Für manche mag München die heimliche Hauptstadt sein, für andere die Hauptstadt von Weissbier, Weisswurst und Kapital. Für mich ist München meine derzeitige Heimat, zu der die Freundschaft während der 17 Jahre, die ich nun bereits hier lebe, stetig gewachsen ist. ... mehr Fotos in der Bildergalerie |
Spaziergänge durch München |
Ich wohne mitten in der Stadt, zwischen Marienplatz und Isartor, unweit des Viktualienplatzes. Das ist ein prima Ausgangspunkt für eine kleine Führung durch die Altstadt, die ich immer wieder gerne für meine zahlreichen Besucher mache. Dabei sind mir nicht nur die großen Ansichten, die klassischen Sehenswürdigkeiten wichtig, sondern gerade auch die kleinen Details, die mir mein München so lieb machen.
Wie so oft machen wir einen Abendspaziergang und starten nach einem zünftig bayrischen Mal im Dürnbräu, gleich bei mir um die Ecke, oder im Weissen Bräuhaus, auch nicht viel weiter vorne im Tal, serviert von derben aber herzlichen Bedienungen im traditionellen Dirndl. Die wenigsten Nicht-Bayern wagen sich dabei and die Münchener Schmankerl wie "Saures Lüngerl" oder "Ausgebackener Schweinskopf". Ein Frankfurter Freund, der wagemutig letztere Spezialität bestellen wollte, wurde daraufhin von der Bedienung wie folgt beraten: "Hatten's des scho amol? Wenn nit, dann dät ich es eana auch nit empfehlen!".
Gestärkt brechen wir zu unserem Rundgang auf. Gleich am alten Rathaus gibt es vielleicht noch ein kleines Konzert. Dort unter den Arkaden, die zum Marienplatz führen, unter der Figur des Moriskentänzers, spielen oft Strassenmusikanten auf, vom einsamen Flötisten bis hin zum kleinen Kammerorchester in wirklich hervorragender Qualität. Bevor wir zum Marienplatz kommen, biegen wir rechts ab durch eine kleine Strasse zum Alten Hof, der alten Residenz der Wittelsbacher. Er wurde zwar im Krieg zerstört, mit dem Eingangsturm und der neu aufgefrischten Rautenbemalung, dem hübschen Holzerker, kann man sich das Ambiente aber noch immer gut vorstellen. Wir verlassen den Alten Hof durch das nördliche Tor. Wir bewundern auf unserem Weg die überaus anregenden Auslagen des Spezialitätengeschäftes Dalmaier, dann stehen wir auf dem großen Platz vor der Neuen Residenz. Ich finde grade diesen Unterschied frappierend, der heimelige und überschaubare Alte Hof gegenüber diesem riesigen klotzigen Prachtbau, der mehrere Häuserblöcke einnimmt und gerade auf der Südseite - der Präsentierseite - eine gewaltige mit wuchtigen geschlagenen Steinquadern verkleidete Front bietet.
Rechts schließt die Oper den Platz ab. Um die Zeit liegt manchmal noch das letzte Licht der untergehenden Sonne auf dem goldenen Mosaik über dem Eingang und läßt es hell leuchten. Rechts daneben verläuft die Maximilianstrasse, eine der PrachtStrassen Münchens mit schöner ockerfarbener geschlossener Architektur. Kurz vor der Isar umfließt sie das große Maxmonument bevor sie sich am Isarhochufer vor dem Maximilianeum teilt. Das Maximilianeum bildet den optischen Abschluß der MaximiliansStrasse. Seine ockergelbe gegliederte Ansicht wirkt für mich wie eine kunstvolle Kulisse, grade wenn auch zwischen den Säulenreihen der Himmel zu sehen ist. Aber doch soll sich darin der Landtag befinden, vermutlich immer noch wartend auf die himmlischen Eingebungen, die doch der Engel Alois - der Münchener im Himmel - an die Bayrische Regierung übermitteln soll. Aber wie man weiß, sitzt der viel lieber im Hofbräuhaus. Recht hat er!
