
Die Stadt der Träume und einstiger Mythos ist etwas heruntergekommen, Straßen aus schmutzig-weißem Sand und Staub, viel Dreck und Müll, ungepflegte Lehmbauten, uninspirierend. Heute ist es schon zu spät für Besichtigungen und wir beziehen gleich unser Hotel. Beim Abendessen verkorkse ich mir auch noch den Magen, was mich noch den ganzen nächsten Tag verfolgen wird. Jens ersteht für sich ein hellblaues Touareg-Tuch.
Heute Morgen knapsen wir uns drei Stunden für die Besichtigung der Stadt ab. Wir laufen durch die Gassen, sehen die gut renovierten Häuser der Afrika-Forscher Laing, Callier und Barth. Auch die zwei Moscheen werden gerade mit europäischer Hilfe renoviert, leider können wir sie nur von außen anschauen. Timbuktu wirkt ausgestorben, vermutlich wegen des gestrigen Festtags und der frühen Stunde, aber nach und nach kommen auch Kinder auf die Straße und Touareg-Händler mit prächtigen Gewändern. Manche der schön mit Metall verzierten Türen stehen offen und geben den Blick frei in den Innenraum, der mit feinem weißen Sand ausgelegt ist. Zum Abschluss handeln und kaufen wir noch mal bei den Touaregs ein. Schade dass ich so schlecht drauf bin, im Nachhinein hätte ich mir doch gerne eines der schönen Silberschmuckstücke gekauft.
Es wird Zeit für unsere dreitägige Pinassen-Fahrt auf dem Niger. Wir fahren zum Hafen, beladen die Pinasse, balancieren zu unseren Plätzen und legen ab. Niger kommt von Ger 'n Ger, Fluss der Flüsse. Der Fluss ist riesig und breit, oft mit mehreren Armen, niedrige Inseln dazwischen, hier und da Dünen am Ufer oder eine kleine Gruppe Bela-Hütten oder ein paar der einfachen Lehmhäuser der nomadisierenden Bozo-Fischer mit Schilf-Dach. Es ist schön, über das Wasser hinzugleiten, die Sonne gießt gleißende Lichtteppiche auf das Wasser, unser Aussenbord-Motor summt erfreulich leise.
Wir müssen Kilometer machen um unsere Verspätung an der Fähre wieder aufzuholen, machen nur einen kurzen Stopp zum Füße-Vertreten auf einer kleinen flachen Insel, dann geht es weiter. Die Welt ist Wasser und niedrige Grasinseln oder Dünen. Schwarz-weiße Eisvögel tauchen im Uferbereich, dann und wann steht eine Gruppe Kuhreiher an der Uferböschung, fliegt gemächlich ein großer Graureiher auf. Eine kraftlose blass-graue Sonnenscheibe sinkt durch den Dunst und geht farblos unter. In einem Dorf werden noch letzte Dinge für das Abendessen besorgt, bei fahlem Mondschein fahren wir weiter zu unserem Lagerplatz auf einer Insel mit Dünen aus feinem weißen Sand. Wir sind heilfroh endlich angekommen zu sein, der Wind wurde während des Nachmittages immer stärker und frischer, zum Schluss haben wir alle ganz schön gefroren und auch Knie und Rücken taten allmählich weh vom langen Sitzen auf den niedrigen Bänken.
