USA: Durch die Nationalparks des Südwestens

mehr Fotos in der Bildergallerie ...
Unterwegs bei Bäumen der Superlative und im Wunderland der Erosion

So viele Dinge gibt es, die mich an dieser Ecke der USA faszinieren. Da sind die Bäume, hohe wie die Küstenmammutbäume, mächtige wie die Giant Sequoias, uralte wie die Bristelcone Pines. Da sind die Wälder mit einer Fülle prächtiger Baumarten und dem Duft nach Rinde und Harz. Da sind Landschaften aus Granit, gleißend hellgrau poliert, da sind Landschaften, die wie ein aufgeschlagenes Kapitel der Erdgeschichte vor dir liegen, wie aus einem Lehrbuch der Geologie, Landschaften mit fantastischen Formen und Farben, Landschaften aus dem Wunderbuch der Erosion.


... mehr Fotos in der Bildergalerie

Etappen

Owens Valley

Kalifornien: Von San Francisco über Sequoia und Yosemite ins Death Valley

Tag 0: Anreise nach San Francisco

Ein langer aber ruhiger Direktflug bringt uns nach San Francisco. Der Großkreis führt uns weit nach Norden, vorbei an Island, mitten über Grönland und dann von Norden über die gesamte Länge von Kanada und den Westen der USA. Unsere beiden Fenstersitze zahlen sich voll aus, über allen interessanten Stellen lichtet sich die Wolkendecke und gewährt Blicke auf die Landschaft tief unter uns: Grönlands einsame Küsten, schroffer, nackter Fels, Eisströme fließen vom Eisschild des Innlands in die dunkelblauen Buchten, mächtige Eisberge schwimmen im Blau und nehmen sich von oben wie kleine weiße Punkte aus. Über dem Eisschild lassen sich die Gletscher auch unter der einheitlichen weißen Decke ausmachen, hier und da zeigt sich die furchige Haut aus Gletscherspalten, kleine intensiv neonblaue Flecken darauf sind aufgeschmolzene Gletscherseen. Die Westküste ist wieder eisfrei, die Gletscher bleiben unter uns zurück, von Grün ist aber trotzdem keine Spur zu entdecken.

Nicht lange darauf kommen schon die ersten nördlichen Ausläufer von Kanada in Sicht, flache Inseln aus geschundenem Fels, drum herum türkise Bereiche flachen Wassers, gebänderte Muster mit Farben wie aus einem Aquarellkasten. Lange fliegen wir über eine leblose von Eis und Wind wie abgehobelte Landschaft aus Fels und Meer. Lange dauert es, bis wir die erste Ansiedlung sehen, noch länger bis ein erstes zaghaftes Grün die Landschaft überzieht und dann endlich auch das dunklere Blaugrün von Bäumen auszumachen ist.

Kurz hinter Calgary erheben sich unter uns die Rockies, erst waldige weiche Wellen, dann Ketten von schroffen Bergen mit felsigen und teils schneebedeckten Gipfeln. Nicht lange nach Eintritt in den US-amerikanischen Luftraum erscheinen die großen Vulkane der Kaskadenkette, als einsame Solitäre ragen sie schneebedeckt aus dem Küstengebirgszug heraus, Mount Rainer, dann Mount St. Helens, später der prächtige Mount Shasta. Den Vulkan Lassen lassen wir von uns ungesehen links liegen, zur Rechten glitzert schon der Pazifik gegen die Abendsonne, und wenig später gehen wir in den Sinkflug über, bis wir in San Francisco landen.

Einreise und Zollformalitäten sind schnell erledigt, wir nehmen unser Mietauto in Empfang und mit der einbrechenden Nacht kommen wir an unserm Hotel California im Herzen von San Francisco an. Noch ein Gute-Nacht Bier und wir fallen müde in unsere Betten.

Tag 1: San Francisco - Muir Woods

Muir Woods Heute ist Sonntag und wir starten unseren Urlaub mit einem Ausflug nach Norden zu den Muir Woods im Golden Gate Park. Erst noch tauschen wir unseren Ford wegen lästiger Vibrationen gegen einen roten Dodge Caliber, dann kann es losgehen.

