Südliches Afrika: Vom Kap durch Namibia bis Victoria Falls

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Zwischen Dünen, Dornen und Flusspferden

Unterwegs im Outback des Südlichen Afrikas durchqueren wir Südafrika, streifen von Süden nach Norden und Westen nach Osten durch Namibia und machen zum Schluss noch Abstecher nach Botswana und Zimbabwe. Eine Vierländertour mit Schwerpunkt Namibia, das mit seiner Vielfältigkeit und Weite fasziniert.


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Etappen einer Tour vom Kap nach Victoria Falls

Protea am Tafelberg

Südafrika vom Kap bis Augrabies

Tag 0 & 1: München – Cap Town

Südafrika ist weit, über 9.000 Kilometer ist Kapstadt von München entfernt. Ich bin seelisch und moralisch auf eine lange Anreise eingestellt, und wirklich dehnt sie sich endlos: Nach Frankfurt per Zug, einchecken, noch mal gediegen essen gehen, auf den Abflug warten. Dann der Nachtflug mit Air Namibia nach Windhoek, 8.000 Kilometer direkt nach Süden.

Der Tag bricht über Angola an, aber unter uns sind nur dicke Wolken zu sehen. Etwa ab der namibischen Nordgrenze lichtet sich die Wolkendecke, der erste Blick auf echte afrikanische Erde. Wir drücken uns die Nasen am Fenster platt um möglichst viel von der Landschaft unter uns zu sehen. Erst sind da viele dunkelgrüne Sprenkel auf rotem Grund, größere rote runde Flecken dazwischen, vielleicht Felder in der Baumsavanne? Wir werden sehen, wenn wir auf unserer Reise dort vorbeikommen. Dann kommt plötzlich beeindruckend und unverkennbar die riesige Salzpfanne des Etosha Nationalparks in Sicht, weißgrau mit dunkleren Rändern in aquarellartigen Übergängen und scharf abgegrenzt gegen den dunkelgrünen, im Bereich des Parks recht dichten Bewuchs.

Auf dem Tafelberg Kurz darauf landen wir in Windhoek und steigen nach 2 Stunden Aufenthalt in eine kleinere Maschine nach Kapstadt um. Windhoek selbst können wir nicht erspähen und dann versperren auch wieder Wolken den Blick nach unten. Zum Glück reißen die Wolken kurz vor dem Anflug auf Kapstadt auf und der freie Himmel beschert uns eine herrliche Sicht auf die Stadt, die Bucht und natürlich den prachtvollen Tafelberg, dem Wahrzeichen Kapstadts.

Am Flughafen holt uns unser Tourenguide Uwe ab und nach kurzem Boxenstop im Hotel geht es direkt zum Tafelberg. Die Gunst der Stunde nutzend und um einer möglichen Wolkenbildung zuvorzukommen, fahren wir mit der Seilbahn hinauf und genießen oben bei einem kleinen Spaziergang entlang des Randes die herrlichen Blicke auf Kapstadt und Umgebung, sowie die vielen interessanten Blumen und Pflanzen, die hier in reichhaltiger Sortenvielfalt wachsen.

Abends essen wir in einem kleinen Restaurant mit afrikanischem Flair. Am Nachbartisch gibt es eine private Einlage: Drei schwarze Frauen singen einige afrikanische Lieder. Die vom Restaurant bestellte Live-Musik ist dagegen relativ beliebiger Pop. Wir sind aber sowieso mit unserem ersten Wild-Menu beschäftigt, es gibt Carpaccio von Springbock, Krokodil und Strauß als Vorspeise und danach gemischtes Gegrilltes von verschiedenen Antilopenarten und Warzenschwein. Bevor wir uns in die Betten fallen lassen genießen wir den nächtlichen Blick auf die Stadt und die Bucht vom Signal Hill. Der Vollmond zieht eine breite silbern gleißende Straße in das Wasser der Bucht, Schiffe schwimmen darin wie kleine Lampions, die Lichter der Stadt ziehen die Konturen der Bucht nach und liegen wie ein leuchtender Teppich vor den angestrahlten Felshang des Tafelbergs, der bleich-grünlich geheimnisvoll über allem trohnt.

Tag 2: Ausflug zum Kap der guten Hoffnung

Morgens geht es entlang der Küste Richtung Süden, durch viele nette und auch teure Vorstädte unterhalb der zwölf Apostel, wie diese Seite des Tafelberges seit den Zeiten eines glücklich verlaufenen Schiffbruchs hier genannt wird. Dann windet sich die Straße im Fels entlang der Bucht hinauf, biegt um Felsnasen, während sie immer neue herrliche Blicke aufs Meer und über die Bucht freigibt.

Kap der Guten Hoffnung Wir fahren weiter Richtung Süden in den Naturpark des Cape of Good Hope. Wir sind in der Vegetationszone des "Fine Bos", einer ganz spezifischen artenreichen Pflanzengemeinschaft am Kap, die vor allem von verschiedenen Sorten von Proteas dominiert wird. Foto-Shooting am Kap ist natürlich ein Muss. Die Wellen branden and die Felsen und es riecht intensiv nach Meer und dem Seetang, dem Kelb, der in großen braunen Feldern vor der Küste wächst. Wir wanden den „Scenic Walk“ hoch hinauf zum Cape Point, der eigentlichen Spitze des Felsrückens. Immer wieder ergeben sich wundervolle Blicke aufs Meer und die Steilküste, dazwischen bestaune ich die interessante Pflanzenwelt. Hoch oben am alten Leuchtturm hat man einen herrlichen Rundblick. Östlich liegt die riesige so genannte Falsche Bucht, die zu unserem Erstaunen noch gar nicht der indische Ozean ist. Dieser fängt erst weiter östlich am südlichsten Punkt des Kontinents an, aber aufgrund der der unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten von Atlantik und Indischem Ozean ist die falsche Bucht oft mit dem viel wärmeren Wasser des Indischen Ozeans gefüllt.

Baden unter Pinguinen Nächster Stopp ist daher auch Baden in der falschen Bucht sowie das Besichtigen einer Kolonie von Afrikaans Pinguinen. Zu unserer Überraschung fällt beides zusammen, und so schwimmen wir in der kleinen Bucht mit schönen runden Granitfelsen mitten zwischen den putzigen kleinen Kerlen, denen man sich problemlos bis auf 1-2 Meter nähern kann, ohne sie zu irritieren. Witzig die Touristen sich Seite an Seite mit ihnen auf den Felsen sonnen zu sehen.

Den gelungenen Abschluss des Ausflugs bildet ein Spaziergang durch Kirstenbosch, den großen schön angelegten botanischen Garten am Hang des Tafelberges. Herrliche Bäume und Pflanzen, immer wieder blaue Wolken von blühendem Agapantus, viele einheimische Arten sind zu bewundern wie die prachtvoll blühenden Proteas oder auch die Kollektion der Arzneipflanzen gegen die verschiedensten Unpässlichkeiten. Leider war hier die Zeit viel zu kurz.