Wir bauen die Zelte in den weißen Dünen auf und zünden ein Feuer an, um das sich gleich die Kinder aus den nahe gelegenen Bela-Hütten scharen. Nach dem Essen sind wir dort zu Musik und Tanz eingeladen. Etwa vierzig Menschen sitzen dicht an dicht in der Hütte aus Zweigen und Matten. Sie ist mit Matten und Decken ausgelegt und bis auf die grelle Beleuchtung durch eine manchmal streikende Neonröhre ist es eigentlich recht heimelig. Wir drängen uns hinein und nehmen an einer Seite platz, Kinder strecken ihre Köpfe hinein durch jede Öffnung, die sie finden können. In der Hütte herrscht ein großes stimmungsvolles Gedränge, die Frauen in schönen Kleidern mit aufwendigem Schmuck, die Männer in langen Gewändern und meist mit dekorativen Chechs. Dann ertönt Bela-Musik aus dem Getto-Plaster und je ein Bela-Paar tanzt, den "Dance des Paresseux" - Tanz der Faulen - wie unsere Führer es genannt haben, bei dem kaum Füße und Beine bewegt werden, der genauso gut auch auf den Knien oder im Sitzen getanzt werden kann, mit langsamen, fließenden, sehr eleganten Bewegungen der Arme und Hände und des Oberkörpers. Dazu klatschen die Zuschauer mit. Auch wir werden eingeladen mitzutanzen, je einer mit einem der Belas, es gibt viel Gelächter und ermunternde Beifallrufe. Eine sehr schöne Atmosphäre, aber irgendwann bin ich hundemüde und alle Knochen tun mir vom Kauern weh. Noch vor Mitternacht kuschele ich mich in meinen Schlafsack. Dass heute Silvester ist, ist mir herzlich egal.
Gleich nach dem Aufstehen laden wir auf und fahren los, Frühstück gibt es an Bord. Hinter den Sitzbänken gibt es einen Bereich mit Tisch, daran schließt sich die Küche an, wo auf zwei kleinen Holzkohlebecken gekocht wird und auch gleich mit dem Nigerwasser gewaschen und gespült wird. Solange alles gekocht wird ist es ja auch egal. Direkt in der Küche ist auch die Schöpfstelle, fast ohne Unterbrechung wird mit einem halbierten Plastikkanister Wasser aus der Pinasse geschöpft. Unser Klo mit Wasserspülung befindet sich passender weise ganz hinten im Heck der Pinasse.
Wieder säumen niedrige Inseln mit feinem weißen Sand den Fluss. Auf einmal große Aufregung, in einiger Entfernung von uns steigt ein Flusspferd mit seinem Jungen auf eine der Grasinseln. Heute müssen wir wieder Strecke machen, mit nur einem kurzen Stopp fahren wir und fahren, Frühstück, Mittagessen und Abendessen, auf der Pinasse bis wir endlich um halb neun anlanden. Dazwischen weiter die eintönige, weitgehend reizlose Landschaft, kaum mehr als einmal ein paar Lehmhütten am Ufer, dazu das fahle Licht der Sonne, die nur mühsam den Staub in der Luft durchdringt, der ständige kalte Wind. Heute wieder auch fast keine Boote auf dem Fluss, kaum etwas was den Blick hält am Ufer. Ich bin maßlos enttäuscht, ich hatte mir die Fahrt viel interessanter und mit buntem Treiben in Häfen und mit Handelswaren voll beladenen Pinassen sowie Fischerbooten vorgestellt, aber leider nichts dergleichen. Das Interessanteste ist heute unsere Küche, wo den ganzen Nachmittag Fisch ausgenommen und geputzt, Gemüse geschnipselt und alles im Teigmantel frittiert wird. Nach dem Anlanden krabbeln wir gleich in die Schlafsäcke.
Gleich am Morgen durchfahren wir den Lac Debo, ein großer See im Bett des Nigers. Mit Fließpullies und Anoraks und gehüllt in Decken trotzen wir wieder der Morgenkälte und dem scharfen Wind. Als wir eine Seite der Pinnasse mit den Matten schließen, ist es etwas besser. Um uns herum soweit das Auge reicht ist nur Wasser, manchmal fahren wir an schwimmenden Grasinseln vorbei. Der Wind peitscht das Wasse, Wellen klatschen an die Pinasse schwappen manchmal auch hinein. Nach zweieinhalb Stunden haben wir die Überfahrt überstanden. Wir sind froh, als wir wieder auf dem normal breiten Fluss in ruhigeren Wassern fahren. Dabei hatten wir noch Glück, wir passieren ein paar größere Pinassen, die wegen des Windes die Überfahrt diesen Morgen nicht antreten konnten.