Muir Woods Es ist leicht neblig und recht frisch. Die Golden Gate Bridge verschwindet nach oben hin in den Nebelwolken, aber der Stopp hinter der Brücke ist nichts desto trotz ein Muss für einen Blick zurück auf die Brücke und die Stadt dahinter, die noch von den Nebeln verdüstert ist. Im Norden sieht man aber schon den blauen Himmel durchleuchten und wenig später fahren wir bei schönstem Sonnenschein über die Highway California 1 zu den Muir Woods. Eng und in vielen Kurven windet sich die Straße durch hohen Eukalyptus, bis eine kleine Nebenstraße dann hinab in ein Tal zu den Muir Woods führt. Dies ist das südlichste Vorkommen der Coastal Redwoods, Sequoia Sempervirens, der höchsten Bäume der Welt, welches dankenswerter Weise ein Privatmann 1905 gekauft und dem Staat geschenkt hat, und damit die prachtvollen Bäume vor der Säge bewahrt hat.

Nach einer kurzen Informationsrunde in dem netten kleinen Visitor Center spazieren wir mit vielen anderen Ausflüglern durch den schönen Wald, staunen über die mächtigen Redwoods, die hier um die 70 Meter hoch wachsen, kaum zu fassen in ihrer Größe, dicht an dicht stehen die mächtigen Stämme entlang des kleinen Baches, formen wahre lebende Kathedralen, darunter bilden verschiedene Farne und Klee ein frisches grünes Bett. Sonnenstrahlen fallen durch das gefiederte Nadellaub der Giganten, eine Welt aus Licht und grünem Schatten, vertikal gegliedert von den rotbraun berindeten furchigen Säulen. Über Holzplankenwege wandeln wir dahin und bewundern die Riesen, lassen immer wieder den Blick nach oben die mächtigen Stämme hinauf gleiten, bis wir müde vom Schauen und Staunen den Rückweg antreten.

Golden Gate Ein Stück der berühmten Küstenstraße Highway 1 führt uns weiter nach Norden bis Stinson Beach, wo wir einen Spaziergang am Strand machen und uns die Füße vom kalten Pazifik bespülen lassen. Zum Baden wäre es uns viel zu frisch gewesen, trotzdem tollen viele Unverfrorene in den Wellen. Zurück geht es über Sausalito, von wo man einen schönen Blick über die Bucht nach San Francisco hat. Noch besser ist dann der Blick von den Berghängen südlich der Golden Gate Bridge. Dort liegt die berühmte Brücke direkt vor uns, prächtig rot nun in der vollen Abendsonne, dahinter die Skyline von San Francisco, ein großartiger Anblick. Zusammen mit hunderten anderer Ausflügler geht es per Stop-And-Go über die Brücke wieder in die Stadt zurück zu unserem Hotel.

Tag 2: San Francisco

Heute erkunden wir die Stadt zu Fuß. Die Kreuz und Quer, die Hügel rauf und runter erlaufen wir San Francisco, wundern uns darüber, was es in Chinatown alle zu kaufen gibt, genießen die Rundumsicht vom Coit Tower, gruseln uns vor den Touristen Massen auf Fisherman's Warf, bestaunen die Seelöwen, die am Pier 39 auf den Holzstegen in der Sonne dösen, laufen hoch zur Lombard Street, weil die Schlange der Wartenden am Cable Car viel zu lange ist, wundern uns ein übers andere Mal über das Straßennetz, was ungeachtet der steilen Hügel über die Stadt gelegt ist, erwischen doch noch Platz in einen Cable Car für eine Fahrt über zwei bis drei Kuppen und gönnen uns dann zum Abschluss des Tages ein feines Abendessen.