Abends essen wir in einem Wildrestaurant in der Innenstadt. Die Wände zieren eine Auswahl von Trophäen der Tiere, die auf der Speisekarte stehen. Jens und ich vertilgen einen gewaltigen und total leckeren gemischten Spieß von Elan, Kudu und Springbock. Wir wandern zurück durch das lebhafte Nachtleben, noch einen Blick auf die amerikanisch-afrikanische animierte Weihnachtsbeleuchtung und wir fallen hochzufrieden in unsere Hotelbetten. Heute sind wir auch mental in Afrika angekommen, wiewohl sich Kapstadt sehr weiß anfühlt. Der überwiegend schwarzen Kontinent bzw. das entsprechende Feeling wird sich wohl weiter im Norden einstellen.

Tag 3: Cape Town – Clan William

Nach einem kurzen Besuch der WARF, des neu gestalteten Hafen-Viertels, wo Jens vergeblich auf das Eintreffen von Nelson Mandela wartet, aber immerhin Tutu und de Klerk vor die Linse bekommt, fahren wir unseren Anhänger holen und dann weiter nach Norden. Unser Ziel ist Clan William an Cedar Berge den Cedar Bergen. Zunächst geht es durch die Kornkammer Südafrikas: Weite gelbe abgeerntete Felder, umsäumt von schwarz-blauen Bergketten prägen die Landschaft. Dann überqueren wir einen kleinen Pass und sind im Citrus-Valley, wo Anbau von Zitrusfrüchten und etwas Wein das Bild beherrscht.

In Clan William beziehen wir unsere Zimmer in einer hübschen kleinen Lodge. Jens genießt den ersten Pool seines Lebens und dann brechen wir schon wieder auf zu einer kleinen Wanderung in den Cedar Bergen. Über eine Staubpiste geht es hinein in die Berge: karge Landschaft, große Sandsteinfelsen, alles schon sehr verwittert, zerlegt, durcheinander gewürfelt. Wenig überraschend heißt denn auch einer der Felsgärten "Giant's Playground". Ich kann mich der Landschaft und der Vegetation erst auf unserer Wanderung entlang des Buschmann-Zeichnungen Wegs mental nähern. Die Zeichnungen sind recht einfach und noch nicht sehr alt, ein paar hundert Jahre vielleicht. Was für mich wichtiger ist, ist wirklich in der Landschaft herumzulaufen und mir die interessante Pflanzengemeinschaft genauer anzuschauen. Erstaunlich die Fülle der Wolfsmilchgewächse (Euphorbien), die hier teils buschig wachsen, aber auch den Platz der Kakteen einnehmen. Danach erschien mir die Landschaft auch aus dem Auto heraus vertrauter und nicht mehr so karg. Bei der Rückfahrt ziehen tief hängende Wolken auf und geben bei der Abfahrt ins Tal dramatische Blicke auf die umliegenden Berge frei, die von einzelnen Strahlenbündeln der tiefstehenden Sonne effektvoll beleuchtet werden.

Tag 4: Clan William – Augrabies Waterfalls

Straße gen Norden Es geht nach Norden bis Springbock, dann biegen wir ab Richtung Osten zu den Augrabies Waterfalls. Die Landschaft wird immer karger und platter. Die Straße zeichnet einen geraden Stich bis zum Horizont, keine Wolke ist mehr am großen tief blauen Himmel zu sehen, die Sonne brennt gnadenlos herab. Die endlosen Weiten, die wir Stunde um Stunde durchfahren, sind beeindruckend.

Gegen Abend kommen wir im Augrabies Park an, wo wir zum ersten Mal unsere Zelte aufschlagen. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang nutzen wir für einen Spaziergang zu den Fällen, wo sich der Oranje River, der Grenzfluss zu Namibia, über die runden Felsen in eine enge ausgewaschene Schlucht stürzt. Die Fälle sind schön aber nur eindrucksvoll im Kontrast zu der ansonsten ariden Landschaft um uns herum.

Auftakt in Namibia mit Köcherbäumen und zahmen Geparden

Tag 5: Augrabies – Keetmanshoop Köcherbaumwald

Wir fahren weiter Richtung Nordwesten, überqueren die namibische Grenze, was einige Zeit für die Ausreise- und Einreise-Formalitäten beansprucht. Man hat hier Zeit. Bis Keetmanshoop durchfahren wir wieder endlose dürre Ebenen, kurz darauf schlagen wir unsere Zelte auf einer Farm direkt am Köcherbaumwald auf.

Zahme Geparden Den Wald heben wir uns für die Abendstimmung auf, springen noch rasch in den Pool und sind dann pünktlich um 17:00 Uhr zur Fütterung der Geparde am Gehege. Die Farmersleute haben drei Geparden als Waisen gefunden und aufgezogen. Nun dürfen die Touristen den täglichen Fütterungen beiwohnen, direkt im Gehege ohne trennenden Zaun. Die zwei halbwüchsigen Geparde haben nur Augen für ihr Futter, zwei Hasen auf denen sie hingebungsvoll herumkauen. Derweil fordert uns die Farmerin auf, einzel zum Streicheln der Tiere heranzukommen. Und wer traut sich als erstes, ich natürlich.

Ein weiterer Gepard wird direkt auf dem Rasen vor dem Wohnhaus gefüttert. Alle sitzen im Kreis im ihn herum, einschließlich der Kinder und eines kleinen Hundes, daneben grast gemütlich ein Warzenschwein. Um die Ecke posiert eine Gruppe von Erdmännchen auf ihrem Bau. Aufmerksam schauen die älteren Mungos herum, die jüngeren flegeln auf den Erdhaufen. Einfach putzig schauen sie aus mit ihren schwarzen Brillen. Insgesamt ist alles ungemein idyllisch, inklusive des vorwitzigen grünen Papageien, der am Zaun turnt und sich mit mir unterhalten will.

Köcherbaumwald Als die Sonne allmählich tiefer sinkt, widmen wir uns dem Köcherbaumwald, für mich eines der Highlights der Tour. Der Köcherbaum ist eigentlich eine Aloe-Art, die 5-7 Meter hoch baumartig wächst mit dickem Stamm und einer dichten kandelaber-artigen Krone. In lockeren Gruppen stehen sie zwischen den rundlichen braun-schwarzen Basaltfelsen, dazwischen weitere Aloe-Arten sowie Euphorbien-Gewächse. Zwischen den warmen Steinen wieseln Klippschliefer, die sich durch unsere Anwesenheit kaum stören lassen. Wir wandeln durch diesen ganz besonderen Wald und genießen die wundervolle Abendstimmung, das wärmer werdende Licht der untergehenden Sonne auf den prachtvollen Bäumen, die immer neuen Perspektiven und Eindrücke. Ganz malerisch wird es bei Sonnenuntergang und in der einbrechenden Dämmerung, als die Bäume eindrucksvolle Silhouetten gegen den noch hellen westlichen Himmel werfen, an dem sich bereits die ersten Sterne zeigen.