Wir gehen an der Westfront der Residenz entlang. Hier ist die Fassade nicht mehr so wuchtig verkleidet, statt dessen mit einem Reliefmuster bemahlt, das sehr schön auch in einem der vielen Innenhöfen zu sehen ist. Vor den Toren zu diesen Innenhöfen stehen vier Löwen. Jeder von ihnen hält ein Wappen, eine bronzene Platte, die unten nochmal mit einen kleinen etwa faustgroßen Löwenkopf verziert ist. Sind diese Platten mit ihren verschiedenen Motiven ganz dunkel, so fällt doch gleich auf, dass die Nasen der kleinen Löwenköpfe blitzblank geputzt sind. Beobachtet man auch nur 5 Minuten lang die Passanten, so weiß man warum. Mindestens die Hälfte reiben beim Vorbeigehen den Löwenköpfen leicht über die Nase. Diesen netten Brauch der Münchener habe auch ich mir zu eigen gemacht. Immer wenn ich dort vorbeikomme, werden 4 Löwennasen gerieben. Das soll Glück bringen und das kann man ja immer brauchen.
Jetzt gelangen wir auf den Odeonsplatz, ein Ort großartiger Stadtarchitektur der bayrischen Könige. Vor uns dominiert die große gelbe Fassade der Theatiner-Kirche das Bild. Großartige und große Barockarchitektur, wobei mich die schwarzen Elemente an den Türmen immer an große aufgeschnittene LKW-Reifen erinnern. Nach Süden schließt die Feldherrenhalle den Platz ab. Große steinerne Löwen wachen hier am Aufgang der offenen Halle, die einem Bauwerk aus Florenz nachgebildet ist. Nach Norden ist der Odeonsplatz offen: Das alte Stadttor sowie die damalige Bebauung mußten den Plänen des Wittelsbachers Ludwig für eine PrachtStrasse weichen. Die Ludwigstrasse und dann LeopoldStrasse laufen von hier aus in Richtung Münchener Freiheit und weiter hinaus nach Norden. Die eigentliche Prachtstrasse mit großartigen, italienischen Palazzos nachgebildeten Gebäuden rechts und links, wird vom Siegestor abgeschlossen. Daran schließt sich Münchens Flaniermeile mit vielen Strassenkaffees und Geschäften an.
Wir werfen noch einen kurzen Blick in den Hofgarten, der rechts vor der Rückseite der Residenz liegt. Ein streng gegliederter Garten mit vielen Kastanien und ein paar netten Kaffees lädt bei gutem Wetter zum Verweilen ein. Leute flanieren, und auch zum Boule-Spielen sind die gekiesten breiten Wege unter den roten und weißen Kastanien gut zu gebrauchen.
Südwärts schlendern wir nun durch die Fußgängerzone Richtung Marienplatz. Kurz bevor wir dort zum Neuen Rathaus gelangen, machen wir einen kleinen Abstecher durch eine kurze enge Gasse und stehen unvermittelt vor dem riesigen Bau der Frauenkirche, Domkirche zu unserer lieben Frau. Durch die geglückte Bebauungsbegrenzung in der Münchener Innenstadt ist diese riesige Kirche immer noch das beherrschende Gebäude der Innenstadt, sichtbar schon von weit außerhalb. Ihre wirklichen Ausmaße kann man erahnen, wenn man die Höhe des Giebels des Hauptschiffs zwischen den beiden hohen Türmen zu schätzen versucht.
Wir kommen zum Marienplatz. Dort steht das neugotische Neue Rathaus. Die Bürger dachten sich wohl, dass sie hinter den "Think-Big"-Allüren der Wittelsbacher nicht zurückstecken müßten und haben sich diesen großen Bau errichtet. Ein Blick in den Innenhof lohnt sich, ein schönes Ambiente, wenn auch nur "neu"-gotisch, mit Spitzbögen, Türmen, steinernen Speiern, bunten Glasfenstern. An der Ecke von Theatinerstrasse und Marienplatz ist eines meiner Lieblingsobjekte. Dort hat sich ein großer bronzener Drache in Eckfeiler und Gesims gekrallt und eben den ersten Figurenfries erreicht. Entsetzt spritzen die steinernen Figuren des vordem vermutlich friedlichen Frieses zur Rechten und zur Linken auseinander. Ein Blick noch auf das Glockenspiel mit seinen Figuren, die haben aber schon Feierabend und auch das Münchener Kindl ist vom Nachtwächter schon zu Bett gebracht worden. Also schlendern wir auch unter dem alten Rathaus hindurch Richtung Heimat im Tal.