Tag 3: San Francisco - Three Rivers

Wir fahren gen Süden, hinaus aus dem Großraum San Francisco. Einen netten Abstecher gibt es südlich von Palo Alto, wo eine kleine kurvige Straße in die Hügel zum Los Trancos Open Space Reserve führt. Dort ist ein kleiner Rundweg angelegt, an dem man die Auswirkungen der Tektonik um die San Andreas Falte anhand von kleinen Veränderungen des Geländes erkunden kann, wie etwa einen versetzten Zaun oder Bäume, die beim Erdbeben von 1906 umgefallen und dann weiter gewachsen sind. Der Weg führt durch gelbes Grasland in einen lichten Wald mit schönen alten Hartlaub-Eichen, ein netter Spaziergang.

Dann heißt es Kilometer bzw. Meilen machen in Richtung Südosten, wo unser nächstes Ziel, der Sequoia Nationalpark, liegt. Einen Abstecher machen wir noch zu der mit gelbem Gras bepelzten langgezogenen Hügelkette, die die San Andreas Falte markiert. Vom Flieger aus mag die Verwerfung wohl gut zu erkennen sein, die Luftaufnahmen habe ich ja vorher im Internet recherchiert, aber hier vom Boden aus können wir keine Verwerfungsstruktur ausmachen, zu großräumig sind die Hügelketten.

Wir geben auf und drehen nach Osten in Richtung Sequoia Nationalpark. Hinter Visalia tritt die Kette der Sierra Nevada aus dem Dunst, hell leuchten die Bergkuppen aus Granit. Im letzten Licht der Abendsonne kommen wir in Three Rivers am Fuße der Sierra Nevada an, wo wir Quartier nehmen. Der Nationalpark ist dem nächsten Tag vorbehalten.

Tag 4: Three Rivers - Sequoia Nationalpark

Am frühen Morgen brechen wir voller Erwartung auf. Der Eingang des Parks ist rasch erreicht, die Fahrt bis hin zu den ersten der Baumriesen führt viele Meilen auf einer kurvigen Straße durch die sogenannten Foothills bergauf. Eine Baustelle hält uns einige Zeit auf, dann endlich erreichen wir die Zone der hohen Nadelbäume und schon steht auch bald der erste mächtige Sequoia am Straßenrand. Vier große Sequoias, genannt Guardians, bilden ein Tor, durch das die Straße hindurchführt, Wächter einer Welt von Giganten.

Sequoia Als erstes heißt es einen Platz zum Zelten zu sichern, dann brechen wir zu den Mammutbäumen auf. Als Einstieg wandeln wir auf dem Big Tree Trail um eine kleine Waldwiese, die von prächtigen Exemplaren der Sequoia Giganteum umstanden ist. Kräftig fuchsrot leuchtet die dicke Rinde mit ihrer tief gefurchten Struktur. Mächtig breiten die ausgewachsenen Baumriesen ihre hohen Kronen aus, mit denen sie den umstehenden Nadelwald überragen. Der freie Raum der Wiese erlaubt dem ungehinderten Blick auf diese Schönheiten in voller Größe, die sich aus der Nähe gar nicht in Gänze erfassen lassen. Im Nahbereich beeindruckt die schiere Dicke der Stämme, die Mächtigkeit der Rinde, der Blick hinauf zu den ersten teils gewaltigen knorrigen Seitenästen der Krone hoch über uns, bis sich diese im Himmel zu verlieren scheint. Staunend schreiten wir durch diese Welt der Superlative, wo auch die Sequoias nur ein Teil eines auch ansonsten wunderschönen Nadelwaldes sind.

Nach dem Big Tree Trail fahren wir zum Tunnel Log, wo man mit dem Auto durch einen quer liegenden Stamm hindurch fahren kann, und was natürlich ein beliebter Fotopunkt ist. Ein weiterer Stopp gilt dem Moro-Rock. Unzählige Stufen führen hinauf auf diesen Granit-Monolithen am Hang der Sierra. Oben wird die Anstrengung des Aufstiegs belohnt mit einem prachtvollen Panorama. Der Blick geht von den über 3700 Meter hohen Gipfeln der Sierra bis hinunter in die Ebene hinter den Foothills und zu den Hängen der Sierra mit den prominent sichtbaren Beständen der Sequoias.