In der Nacht bestaunen wir dann den schönen südlichen Sternenhimmel, sogar die beiden Magellanschen Wolken, die kleinen Begleitgalaxien unserer Milchstraße, sind zu sehen. Leider aber werden wir auf unserer Reise das Zentrum der Milchstraße mit dem Skorpion, Kentaur, dem Kreuz des Südens und der Kohlensack Dunkelwolke wohl nicht sehen können, da diese erst im März wieder hoch am Himmel stehen werden und zudem der volle Mond später in der Nacht alle Sterne überstrahlt. Trotzdem ist der Nachthimmel wunderschön.

Faszination Namib Wüste mit Sesriem und Sossusvlei

Tag 6: Keetmanshoop – Sesriem

Tsarishoogte Pass Unser nächstes Ziel ist das Sossusvlei in der Namib Wüste. Darauf hatte ich mich schon lange gefreut. Nach langer Fahrt durch die wieder unendlichen Weiten über schnurgerade Straßen gelangen wir über Mariental zur Maltahöhe, einem winzigen Ort im Nirgendwo. Dort machen wir Mittag im schattigen Gärtlein einer florierenden deutschen Bäckerei, wo uns die tüchtige deutsch sprechende Geschäftsfrau leckere Pasteten serviert. Ab da geht es weiter über Schotterpisten Richtung Küste, durch eine weite trockene Ebene. Kaum merklich kommen wir tiefer, bis es dann ab dem Tsarishoogte Pass richtig bergab geht. Ab hier ist dann auch die Landschaft schlagartig abwechslungsreich mit Bergketten, die uns auf beiden Seiten begleiten, dazwischen eine Ebene mit dichtem hellgrünen Gras und sogar immer mal wieder Bäumen.

Schon sind die ersten roten Dünen in Sicht und wir kommen auf dem Sesriem Campingplatz an, 60 Kilometer vor dem Sossusvlei. Es ist ein hübscher Platz, es gibt kein Gras aber schöne große Akazienbäume, der schattige Platz darunter umfasst von runden halbhohen Steinmauern, innerhalb deren wir unsere Zelte aufschlagen, und einen schönen Blick in die Wüste. Blick von der Elim-Düne Die nächstgelegene Düne ist unser Ziel für den Sonnenuntergang, die 160 Meter hohe Elim-Düne. Für den Sundowner haben sich alle zuvor ein passendes Getränk besorgt. Wir haben Amarula dabei, ein exotischer regionaler Creme-Likör. Aber zunächst müssen hinauf. Uwe setze uns am Fuß der Düne ab und wir machen uns an den Aufstieg. Auf der vielstrahligen Sterndüne bieten sich viele Wege nach oben an. Dünen-unerfahren wie wir sind, müssen wir erst noch lernen den leichtesten Weg einzuschätzen, wobei auch der immer noch ganz schön anstrengend ist. Immer wieder pausieren wir, um den immer schöner werdenden Blick zu genießen, aber auch um wieder zu Puste zu kommen. Überraschender Weise sind wir dann die ersten auf dem Gipfel. Jens ist stolz auf seine erste Dünenbesteigung. Nach und nach kommen die anderen der Gruppe. Es bietet sich uns eine prachtvolle Sicht auf weitere Dünenketten Richtung Sossusvlei und hinab in die Ebene mit dem Sesriem Camp und dahinter die Sandsteinfelsen der Bergketten Richtung Osten, deren Ton mit sinkender Sonne immer wärmer wird, bis er dann nach Sonnenuntergang ins Violette umschlägt. Etwa einen Stunde harren wir dort oben aus, trotz des starken, immer frischer werdenden Windes. Bei Sunset trinken wir unsere Sundowner, genießen den weiten Blick und machen uns dann an den Abstieg. Dieser wird für alle aber insbesondere für Jens zum Erlebnis. Mit diesen Worten nämlich „Das ist ein Erlebnis“ kommt er den ersten Steilhang herunter gelaufen, große weiche Schritte durch den warmen lockeren Sand, insbesondere barfuss wahrlich ein Erlebnis. Und hinab gibt es noch viele solche bis wir wieder unten ankommen, wo wir von Uwe abgeholt werden.

Uwe hat leckeren Auflauf zubereitet. Wir essen unter der großen Akazie, über uns der Sternenhimmel, draußen in der Nacht vorwitzige Schakale, deren Augen in der Dunkelheit wie zwei grüne Punkte leuchten. Sie schauen mit dem Kopf mit den großen Ohren über die Mauer und - hast-du-nicht-gesehen – haben sie uns die Bananen geklaut.

Tag 7: Ausflug ins Sossusvlei

Sonnenaufgang von Düne 45 Dies ist mein Tag, es geht ins Sossusvlei. Ganz früh, kurz nach 4 Uhr ist Wecken und kurz vor 5 fahren wir noch in der Dunkelheit los. Um 5 Uhr wird das Park Tor geöffnet und das Rennen „Wer ist zum Sonnenaufgang zuerst auf Düne 45“ beginnt. Unser Wagen ist der erste und damit das auch so bleibt lässt Uwe es so richtig krachen. Es ist noch dunkel, langsam hebt die Dämmerung an. Nach genau 45 Kilometern sind wir am Fuße der Düne 45 angekommen, ein äußerst beliebtes Fotomotiv für Postkarten und unsere Sonnenaufgangsdüne. Noch in der Dämmerung kämpfen wir uns die 240 Höhenmeter über den Dünenkamm hinauf. Kurz vor Sonnenaufgang steht unsere Gruppe oben, natürlich als erste. Nach und nach füllt sich der Grat neben uns mit weiteren Touristen, dann geht die Sonne auf. Um uns herum erheben sich rechts und links der Riviere-Ebene des Tsauchap herrliche riesige rote Dünen. Elegant schwingen die Bögen der Kämme, die die Dünen scharf in Licht- und Schattenseiten trennen. Hinab ist es wieder ein Erlebnis. Wir gehen etwas entlang des Kamms abwärts, wählen dann aber den direkten Weg hinab über die steile Flanke, die hier mit einheitlicher Steigung von 33% etwa 150 Meter abfällt. Es ist herrlich, barfuss durch den lockeren Sand dort hinunter zu laufen. Noch ein paar Fotos und dann gibt es Frühstück am Fuß von Düne 45.

Sossusvlei Wir fahren die letzten Kilometer bis zum Sossusvlei, wo der Tsauchap in einer Senke zwischen den gewaltigen Dünen versiegt, sofern er überhaupt genug Wasser führt um bis hierher zu gelangen. Dann füllt er die Vleis, wobei das hinterste, das Dead Vlei 1997 zum letzen Mal unter Wasser gestanden hat. Den ganzen Vormittag wandern wir durch diese grandiose Landschaft. Die noch tief stehende Sonne lässt das Relief der Sternendünenlandschaft in immer neuen geschwungenen Mustern voll zur Geltung kommen. Teilweise changiert die Farbe des Sandes in den unteren Bereichen von rot nach gelb oder auch dunkelgrau. Die flachen Vleis dazwischen sind mit grünen Bäumen, meist Akazien, bewachsen, ihre Pfannen tragen ein Muster von weißen Kreidekacheln auf rostrotem Grund. Unterwegs treffen wir sogar auf Springböcke, ein paar einzelne Strauße sowie eine Gruppe der dekorativen Oryx-Antilopen.