Immer noch bläst der Harmattan. Die Welt ist graues Wasser, grauer Himmel, mühsam beschienen von einer grauen matten Sonnenscheibe. Eine Abwechselung ist der Besuch eines Bozo Fischerdorfes. Überall liegt Fisch in allen Größen und Verarbeitungszuständen, zum "Brennen" in silbernen Mustern ausgelegt auf einer dünnen Strohschicht, getrocknet oder geräuchert in Haufen und Körben, dazwischen die strohgedeckten Lehmhütten, Fischernetze und Reusen. Hinter dem Dorf treiben Peul-Hirten große Zebu-Herden über die Ebene. Ein paar Dorfschönheiten lassen sich bereitwillig fotografieren, die Kinder betteln wie üblich nach Geschenken, Stiften, Bonbons, Wasserflaschen.
Wir fahren weiter. Immer öfter sieht man jetzt Fischer, schlanke dunkle Gestalten auf den schmalen Pirogen beim Auslegen und Einholen der Netze, oft Vater mit Sohn, silhouettenhaft zeichnet sich die dunkle Piroge mit den Fischern gegen die im Gegenlicht gleißende Wasserfläche ab. Ein, zwei Mal kommt auch eine mit Handelswaren hoch beladene Pinasse vorbei, eine mit kleineren Booten beladen mit schicksalsergeben dreinschauenden Schafen im Schlepptau. Am späten Nachmittag kommen wir in Konna an, manövrieren vorsichtig einen langen engen Kanal in Richtung Stadt und Hafen, wo der Bus schon auf uns wartet um uns nach Sevare zu bringen. Ich bin froh, diesen Abschnitt der Reise hinter mich gebracht zu haben und auch die Hotelübernachtung mit Dusche ist eine willkommene Abwechslung.
Nach Mopti sind es nur wenige Kilometer. Wir nehmen uns drei Stunden Zeit, die Stadt zu besichtigen. Mopti, das auch Venedig des Sudan genannt wird, liegt am Zusammenfluss des Bani mit dem Niger und ist ein wichtiger Handelsknoten. Wir laufen am Hafen entlang, schauen bei den Salzverkäufern und den Pinassenbauern vorbei und besichtigen die schöne Lehmmoschee. Wir spazieren durch die staubigen Gassen, wo Kinder spielen, Frauen Gebackenes anbieten. Der Markt ist wieder ein großes buntes Gedränge, dominiert von den farbenfroh gekleideten Frauen, die Gemüse, Gewürze und Fisch anbieten oder für die Familie einkaufen.
Dann geht es weiter mit dem Bus nach Segou. In San machen wir noch einen kurzen Stopp an der Lehm-Moschee und amüsieren vor der Abfahrt die nach Cadeau schreienden Kinder mit dem Daumentrick, der ohne Worte universell verständlich ist und sie fasziniert und belustigt, gleich wollen sie es auch selbst probieren. Unser Hotel in Segou erreichen wir bei Dunkelheit. Ein feines Essen im schönen Innenhof versöhnt uns rasch mit der späten Stunde.
Heute haben wir mal so richtige Zeit. Am Vormittag besichtigen wir die alte Residenz der Bambara Könige. Wir sind leicht überrascht, als sich das als mehr oder weniger normales Dorf mit zwei bis drei speziellen Lehmbauten und vielen Geschichten herausstellt, aber unsere europäische Erfahrungswelt kann man eben nicht auf Afrika übertragen. Erst müssen wir natürlich den Dorfchef um Erlaubnis für die Besichtigung fragen. Wie er so da sitzt, ein würdevoller gut aussehender alter Mann in einem schönen traditionellen weißen Baumwollgewand und weißen Slippern, völlig entspannt im vollen Bewusstsein seiner Würde und unbestrittenen Autorität, kann ich mir die alten Bambara-Könige tatsächlich gut vorstellen. Es gibt bei der Besichtigung wieder viele historische und mythologische Geschichten zu erzählen, einen Palast zu sehen, der ein schön verziertes Lehmhaus, wie schon der Hof des Dorfchefs gestrichen mit einer speziellen roten Lehmfarbe ist, sowie ein Grab eines Königs zu sehen, der da aber gar nicht drin liegt, weil er sich beim Sterben einfach in Luft aufgelöst hat.