Sequoia Der letzte etwas längere Spaziergang geht erst hinunter zum General Sherman, dem größten Baum der Erde, nimmt man das Stammvolumen als Maßstab. Ein wahrlich beeindruckender Monarch, dem man sein Alter von geschätzten 2300 bis 2700 Jahren auch ansieht. Danach folgen wir dem Congress Trail, einem drei Kilometer langem Rundweg, der uns durch den Giant Grove vorbei an vielen prächtigen Exemplaren bis hin zu der Gruppe Congress und House führt, denen passender Weise eine herausragende Sequoia namens President voransteht. Inmitten der beiden Gruppen fühle ich mich wie zwischen den Säulen einer Kathedrale oder eines mächtigen Tempels, klein in diesem großartigen Machwerk der Natur. Kaum kann ich mich satt sehen an dieser ganzen Schönheit.

Abends sitzen wir auf unserem Zeltplatz fast wie im Wald, über uns erscheinen die ersten Sterne, Fledermäuse flattern durch den noch hellen Himmel, dunkel erhebt sich davor die Krone einer schönen Ponderosa-Pinie, bis dann ein leuchtender dicht besetzter Sternenhimmel über uns glänzt und uns die Kälte der Nacht in unsere Schlafsäcke treibt.

Tag 5: Sequoia Nationalpark - Yosemite Nationalpark

Heute verlagern wir in den Yosemite Nationalpark. Auf dem Weg dorthin lassen wir es uns nicht nehmen, beim General Grant vorbei zu schauen, eine ebenfalls prächtige wie mächtige Sequoia, die sich durch besondere Dicke und einen schönen Wuchs auszeichnet.

Tunnel View Es geht wieder hinab durch die Foothills, über die Ebene bis Fresno und dann Richtung Nordwesten. Durch die mit gelbem Gras bedeckten Hügel mit den schönen knorrigen Eichen, dann durch niederen Mischwald erreichen wir in größerer Höhe wieder den schönen hohen Nadelwald der Sierra. Auch die Temperaturen werden hier oben wieder angenehm nach der flirrenden Hitze in Fresno. Wir öffnen die Fenster und genießen den herrlich harzigen Geruch der Sierra-Wälder. Nochmals geht es hinauf bis über 3000 Meter, dann führt die Straße hinab bis ins Yosemite Tal. Bei der Tunnel View auf halber Höhe stoppen wir um den grandiosen Blick ins Tal zu genießen. Links steht die 1000 Meter hohe Steilwand des El Capitan wie ein Wächter am Eingang des Tales, rechts stürzt sich der Bridle Fall über eine Granit-Kante zu Tal, im Zentrum des Bildes zeigt sich das Wahrzeichen des Yosemite, der Half Dome, dessen abgeschnittene Kuppel 1400 Meter über dem Tal thront. Auf dem Weg ins Camp sehen wir noch das letzte Licht auf seiner steilen halbmondförmigen Wand, ein schöner Abschluss für den heutigen Tag.

Tag 6: Yosemite

Trail Früh stehen wir auf und brechen nach einem kurzen Frühstück auf zum Half-Dome Trail. Der Weg führt entlang des Merced Rivers ein enges Tal hinauf. Beeindruckend sind die beiden Wasserfälle Veneral Fall und der höhere Nevada Fall, wo sich der Fluss 100 bzw. fast 200 Meter tief hinab stürzt. Steil mit unzähligen Treppenstufen führt der Weg neben ihnen in die Höhe. Beim Veneral Fall werden wir von der Gischt des Falles benässt, nicht umsonst heißt dieser Wanderpfad auch Mist Trail. Belohnt wird die Anstrengung mit herrlichen Blicken auf die herabstürzenden Wassermassen, erst von der Seite, wie sie blendend weiß aufstieben, dann von oben, wo sie sich in dickem Schwall über die Granit-Kante stürzen.