Zu meinen größten Vergnügen gehört das samstag-morgendliche Einkaufen auf dem Viktualienmarkt. Es gibt nichts, was es dort nicht gibt. Von Gemüse, frischen Kräutern, Obst, Blumen über Fleischliches und Fischigem bis hin zu Gewürzen und Exotischem ist alles zu finden, was das Herz und vor allem der Gaumen und Magen begehrt. Kein deutsches oder fremdländischen Rezept, zu dem man hier nicht alle Zutaten erstehen könnte. Aber nicht nur die Tatsache, dass man alles an Viktualien erstehen kann, nein vor allem auch die Art und Weise wie die vielen Stände die Köstlichkeiten darbieten, ist eine reine Erbauung. Die Atmosphäre ist geprägt von den kleinen grünen permanenten Ständen, sowie den improvisierten Ständen der Bauern aus der Umgebung. Ein Maibaum mit einem kleinen Biergarten unter obligatorischen Kastanien tragen zur Stimmung bei. Im Frühsommer weht der verführerische Duft der blühenden alten Akazien über den Markt.
Auch Münchens Hang zur Tradition läßt sich hier an einem liebevollen Detail erkennen. Überall auf dem Viktualienmarkt sind kleine Brunnen. Als Brunnenfiguren sind alte Münchener Originale verewigt, nicht die großen Herrschaften, sondern Münchener Marktfrauen, Schausteller, Strassensänger, wie Karl Valentin, Liesl Karlstadt, Ida Schumacher ... Diese werden noch heute von den Münchenern geliebt, sichtbar durch die Blumen und kleinen Gegenstände, die ihnen in die bronzenen Arme und Hände gegeben werden. Fast immer hat Karl Valentin auf seinem ganz besonders hübschen Brunnen frische Blumen im Arm, und zu seinem letzten Geburtstag hing ein Schild mit lieben Geburtstagsgrüßen von seiner Liesl um seinen Hals.
Ein Erlebnis ist es, gestärkt durch einen frisch gepressten Fruchtsaft den Alten Peter zu erklimmen, einen Kirchturm direkt am Viktualienmarkt. Über enge und steile Treppen geht es hinauf, vorbei an den Glocken, bis man oben auf dem schmalen umlaufenden Sims steht. Von dort oben hat man einen schönen Überblick über das bunte Treiben unten um die Stände und im Biergarten. Wenn die Sicht gut ist, hat man von hier auch einen atemberaubenden Blick auf die Kulisse der Alpen, die sich 70 km südlich von München erheben.
Ist man schon mal auf dem Viktualienmarkt, lohnt sich auch ein Abstecher in die Sendlinger Strasse. In dieser netten Strasse, die zum südlichen Stadttor, dem Sendlinger Tor, führt, gibt es hübsche Häuser und nette Geschäfte. Eines meiner Lieblingsgeschäfte, zumindest was die Auslage anbetrifft, ist das Spanische Fruchthaus. Verschwenderisch sind alle erdenklichen Arten von getrockneten Früchten bis hin zu getrockneten Veilchen und kandierten Rosenblättern liebevollst übereinandergeschichtet und arrangiert. Ebenso nett ist der Seiler-Laden weiter die Strasse hinunter. Seile, nur Seile, aber was man nur irgendwie bräuchte. Schön dass München mit den Touristen solchen kleinen Spezialgeschäften offenbar das Überleben ermöglicht. Direkt neben dem Seilergeschäft steht auch die Asamkirche nebst Asamhaus. Eingepasst in die Häuserzeile sticht sie doch durch die verschwenderische Rokoko-Fassade heraus. Das Innenleben der Kirche überwältigt mit der Dekorationswut des Rokoko und der Morbidität der Elemente. Ein vergoldetes Gerippe schneidet einer pausbäckigen Spinnerin den Lebensfaden durch, weiß-transparente Marmorputtchen räkeln sich in dunkeln Ecken, umringelt von goldener Schlange: Achtung Sünde! Der goldene Totenkopf grinst daneben als Ermahnung.