Zunächst geht es durch die Vleis und über ein paar flache Dünen, dann führt uns Uwe senkrecht den Steilhang einer mittel hohen Sicheldüne hinauf. Der untere Bereich ist noch relativ fest und gut zu gehen, die letzten 30 Meter aus lockerem Sand kämpfen wir uns auf allen Vieren hinauf, bis wir schnaufend den Kamm erreichen. Von dort oben bietet sich uns ein gigantischer Blick hinab in das Dead Vlei, umrahmt von bis zu 340 Meter hohen roten Dünen. Mitten darin liegt die grell weiße Kreidepfanne, in der alle Bäume abgestorben sind und mit ihren dunklen kahlen Gerippen einen dramatischen Kontrast bilden. Unten im Dead Vlei angekommen bieten sie jede Menge Fotomotive.

Dead Vlei Wir müssen uns dann aber allmählich auf den Rückweg machen, es wird Mittag und die Sonne brennt vom Himmel. Was das bedeutet, stelle ich fest, als wir bei der letzen Dünenüberquerung den heißen steilen Sonnenhang hinunter müssen. Wie heiß der Sand ist, merke ich eindrucksvoll, als ich mit Karacho diesmal vorsichtshalber nicht barfuss sondern mit Sandalen hinunter renne. Es ist wie ein Tanz auf einer Herdplatte und nach zwei Drittel halte ich das Brennen an den Fußsohlen nicht mehr aus, lasse mich aus vollem Lauf auf den Hintern fallen und hebe so schnell wie möglich die Füße aus dem Sand. Rechts und links von mir sehe ich zwei weitere Fußpaare auf dieselbe Weise fast synchron aus dem heißen Sand schnellen. Noch Mal Mut fassen und so flott wie möglich runter, nicht viel hätte gefehlt und ich hätte Brandblasen an den Füßen gehabt. Der Rest des Weges zurück ist zum Glück nur noch durch die ebenen Vleis und über ganz flache Dünen.

Noch ein kurzer Abstecher zum Sesriem Canyon und glücklich und zufrieden fahren wir zurück zum Camp, duschen, relaxen, grillen bei Sonnenuntergang, bewundern den Sternenhimmel bei Nacht. Ein wundervoller Tag, der meine hohen Erwartungen noch übertroffen hat. Wehmütig denke ich daran, dass wir am nächsten Tag Sossusvlei und die roten Dünenriesen schon wieder verlassen müssen.

Abstecher nach Swakopmund, dem Eisschrank Namibias

Tag 8: Sesriem - Swakopmund

Kuiseb Canyon Der nächste Tag beginnt mit der Fahrt durch eine interessante Felslandschaft des Namib Naukluf Nationalparks. Linker Hand sind immer wieder lang gestreckte rote Dünen oder im Sand versinkende Berge zu sehen. Wir machen kurzen Stopp in Solitair, eine kleine Versorgungsstation im Nichts, das seinem Namen mehr als zu Recht trägt: Eine Tankstelle, ein netter Shop mit Cafe, drei Häuser, sonst gibt es nur Wüste. Wenig später durchqueren wir die so genannte Mondlandschaft. Hinter die stark erodierte gelbbraune Hügellandschaft schieben sich zerklüftete schwarz-braun gebänderte Berge, die die Erosion quer zu den Schichten aufgeschlossen hat. Ein imposanter Blick auf diese bietet sich am Kuiseb Pass. Ich bewundere die schönen geologische Muster und dazwischen den tief eingeschnittenen Kuiseb-Canyon, wo sogar in dieser unwirtlichen Gegend helles Grün den Lauf des Wassers säumt. Wie hier zwei Deutsche und ein Hund auf der Flucht vor der Internierung im Krieg zwei Jahre überleben konnten, ist mir trotzdem ein Rätsel.

Auf dem Weg zur Küste nach Walvis Bay wird die Landschaft wieder eben, eintönig, karg und kärger, bis wir sozusagen durch ein Nichts fahren: kein Berg, kein Hügel, kein Baum, kein Strauch, kein Grasbüschel. Alles dämmert im Bus vor sich hin, bis plötzlich der Küstennebel, dann das Meer und Walvis Bay zu sehen sind. Eine Stadt im Nichts zwischen dem kalten Atlantik und einem lang gezogenen Gürtel von ausgebleichten hellgelben Dünen, die sich bis Swakopmund ziehen, unserem nächsten Etappenziel.

Swakobmund Bevor wir uns im Hotel einquartieren machen wir einen kurzen Abstecher ins Landesinnere, dem Lebensraum der Welwitschia Mirabilis, und bewundernswert ist sie wahrhaftig. Auf einer trockenen heißen Ebene, wo jeder noch so kleine Busch mindestens 10 Quadratmeter Leere um sich benötigt, wächst diese beeindruckende Rarität des Pflanzenreichs, unbeeindruckt von Hitze und Dürre über die Jahre und Jahrhunderte. Bis zu 2000 Jahre kann eine Pflanze werden.

Wir fahren zurück, beziehen die Zimmer und schlendern durch Swakopmund, den Kühlschrank Namibias. Es ist herrlich sonnig, aber nur knapp über 20 Grad und es bläst ein frischer Wind, ganz schön frostig für uns Sonnenverwöhnte. Die Stadt wirkt überraschend deutsch: deutsche Läden, deutsche Sprache, Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit, alles hübsch gestrichen in klaren bunten Farben, sauber, gepflegt, die ganze Stadt ist wie geleckt. Würde man sie - ausgenommen die vielen Palmen - nach Deutschland versetzen, kaum einer würde es merken. Sogar ein Brauhaus mit dem Spruch (auf deutsch) „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s“ ist zu finden, in dem bis vor ein paar Jahren Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wurde.

Tag 9: Swakopmund

Heute ist Freizeit in Swakopmund. Viele edle Souvenirläden laden nicht nur zum Windows-Shopping ein. An der barocken Kirche lauschen wir dem Küster, der einen Bach-Choral übt. Später am Nachmittag startet Jens zum Quart-Fahren in die Dünen, ich habe mit vier anderen Reiseteilnehmern einen Rundflug über die Namib-Wüste und die Skelett-Küste gebucht. Unser Pilot holt uns persönlich am Hotel ab und kurz drauf besteigen wir die kleine Chesna.

Namib aus der Luft Zunächst geht es Richtung Osten zu den Moonlands. Die fast platte Fläche unter uns, auf der wir die Welwitschia bestaunt haben, hat von oben gesehen eine feine Struktur von leichten Rinnen, die wie Adern das seltene Wasser sammeln und zu größeren Fließfächern abführen. Erstaunlich, wie sich Erosion durch Wasser selbst hier in dieser trockenen Ebene so deutlich abzeichnet. Die Mondlandschaft ist ein zerfurchtes Labyrinth aus kleineren Hügeln und Badlands hinab zu dem etwas tiefer liegenden Lauf des Swakop.