Wir machen einen kurzen Spaziergang durch das ehemalige Kolonial-Viertel mit schönen schattigen Alleen, üppigen Gärten mit hohen Bäumen, Palmen und Bananenstauden und dazwischen ehemals prachtvolle Bauten, heute teils etwas heruntergekommen, teils gut erhalten als Hotel de Ville oder Sitz von Organisationen wie dem Office du Niger. Wir besuchen eine Hirsebier Brauerei, wo die geschäftstüchtige Chefin und die einzelnen Arbeitsschritte und Zwischenprodukte im Detail erklärt. Alles findet bei ihr im Hof statt, auch die Verköstigung. Ich probiere und finde das Hirsebier wirklich köstlich. Nachmittags schauen wir bei den Töpferwaren vorbei und besichtigen die Tuchmalerei. Auch hier bekommen wir eine ausführliche Erklärung der einzelnen Arbeitschritte und dürfen zum Abschluss sogar selbst ein Muster färben.
Dann ist Ende des offiziellen Programms. Ich laufe mit Jens durch das Handelszentrum, Jens ersteht noch ein prächtiges Bambara- oder auch Malenke-Gewand und macht weitere Ladenbesitzer durch Käufe von Mitbringseln glücklich. Dann gehen wir die fünf bis sechs Kilometer zum Hotel zurück entlang der großen Ausfallstraße Richtung Mopti. Rechts und links ist die Straße gesäumt von kleinen Geschäften, Händler sitzen am Straßenrand, Eselskarren und Kleinmotorräder drängen sich neben dem Hauptverkehr vorbei. Viel gibt es zu sehen, oft wird ein ca-va, ca-va-bien ausgetauscht, eine schöne entspannte Stimmung, fast kommt es uns vor als wären wir jetzt erst wirklich in Mali angekommen.
Nach dem Abendessen fahren wir zu einer Darbietung malinesischer Tanzmusik, die Syndou extra für uns organisiert hat. Es ist herrlich informell, die Musiker "ungestyled" in ihren Alltagsklamotten, aber mit Vehemenz bei der Darbietung. Unsere Mannschaft, Führer, Koch, Busfahrer und Assistenz tanzen wie entfesselt und reißen auch uns mit. Kurz zuvor hatten wir untermalt mit einer lobenden Ansprache die Trinkgelder verteilt sind unsererseits auch von unseren Führern im höchsten Maße gelobt worden ob unserer Ausdauer, Leidensfähigkeit und Teamgeistes und mit den besten Wünschen für 2007 bedacht worden.
Das Ende der Reise naht. Wir erreichen Bamako gegen Mittag und werden stilvoll in einem äußerst geschmackvollen malinesischen Restaurant bewirtet. Der Fischspieß und die gerösteten Kochbananen sind köstlich, noch ausgefallener aber die Getränke: Säfte von Ingwer, Hibiskus, Tamarinde und Baobab. Ich muss natürlich einen Baobab-Saft probieren, der milchig-grün ähnlich wie die Früchte, die wir probiert haben, leicht zitronig schmeckt.
Nachmittags besuchen wir das Nationalmuseum mit interessanten Exponaten zur Stoffherstellung und rituellen Masken, dann entspannen wir noch etwas im Hotel am Niger, bevor uns am Abend der Bus zu Flughafen fährt. Hier heißt es Abschied nehmen von unserer Mannschaft. Vor allem die Fröhlichkeit und das herzhafte Lachen von Syndou wird mir fehlen. Gegen Mitternacht hebt die Maschine ab und am frühen Morgen landen wir schon in Paris, einen halben Tag später sind wir wieder zuhause im kalten, wintergrauen München.
Roundup: Tips und Links
|
[CT's Virtual Home] [Top] [Sitemap] | Contact for this page: Claudia Traving, E-Mail: claudia@traving.com |