München hat exzellente Museen. Nicht, dass sich die Stadt besonders darum bemühen müsste oder es in der jüngeren Vergangenheit getan hätte - zumindest nicht dass ich davon irgend etwas bemerkt hätte. Vieles ist ererbtes Gut, aus einer Zeit, als München noch die Avantgarde angezogen hat, wie etwa die Künstler der Gruppe "Blauer Reiter", deren Werke heute noch zu den herausragenden Kollektionen gehören. Lange hat es gedauert, bis Museen von Weltrang wie die Neue Sammlung sich einen Raum haben sichern können, der ihrem Wert entspricht. Für andere Sammlungen konnte sich die Stadt so wenig erwärmen, dass die spendierfreudigen Mäzenen ihre herausragenden Kulturgüter an kleinere Städte im Münchener Süden gegeben haben. Immerhin ist es nach Jahren des Grübeln und Wägens geglückt, einen so gelungenen Museumsbau wie die Pinakothek der Moderne zu errichten, der bedeutenden Sammlungen eine neue Heimat in einer großzügigen offenen Architektur gegeben hat.
Neben den klassischen Pinakotheken sind für mich drei ganz unterschiedliche Museen meine privaten Highlights. Einmal das Lenbachhaus mit der Sammlung des Blauen Reiters. Franz Marc, August Macke, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter und auch Alexej Jawlensky mit dem betörend hypnotisierenden Blick des russischen Tänzers Alexander Sacharoff sind dort meine persönlichen Höhepunkte.
Ganz anders die ganz in der Nähe am Königsplatz gelegene Glyptothek. Lustwandeln in weiß gekalkten Umgängen um einen Hof, die unterliegenden Ziegel offenbaren den schmucklosen Ansatz der Renovierung nach der Zerstörung des zweiten Weltkrieges. Umso mehr wirken die Kunstwerke, die prachtvolle Ansicht des frühgriechischen Kuros, die perfekte Ästhetik der Figuren aus der klassischen und hellenistischen Zeit, kulminierend in der lasziven Gestalt des Barberinischen Fauns, ein in Stein gegossener Schlaf, niemals wach zu küssen, unerreichbar. Dann der Wechsel in den Raum der römischen Büsten. Man wähnt sich in einer römischen Ratsversammlung, Köpfe überall um einen herum, auf hohen Stehlen, so daß der Betrachter in Augenhöhe die Raumwirkung genießen kann. Oft trifft man auf Kunstklassen oder einzelne Studenten, die auf einem kleinen Hocker sitzend sich in die griechische Perfektion vertiefen und dabei die eigene Perfektion des freien Zeichnens üben.
Wieder ganz anders präsentiert sich das Valentins-Musäum, ein kleines, aber ganz besonders liebenswertes Museum, ach nein, Musäum, das im Isartor gleich bei mir um die Ecke residiert. Schon der Name ist Programm, Eintritt Erwachsene: 1,99 Euro, Kinder, Schüler, Studenten: 1,49 Euro, Kinder unter 6 Jahren und 99jährige in Begleitung ihrer Eltern haben freien Eintritt, Öffnungszeiten von 11.01 Uhr bis 17.29 Uhr, Besichtigung auch bei Regenschein, Tag und Nacht, nur von außen und zwar kostenlos. Und so schräg geht es weiter. Das Musäum macht seinem Namensgeber alle Ehre. Auf allen Etagen der engen Turmgeschosse jagt ein Angriff auf die Lachmuskeln den nächsten. Lässt man sich auf die skurrilen Einfälle und den Witz ein, verbringt man ein bis zwei höchst amüsierliche Stunden und ist danach zumindest eine Spur weiser, weil die Komik der Exponate und ihre tiefe Ironie die Realität und auch Banalität des Lebens aus einer gehobeneren Warte sehen lässt.