Wir drehen Richtung Südosten ab. Schon von Ferne sehen wir sich das gewaltige Sandmeer erheben dann sind wir ganz im Banne der hellgelben Dünenketten unter uns, die mit immer neuen Formen und Mustern aus Licht und Schatten mit harten und weichen Übergängen den Betrachter fesseln und zu wahren Foto-Orgien animieren. Schier endlos dehnt sich diese Welt aus Sand, aufgetürmt zu Ketten von Sterndünen. Das Meer kommt in Sicht und wir fliegen die Skelettküste entlang nordwärts. Die Attraktion sind natürlich die Schiffwracks, von denen die Küste ihren Namen hat. Unser Pilot bringt sie mit tiefen Steilkurven optimal vor unsere Linsen. Befremdlich, diese rostigen Schiffsskelette so weit drin im Land und derart versandet zu sehen.

Walvis Bay Drei kleine Robenkolonien tauchen am Strand auf, man sieht sogar wie einzelne Tiere sich im lichtgrünen flachen Wasser tummeln. Schön anzusehen sind später die zwei Flamingo-Kolonien, die wir in angemessener Höhe überfliegen um die Tiere nicht zu stören. Dekorative Kreise von rosa Stecknadelköpfen in einem Aquarell aus Meerblau und den verschiedenen Grautönen des nassen Sandes der Lagune. Es geht vorbei an Walvis Bay mit der farbenfrohen Meersalzanlage, ein Mondrian in Blau, Violett, Rot, Giftgrün und blendendem Weiß sind die verschiedenen Salzbecken. Dann der Hafen, die letzen Häuser und wir sind wieder über den Dünen. Merkwürdig, wie hier die fast völlige Leere der Wüste direkt an das Meer grenzt, die kleinen adretten Städtchen wie bunte Inseln in einer großen Einsamkeit. Dann sind ist der Dünengürtel zu Ende, noch ein kurzes Stück über die Ebene, ein Blick auf die Uranmine und schon landen wir wieder auf dem kleinen Flughafen nach sehr kurzweiligen 90 Flugminuten.

Über die Spitzkoppe zu den Erongo-Bergen

Tag 10: Swakopmund – Omandumba in den Erongo-Berge

Morgens ist es wieder neblig und frisch in Swakopmund. Nach der Kälte freuen wir uns schon auf die Wärme weiter im Landesinneren. Aber bevor wir Richtung Osten in die Erongo-Berge fahren, statten wir noch der riesigen Pelzrobbenkolonie auf Cape Cross einen Besuch ab. Die 120 Kilometer entlang der Küste nach Norden sind eine neue Variante des Nichts, der leeren Weite. Links das Meer mit dem Küstennebel darüber, vor uns zieht die Salzstraße einen schwarzen Strich in den lichtgelben bis hellgrauen Sand. Einzige Abwechslung sind eine paar niedrige versandende Hügel sowie zwei einsame Siedlungen am Strand, hingeworfen in das sandige Nichts.

Cape Cross Dann sind wir am Cape Cross und laufen vom Parkplatz hinüber zur Kolonie. Noch bevor man sie sieht, kann man sie hören und riechen. Es stinkt gewaltig und der Lärm von tausenden nach ihren Müttern schreienden Robbenjungen erfüllt die Luft. Von der Mauer aus blickt man auf ein Gewimmel von großen braunen und kleinen schwarzen Robbenleibern, der ganze Strand und die Felsen sind bedeckt davon. Zwischen den Müttern und den Jungen sichern Bullen aggressiv ihr Revier bzw. den Harem. So putzig einige der säugenden Robben ausschauen, die ganze Atmosphäre drückt für mich mehr die Härte des Robbenlebens aus. Viele der kleinen schwarzen Leiber sind leblos, verhungert oder platt gewalzt, einige davon in fortgeschrittenen Verwesungszuständen, was der Gestank unterstreicht. Eine beeindruckende Atmosphäre von Tod und wuseligem Leben, eingerahmt von Einsamkeit.

Spitzkoppe Wir reißen uns los und starten Richtung Landesinnere. Gleich darauf sind Nebel und Kälte verflogen und die Sonne brennt auf die Piste, die schnurgerade auf die Spitzkoppe zuläuft. Auf dem Weg dahin nimmt die Vegetationsdichte allmählich zu, von der leeren Wüste bis hin zu einer trockenen Savanne. Während wir um den Inselberg herumfahren, prüfen wir genau die Perspektive, da die Spitzkoppe in einem bestimmten Winkel wie das Matterhorn ausschauen soll und daher einer der meist fotografierten Berge Namibias ist. Wir können das nicht wirklich nachvollziehen, aber ich finde sie schön aus sich heraus. Als wir im Spitzkoppe Park picknicken, können wir die glatten riesigen Granitfelsen aus der Nähe bestaunen, aus denen der Berg aufgebaut ist.

Danach hat uns wieder die große Weite des Landes bis die Erongo-Berge auftauchen, einer der großen Ringkomplexe Namibias, die Reste riesiger uralter Vulkane darstellen. Unser Ziel ist Omandumba, eine abgelegene Farm in den Bergen. Hier bauen wir bei brüllender Hitze unsere Zelte auf einem einfachen aber liebevoll eingerichteten Zeltplatz neben dem Farmhaus. Am späten Nachmittag holt uns Harald, der Farmer zu einer kleinen Tour durch sein Reich ab. Während wir zu den ersten Felsmalereien laufen, haben wir die Gelegenheit, uns mit Harald über die Farm uns sein Leben hier zu unterhalten. Ein bisschen Vieh, Rinder und Schafe, hält er für den Eigenbedarf, Geld macht er durch das Wild und Gäste, die selbiges schießen, wobei er dafür die Regeln setzt. Er hat sich auch mit 27 weiteren Farmern im Erongo zusammengeschlossen mit dem Ziel, die Farmen möglichst naturnahe zu bewirtschaften. Sogar ein paar Spitzmaulnashörner wollen sie adoptieren und auswildern. Die Felsmalereien erläutert er sehr detailliert und erzählt aus seinem Farmerleben. Leider sehen wir keinen seiner Leoparden, aber die Fahrt zurück zur Farm auf dem offenen Pickup beim wundervollen warmen Licht der untergehenden Sonne ist ein ganz besonderes Erlebnis. Nachts schauen wieder die Sterne ins Zelt, bis der Mond aufgeht.