Und dann natürlich das Deutsche Museum, eines der Münchner Museen von Weltrang. Hier gehe ich immer wieder gerne hin, nicht nur mit kleinen Kindern, für die die großen Säle mit den Schiffen, Flugzeugen und Lokomotive der Höhepunkt sind. Ich mag die etwas altmodische aber immer noch beliebte physikalische Abteilung mit den Experimenten, die der Besucher selbst vornehmen kann, die dramatische Starkstromvorführung. Spannend auch die Abteilungen mit Fertigungstechniken und besonders begehrt, ein Miniaturziegel aus der Miniatur-Ziegelei - eine funktionierende Anlage, die auf 4 mal 6 Metern eine komplette Ziegelproduktion vom Pressen übers Trockenen und Brennen darstellt. Immer wieder faszinierend auch der Abstieg in die Unterwelt, wo in den Kellern des Museums ganze Bergwerke von Kohle, Erz und Kali in altertümlicher bis modernster Ausführung lebensecht aufgebaut sind.
Meine ausdauernden Gäste nehme ich gerne mit auf meinem Haus-und-Hof-Spaziergang entlang der Isar nordwärts. Die Isar zieht sich mit einem Gürtel von Wiesen und Bäumen durch ganz München wie ein grünes Band. Gleich am Deutschen Museum biege ich ein auf den Wandelweg unter den Kastanien hindurch, die ihre Zweige mit dem dunklen dichten Laub bis auf die grüne Wasseroberfläche senken. Beidseitig ist hier die Isar von Kastanien gesäumt, eine Pracht wenn sie im Mai blühen. Aber auch die anderen Jahreszeiten haben auf dem Weg nordwärts durch die Parkanlagen ihren Reiz. Im Winter und Frühjahr fängt man am Nachmittag die flachen Sonnenstrahlen durch die kahlen Äste, frisches Grün erfreut im Frühjahr, die dicken Knospen der Kastanien lassen die Pracht des Mais erahnen. Im Sommer spendet das Wasser und dichte Laub Kühlung, im Oktober erfreut das Feuerwerk der herbstlichen Laubfarben.
Der Weg führt über die Insel mitten in der Isar, dann weiter über den Steg der Staustufe, während unter uns je nach Wasserstand die Isarwasser durch ein oder mehrere Schotten rauschen. Rechts geht es über die alte Brücke, der Blick zurück Richtung Süden schweift vom Jugendstilbau des Müllerschen Volksbades über die Isar-Arme bis zur Mariannen-Kirche auf der linken Isar-Seite. Vorbei am großen mächtig rauschenden Wasserfall und über den Holzsteg, links die Isar, rechst der rasch fließende Kanal. Querlaufende Strassen werden untertunnelt bis wir über die Tivoli-Brücke links in den Englischen Garten abbiegen.
Der Englische Garten ist eine Oase inmitten der Stadt, der von allen Bevölkerungsgruppen auf alle erdenklichen Arten genutzt wird. Herbst, Winter und Frühjahr ist flanieren vorherrschend, Gruppen von Hunden tollen ausgelassen über die großen Grünflächen. Im Sommer herrscht Freibadstimmung mit Freikörperkultur am Eisbach, der sich durch die lichten Baumgruppen über die großen Wiesen schlängelt. Es treffen sich Trommelfans zu gemeinsamen Rhytmen, man liegt neben dem Radel auf der Wiese und relaxed, liest, wirft Frisbys, spielt Volleyball. An Sommersonntagen trifft sich eine eingeschworene Baseball-Gruppe. Im Winter haben die Kinder ihren Spass beim Rodeln am Monopterus. Das Erstaunlichste für mich ist das ungezwungene Nebeneinander von alt-eingesessenen traditionsverhafteten Münchenern und der Szene, von Jung und Alt, verschiedensten Bevölkerungsgruppen, und selbst bei größten Menschenansammlungen auf Wiesen und Wegen ist dies doch immer relaxed, nie hektisch, leben und leben lassen mit großer Toleranz für den anderen.
Wenn immer das Wetter es erlaubt - und das ist in München zu jeder Jahreszeit, auch im Winter beim ersten wärmenden Sonnenstrahl, selbst wenn noch Eis den Kleinhesseloher See bedeckt - sind die Biergärten in Betrieb, notfalls mit wärmendem Glühwein als Alternativ-Angebot zum Bier, das nirgendwo fehlen darf. Der betriebsamste und größte Biergarten im Englischen Garten ist der am chinesischen Turm. Aber auch sonst überall in München finden sich diese wunderbaren Einrichtungen. Einzige Voraussetzung dafür scheint das Vorhandensein von mindestens drei Kastanienbäumen zu sein. Einer meiner Lieblings-Biergärten ist der Flaucher weiter südlich an der Isar in der Nähe des Tierparks. In der Nähe verläuft der Flauchersteg quer über die Isar mit ihrem breiten Hochwasserbett und den zahlreichen Kiesinseln. Glücklicherweise hat man mittlerweile erkannt, dass die Renaturisierung der Isarauen nicht nur ökologische Vorteile birgt, sondern auch die Qualität der Isarauen als Erholungsraum für die Münchener hebt. Hier in die Isarauen ziehen denn an warmen Sommerabenden auch Hunderte von Münchenern um zu grillen und zu feiern. Bei der großen Zahl der aufsteigenden Rauchsäulen mutete es dann an, als sein ein großer Indianerstamm vor die Tore Münchens gezogen um dort seine Lagerfeuer zu entzünden. Aber natürlich ist ökologisch korrekt nur Feuer mit mitgebrachtem brennbaren Material erlaubt, sonst stünde dort bald kein Baum oder Busch mehr.
Ein anderes grünes Juwel ist für mich der Botanische Garten mit dem Schloss Nymphenburg und seinem Schlosspark direkt nebenan. Die Pracht der mit den Jahreszeiten wechselnden Beete, Phäonienblüte um Pfingsten, liebevolle Sammlungen von Sumpf- und Moorpflanzen, der Schattengarten mit dem Farbenfeuerwerk der blühenden Rhododendren, die kleine schattig-kühle Farnschlucht, das liebevoll mit Orginal-Steinmaterial der verschiedenen geologischen Formationen der Alpen aufgetürmte und bepflanzte Alpinum, daneben die Wiesenflora Bayerns, Hochmoor, Wiesenmoor und Torfmoor-Gemeinschaften inklusive der prachtvollen glücklichen Frösche. Das alles macht für mich den Reiz dieses botanischen Gartens aus. Ein Highlight sind auch die alten Gewächshäuser mit dem beindruckenden alten Bestand tropischer Pflanzen und Kakteen. Besonders faszinierend ist das Haus der tropischen Seerosen, das im Sommer bei 90% Luftfeuchtigkeit die tropischen Schönheiten mit ihren riesigen schwimmenden Blättern und tellergroßen wundervollen Blüten zeigt. Aber auch gerade im Winter ist ein Wandel durch diese Häuser ein Genuss, dichtes Grün in der tristen Jahreszeit und prachtvolle Orchideen als Kontrast zu tiefen grauen Schneewolken und kahlen starrenden Bäumen.
Zum Abschluss eines gelungen Ausflugs ins städtische Grün spaziere ich gerne noch hinüber zum Nymphenburger Schlosspark, lustwandele auf den Wegen, genieße die Ruhe und Symetrie der prachtvollen Barockfassade des Nymphenburger Schlosses mit den Wasseranlagen vor und hinter dem Schloss, die vom Gartenarchitekt vorgedachten Perspektiven, Abstecher zu den kleinen Pavillons, die im Park verstreut liegen. Gerade auch in einem strengen Winter ist ein Abstecher hierher lohnend. Sind die Kanäle und Seen zugefroren, verwandeln sich ihre Eisflächen in Flaniermeilen, Tanzflächen für Schlittschuhläufer, Sportfelder für Hockey-Begeisterte und Stockschießer. Groß und Klein ist hier auf den Beinen, genießt den ungewohnten Lebensraum, den Spaziergang unter Brücken hindurch, wo im Sommer die Schwäne würdevoll ihre Runden ziehen. Darin sind die Münchener Künstler, sich und ihre Stadt zu genießen wie immer, wo immer und wann immer es möglich ist - ein Stück liebenswerte Münchener Lebenskultur.
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