Auf Pirschfahrten im Etosha Nationalpark

Tag 11: Erongo-Berge – Etosha Okankeujo

Okankeujo Wasserloch Jetzt geht es zum Etosha Nationalpark auf Pirschfahrt. Gegen Mittag kommen wir dort auf der Station Okankeujo an, schlagen in der Mittagshitze die Zelte auf und machen erst mal Siesta bis halb fünf, in der Hitze sind vorher sowieso keine Tiere zu sehen. Etosha ist platt wie ein Brett, ich bin erschüttert über die Kargheit und die Dürre, obwohl einige Teile des Parks im hellen Grün niedriger Bäume prangen. Beeindruckend ist die vollkommen leere, grell weiße Salzpfanne, die sich bis zum Horizont erstreckt. Wir sehen einige Vögel, immer wieder Springböcke, sonst nicht viel Wild. Aber dann können wir eine Gruppe Löwen beobachten, ein schönes Highlight für den ersten Tag auf Pirsch. Abends im Camp ist dann sogar ein Nashorn am Wasserloch, auch Zebras und Oryx lassen sich blicken. Nachts bei Flutlicht beobachten wir noch mehr Nashörner. Gespannt sehen wir dem nächsten Tag entgegen.

Tag 12: Etosha Okankeujo

Etosha Kurz vor Sonnenaufgang brechen wir auf, hechten zu einer malerischen Akazie für ein Sonnenaufgangsfoto und gehen dann wieder auf Pirsch. Es ist Sonntag und anscheinend sind alle Tiere in der Kirche, scherzen wir. Glück haben wir bei den Löwen, die einen frischen Riss fressen und auf Jagd gehen, danach aber ist lange nichts zu sehen außer einige der allgegenwärtigen Springböcke. Später beobachten wir viele Zebras, Oryx-Antilopen, Gnus, einige Kudus, leider keine Elefanten. Wir machen lange Siesta und brechen am späten Nachmittag erneut auf. Hier endlich sehen wir einen Elefantenbullen, der leider der einzige bleiben sollte, den wir in Etosha zu Gesicht bekamen. Ein Highlight sind drei Tüpfelhyänen am Wasserloch, eine Mutter mit zwei Jungen, ansonsten sehen wir wieder alle Antilopenarten sowie einige Giraffen, die wir später am Wasserloch von Okankeujo genauer beobachten können. Faszinierend wie langsam und vorsichtig sich diese großen Tiere dem Wasserloch nähern, immer auf der Hut vor Löwen. Es dauert ewig bis sich ein Tier endlich dem Wasser Schritt für Schritt genähert hat, immer unterbrochen von langem vorsichtigem Herumäugen, eventuell doch noch mal zurückweichen, bis es schließlich mit gespreizten Beinen den langen Hals zum Trinken herablässt.

Tag 13: Etosha Okankeujo – Namutomi

Fischer Pan Wir verlagern pirschender Weise nach Namutomi, an die Ostwest-Ecke der Etosha-Pfanne. Auf der Fahrt sehen wir wenig, große Gebiete wirken wie ausgestorben. Dann gibt es aber doch mal wieder ein erstaunlich gut besuchtes Wasserloch. Nach der Siesta im Camp brechen wir zur Abendpirsch auf. Die Fahrt um die Fischerpfanne ist beeindruckend. Wasser steht darin und die Pfanne ist rosa getupft von kleinen und großen Flamingos, davor weiden grazile Springböcke, archaisch anmutende Gnus und dekorative Steppen-Zebras, das ganze vor dem Hintergrund eines sich entladenden Gewitters. Während die Pfanne noch in der Sonne gleißt, baut sich dahinter eine blau-schwarze Wolkenwand auf, aus der immer wieder helle Blitze zucken, vor der Gewitterwand ziehen Windhosen feine weiße wirbelnde Fahnen in das Dunkel. Während wir die Pfanne durchqueren bricht das Wetter über uns herein, heftiger Regen prasselt herunter, die Tiere fliehen oder liegen stoisch auf dem Boden, lassen Wolkenbruch und Sturmböen geduldig über sich ergehen. Der kleine Rundkurs durch dichtes tropfnasses Grün aus Bäumen und Büschen bringt leider wenige Tiere zu Gesicht, die Überquerung der Straße durch einen Leoparden verpassen wir leider um wenige Minuten. Immerhin hat der Regen unser Camp weitgehend verschont.

An den drei Flüssen des Nordens Kavango, Okavango und Kwando

Tag 14: Etoscha – N’Kwasi Lodge am Kavango

Heute steht wieder eine lange Fahretappe an, die uns über Rundu bis zur N’Kwasi Lodge direkt am Kavango Fluss an der angolanischen Grenze führt. Auf der Fahrt nach Norden wird die Vegetation immer üppiger. Regenfälle haben für prachtvolles Grün gesorgt, eine Erholung für unsere an so viel Kargheit gewöhnten Augen. Auch das Relief des Waterberg Massivs bietet eine willkommene Abwechslung, wie auch der kleine Abstecher zum Meteoriten. In einer kleinen nett bepflanzten Anlage kann man diesen größten bekannten Meteoriten in einer kleinen eingefassten Grube bewundern. Mich erstaunen die blanken Stellen, wo anscheinend mit Eisensägen Stücke aus dem großen Brocken herausgesägt wurden. Vermutlich kommt das vom Nickel-Anteil her, ansonsten besteht das 60 Tonnen schwere Sternenstaubkorn zu über 80% aus Eisen.

Im Okavango Distrikt Nach diesem astronomischen Exkurs geht es zügig gen Norden. Wir passieren den Polizeiposten zwischen Owambo- und Okavango-Distrikt und plötzlich ändert sich das Bild komplett. Kleine Dörfer mit traditionellen Rundhütten säumen die Straße, Ziegenherden queren, Kinder spielen am Straßenrand und die älteren Dorfbewohner sitzen unter großen schattigen Bäumen. Ab hier fühlen wir uns tatsächlich in Schwarzafrika angekommen.

Kurz hinter Rundu biegen wir zur N’Kwasi Lodge ab. Schön am Kavango gelegen mit unseren Zimmern in herrlichen großzügigen Hütten mit tief herabgezogenen Rieddächern ist sie eine willkommene komfortable Abwechslung zum Zelten. Beim Spaziergang entlang des Flusses sehen wir hinüber nach Angola, zu einem kleinen Dorf mit Rundhütten am Hochufer, in dessen Mitte die angolanische Fahne weht. Kinder baden im Fluss, man kann ihr Lachen und Lärmen bis zu uns herüber hören. Am Ufer ziehen Rinder vorbei, dahinter spielt die Dorfjugend Fußball.

Abends gibt es eine Vorführung mit Tanz und Gesang. Zwei Burschen schlagen die Trommeln, während acht junge Frauen in Röcken aus Schilfrohr und Kronkorken dazu tanzen und singen. Neben originalen afrikanischen Liedern und adaptierten Kirchenliedern gibt es zum Abschluss die Afrika-Hymne mit Hand auf dem Herz und die namibische Nationalhymne, zu der sich alle erheben müssen. Jens hat vor Ergriffenheit Tränen in den Augen.

Tag 15: N’Kwasi – Suclabo Lodge am Okavango

Unser nächstes Ziel ist Sepupa, von wo aus wir uns ins Okavango-Delta einschiffen wollen. Zunächst geht es bei schönstem Sonnenschein auf der Teerstraße Richtung Osten. Die Wolken werden dunkler und dichter und kurz bevor wir zum Mahango-Park Richtung Botswana abbiegen, baut sich eine dunkel Wolkenwand vor uns auf, aus der bald darauf heftiger Regen auf uns herab prasselt. Das ändert sich auch nicht auf der Piste Richtung Süden und wir beschließen, auf den Abstecher in den Mahango zu verzichten und direkt auf dem Transitweg zur Grenze weiterzufahren. Ab dem Tor zum Park wird die Piste schlagartig schlammig und rutschig wie Schmierseife. Mit durchdrehenden Rädern und nur knapp über Schrittgeschwindigkeit prügelt Uwe den schlingernden und immer wieder abdriftenden Wagen gen Botswana. Nach kaum zwei Kilometern kommt es wie es kommen muss, wir rutschen weg und hängen am Straßenrand endgültig fest. Liebend gerne wäre ich in den knöchelhohen Matsch gesprungen, hätten wir so den Wagen wieder flott bekommen, aber bei unserem Gewicht und mit dem Anhänger ist das chancenlos, wir geben auf und warten auf Hilfe. Diese kommt in Form einer namibischen Familie auf Urlaub mit Allrad-Auto, sie stehen mit Uwe in Schlamm und Regen und nach einigem Beratschlagen und fehlgeschlagenen Versuchen schleppen sie erst den Bus und dann auch noch unseren Anhänger zurück zum Parkeingang. All das dauert zwei Stunden, in denen allmählich immer klarer wird, dass wir unseren Plan zum Besuch des Okavango-Deltas begraben müssen. Ich bin total enttäuscht, gerade auf diesen einzigartigen Naturraum und das Abenteuer des Bootfahrens in den Einbäumen und Zeltens im Delta hatte ich mich sehr gefreut.

Alter Baobab im Mahango Die Enttäuschung ist allen anzusehen und hängt wie eine unsichtbare dunkle Wolke fast greifbar im Bus auf der Fahrt zurück zur Teerstraße. Kurz entschlossen biegt Uwe rechts beim Schild Suclabo-Lodge ein, hier können wir erst mal Mittag essen. Nach ausführlichem Kriegsrat und Erwägen aller Alternativen ist dann endgültig klar, dass das Okavango-Delta gestrichen ist. Das obere Delta ist überflutet, die Boote fahren nicht und der Weg ist für uns nicht passierbar. Auch die Wettervorhersagen für den gesamten Caprivi-Streifen sind miserabel. Wir beschließen auf gar keinen Fall zu zelten sondern uns gleich für zwei Nächte in der Lodge einzuquartieren. Nur ganz allmählich legt sich der bleierne Frust, aber dann haben wir Augen für die Lodge, die wunderschön am Hochufer des Okavango gelegen ist, mitten in einem kleinen Urwald aus Galeriewald und liebevoll angepflanzten tropischen Gewächsen, hinunter der Blick auf den träge fließenden Okavango. Und allmählich fügen wir uns in unser Schicksaal und genießen die Atmosphäre der Lodge. Für den nächsten Tag haben wir auch einiges an Aktivitäten geplant und übermorgen wollen wir weiter sehen. Nachts schlafen wir bei den geheimnisvollen Geräuschen des Urwalds und immer wieder auch des laut rauschenden Regens auf dem Rieddach unserer Hütte.

Tag 16: Suclabo Lodge

Nach dem Frühstück brechen wir im offenen Allrad zur Pirsch in den Mahango Park auf. Erst noch peitscht uns der Regen ins Gesicht, dann aber beruhigt sich das Wetter und wir können die Fahrt genießen. Wir sehen einige Antilopen, viele Vögel und sogar einen Wasserbüffel. Vor allem aber fasziniert uns die schöne Landschaft, die weiten Sumpfwiesen, die sich bis zum Okavango dehnen, die parkähnliche Landschaft mit grünen Wiesen und Gruppen von Büschen und Bäumen, dazwischen immer wieder malerisch ein abgestorbenes Baumskelett. Der Höhepunkt war der große Baobab, ein riesiger alter Affenbrotbaum, an dem wir halten um ihn ausgiebig zu bewundern und natürlich zu fotografieren.

Gegen Abend sitzen wir wieder auf der Veranda über dem Fluss und versenken uns in die schöne ruhige Stimmung. Unter uns fließt der Okavango träge dahin, die sinkende Sonne malt die Flusslandschaft in leise changierenden Pastellfarben, ein Fischer wirft im Gegenlicht unermüdlich seine Angel aus, dicke Äste alter Bäume umrahmen das Bild, unbekannte Vogelstimmen untermalen die Idylle.

Tag 17: Suclabo – Mazambala Lodge am Kwando

Am Kwando Wir fahren durch den Caprivi-Streifen, eine endlos lange schnurgerade Straße, rechts und links lockerer grüner Baumbestand, leider wieder keine Elefanten- oder Büffelherden und auch sonst sehen wir keine Tiere. Kurz vor der Lodge fängt es auch wieder an heftig zu regnen und campen wollen wir daher natürlich auch nicht sondern quartieren uns gleich in der Lodge ein. Wir sind die einzigen Gäste und lassen uns die Ruhe gefallen, das gediegene Ambiente und den Blick auf die schöne Sumpflandschaft des Kwando. Von der kleinen Plattform am Fluss genießen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang, versöhnlich malt die sinkende Sonne die Wolken am Horizont in grellem Rot, während zartes Abendblau sich im fließenden Wasser zwischen Seerosen, Schilf und hohem Papyrus spiegelt. Hier sind die Klänge wieder ganz andere, Grillen, Vögel und vor allem viele Frösche, die Bellfrogs klingen wie ein Xylophon-Orchester, dazwischen vielleicht auch mal das Schnauben und Grunzen eines Flusspferds. Nachts regnet es wieder ergiebig, alles ist klamm. Wir sind heilfroh, dass wir nicht in unseren Zelten sondern in den kleinen Hütten mit den Rieddächern schlafen.

Tag 18: Mazambala Lodge

Flußfahrt auf dem Kwando Morgens ist wieder Kriegsrat und wir beschließen, noch eine Nacht zu bleiben und Silvester in Mazambala zu feiern. Das Wetter ist auch erstaunlich freundlich und gleich nach dem Frühstück brechen wir zu einer Bootsfahrt auf dem Kwando auf. Unser einheimischer Guide ist ein exzellenter Kenner der hiesigen Vogel- und Tierwelt und hat einen unglaublich guten Blick für alles, was sich bewegt. Wir sehen viele Vögel, putzig an Schilfstengel geklammerte Kingfischer, den witzigen African Jacana, der mit seinen riesigen Füßen über die Seerosenblätter stolziert und sein Gelege gefährlich in wenigen Stengeln und Schlingen auf dem Wasser treibend baut. Sogar einen stolzen Schreiseeadler sehen wir hoch oben im Baum posieren, neben vielen Reihern, Schwarzstörchen und anderen Stelzvögeln. Die Schau aber sind die vielen Flusspferde, die lustig mit den Nasenlöchern, Augen und den putzigen Ohren aus dem Wasser schauen und vorsichtshalber abtauchen, wenn wir in nur wenigen Metern Entfernung an ihnen vorbeifahren. Hinter uns tauchen sie prustend und neugierig äugend wieder auf.

Nachmittags begeben wir uns noch auf eine kleine botanischen Rundwanderung, danach eine kurze Erfrischung im Pool, faules Nichtstun bis zum Abend. Ich gehe ich noch mal hinunter zum Fluss, lausche den Lauten der Dämmerung, dem Konzert der Frösche, dem Schnaufen der Hippos. Gediegen feiern wir Silvester mit einem gutem Essen und gutem roten Wein aus Südafrika. Bevor ich zu Bett gehe, schaue ich mit Jens noch mal in den wundervollen Sternenhimmel. Jetzt nach Mitternacht ist das Kreuz des Südens am Horizont aufgegangen und die Pracht der südlichen Milchstraße hin zum Zentrum der Galaxis lässt sich erahnen, davor hebt sich die Dunkelwolke Kohlensack als dunkler Fleck ab, immer wieder huschen Sternschnuppen über den Himmel.

Abstecher nach Botswana in den Chobe-Nationalpark

Tag 19: Mazambala – Chobe Nationalpark

Aufbruch am Morgen mit leichter Wehmut aber bei schönstem Sonnenschein, der Gutes für unseren Besuch im Chobe Nationalpark verspricht. An der Grenze zu Botswana grüßen viele dicke Baobabs herab vom Hang am Rande der Flussebene. Schon bei der Fahrt durch den Park zum Campingplatz sehen wir ein paar Elefanten. Flusspferdepool im Chobe Voll Erwartung schlagen wir unsere Zelte auf und melden uns zur Sundowner Bootsfahrt an. Das Mittagessen ist wegen der knappen Zeit, aber auch wegen unseren Zeltplatzgästen etwas hektisch. Eine kleine Warzenschweinfamilie und eine Horde flinker Meerkatzen interessieren sich ebenfalls brennend für unseren Lunch.

Die Bootsfahrt auf dem Chobe ist ein ganz neues Erlebnis. Der Cobe ist viel breiter als der Kwando und fließt zwischen weiten Wiesen und einem kleinen Hang mit Galeriewäldern träge dahin. Wir sehen Herden kleinerer Antilopen, mehrere Seeadler, ganz viele Flusspferde, dicht gedrängt in ihrem Pool oder weidend an Land. Der Höhepunkt hier sind aber klar die Elefanten, einige Bullen sehen wir ganz nah, eine 30 Tiere starke Herde mit Jungtieren zieht etwas weiter entfernt am Flussufer entlang. Abgerundet wird das Programm von zwei großen Krokodilen. Abends erzählt uns Uwe, dass diese sich neben den schon bekannten Warzenschweinen und Meerkatzen, nachts nebst Hippos auch im Camp herumtreiben. In Folge ist Jens denn auch wenig begeistert, als ihn ein dringendes Bedürfnis nachts aus dem Zelt treibt. Aber er leuchtet eifrig in alle Richtungen und hat damit sicher alle wilden Tiere verscheucht.

Tag 20: Chobe Nationalpark

Ein fauler Tag ohne Programm, aber ein bisschen Relaxen vor dem Heimflug ist gar nicht schlecht. Ein kurzer Spaziergang nach Kasane, wo wir fast die Stadt nicht finden, ist genug Unterhaltung. Wir wollen auch nicht noch mal zur Pirsch aufbrechen, wir finden, wir haben genug gesehen. Außerdem wartet das Gedicht für Uwe auf seine Vollendung, was wir in Gemeinschaftsleistung mit Blick auf den breiten Fluss, in dem die Sonne glitzert, erledigen. Abends gibt es als Camping-Abschlussessen einen hervorragenden Schweinebraten mit Folienkartoffeln. Danach sitzen wir noch lange beisammen und vertilgen die Reste unserer Bier- und Weinbestände.

Donnerndes Finale in Zimbabwe mit den Victoria Falls

Tag 21: Chobe – Victoria Falls

Victoria Fall Von Chobe bis Vic Falls ist es nicht weit, auch die Einreise nach Zimbabwe verläuft problemlos. Gleich bei der Ankunft in Vic Falls besichtigen wir die Victoria Fälle: Ein gigantischer Anblick, wie sich die Wasser des Sambesi nach der Vereinigung mit Kwando und Chobe hier über 1,6 km Länge 100 Meter in die Tiefe stürzen. Von mehreren Aussichtspunkten am gegenüberliegenden Rand der Schlucht bestaunen wir dieses grandiose Naturschauspiel aus allen Perspektiven und nehmen es mit allen Sinnen auf. Laut donnert das Wasser in gleißenden Kaskaden hinunter. Die dunklen Regenwolken dahinter bilden einen aparten Kontrast zum Weiß, in das das Schwarz-Braun der Felsen und das intensive Grün der Regenwaldvegetation eingestreut sind. Die Gischt steigt hoch über die Schlucht hinauf und peitscht an einigen der Aussichtspunkte derart auf uns herab, dass wir pitschnass werden und ich schon gleich gar keinen Fotoapparat zücken will. Dann aber führt der Panoramaweg heraus aus der Gischt, die Sonne brennt herab und zaubert intensive Regenbögen tief unten in der Schlucht am Fuß der Fälle. Die zwei Stunden Zeit zur Besichtigung vergehen wie im Flug.

Victoria Fall - Regenbogen Wir beziehen unser Hotel und nutzen den Nachmittag zum Einkaufsbummel in der Stadt mit ihren zahlreichen afrikanischen Märkten. Jens ersteht ein großes Flusspferd aus Teakholz und sein Grinsen, als er es wie eine Eroberung ins Hotel trägt, ist mindestens so breit wie das des Hippos. Abends feiern wir den Abschluss der Reise mit einem afrikanischen Abendessen in passendem Ambiente. Es gibt viele Spezialitäten, neben Wild oder Zulu-Bier u.a. die kohlrabenschwarzen zähen Mopane-Würmer. Dazu gibt es afrikanische Tanz- und Tommelvorführungen, bei der alle auf kleinen Trommeln mitmachen dürfen, man kann sich passend bemalen lassen, bei weniger Andrang hätten wir gar unsere Zukunft aus geworfenen Knochen erfahren. Ein gelungener Abend.

Tag 22 Victoria Falls – München

Der lange Weg nach Hause: Von Vic Falls fliegen wir mit einer kleinen Maschine über Maun nach Windhoek. Dicke gewittrige Wolkentürme sorgen für einige heftige Turbulenzen, aber auch für einen erlebnisreichen Flug durch die dramatischen Wolkenformationen. Bei Maun können wir wenigstens von oben die Ausläufer des Okavango-Deltas bewundern. Dann ein Nachtflug von Windhoek nach Frankfurt, noch mal 4 Stunden Zugfahrt, dann bin ich glücklich wieder zuhause angekommen.


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