Veneral Fall Oberhalb des Nevada Falls führt der Weg durch ein lichtes Wäldchen, warm ist es und in der Sonne direkt heiß. Nach Zweidrittel des Weges sehen wir unser Ziel, die hintere Flanke des Half Domes, wo deutlich das Seil und die dort laufenden Wanderer wie kleine Ameisen zu erkennen sind. Wir schätzen es noch ein bis zwei Stunden bis dort hinauf, es ist schon ein Uhr Mittags und meinem Wandergenossen schmerzen jämmerlich die Füße. Uns kommt die Erkenntnis, dass es besser ist, hier umzukehren als den Aufstieg zu erzwingen, zumal der Weg nach unten lang und schwer ist. Also machen wir Kehrt und machen uns an den Abstieg. Auf dem Weg nach unten kommen wir nochmals bei den schönen Wasserfällen vorbei, die nun im vollen Licht der Sonne liegen. Der Veneral Fall verabschiedet uns mit einem schönen Regenbogen an seinem Fuß.

Viele Touristen sind nun am Nachmittag unterwegs zu den Fällen, teils ist es ein Stop-and-Go hinab. Gegen fünf Uhr erreichen wie wieder zufrieden mit der schönen Wanderung den Talgrund, auch wenn wir es nicht bis auf den Gipfel geschafft haben. Rechtschaffen müde sind wir allemal, waren wir doch neun Stunden unterwegs und haben fast 1000 Höhenmeter hinauf und hinab gemacht.

Tag 7: Yosemite

Yosemite Falls Nach der anstrengenden Wanderung am Vortag lassen wir es heute gemütlich angehen. Ausgiebig informieren wir uns im Visitor Center speziell auch zur unrühmlichen Geschichte des Umgangs mit den Ureinwohnern, den Indianern, im Yosemite Tal. Dann spazieren wir zu den Yosemite Falls, wo sich der Yosemite River in zwei Fällen insgesamt 750 Meter in die Tiefe stürzt.

Glacier Point Am späten Nachmittag fahren wir zum Glacier Point, einem Aussichtspunkt hoch über dem Tal. Eine Stunde dauert die Fahrt bis dorthin, aber der grandiose Blick über die Sierra und in das Yosemite Tal ist den Weg wert. Eine Symphonie in hellem Granit breitet sich unter dem blauen Himmel aus, abgerundete Dome, vereinzelte Spitzen, tief eingeschnitten das Trogtal mit seinem prominenten Wahrzeichen, dem Half Dome, gerade gegenüber. Spärliche grüne Sprenkel auf den Granitflächen der Sierra werden kontrastiert von dem dichten Grün des Tales, in das sich gut sichtbar drei der größten Wasserfälle, Nevada-, Veneral- und der Yosemite-Fall, stürzen. Auf der Rückfahrt halten wir nochmal bei Tunnel View, dem schönen Blick in das Tal direkt hinter dem Tunnel, heute im weichen Licht der tiefstehenden Sonne.

Abends genießen wir ein letztes Mal die friedliche, entspannte Atmosphäre auf unserem Campingplatz in einem lichten Wäldchen von Rauchzedern und Ponderosa-Kiefern. Überall flackern Lagerfeuer in der lauen Nacht, ein Räucherkerzenduft von brennendem Holz liegt in der Luft, hier und da lachen spielende Kinder, über uns ein schönes Sternenzelt.

Tag 8: Yosemite - Big Pine

Sierra Wir packen unsere Sachen und fahren über die Tioga-Pass Straße Richtung Osten. Zum letzten Mal geht es durch die schönen hohen Nadelwälder, dann hoch oben auf der Sierra durch eine grandiose Landschaft, dominiert von hellgrauem Granit, mit schönen Granit-Domen und polierten Granit-Hängen, an die sich verstreut einige wenige Bäume krallen, wie der California Wachholder, knorrige Gestalten mit dicken kurzen rostroten Stämmen. Von einem der Aussichtspunkte ist auch inmitten der Granit-Komposition der Half-Dome markant und mächtig in der Rückansicht zu sehen. Dann geht es etwas hinab über die Toloumne Medow, bis wir in einem letzten Anstieg über den Tioga Pass in 3000 Meter Höhe fahren und damit auch den Park verlassen. Das Landschaftsbild ändert sich schlagartig, die letzte Bergkette kontrastiert den hellen Granit mit rostroten und violetten Farben, mit Akzenten von kleinen Schneefeldern um die Gipfel.

>Mono Lake Kurz vor Ende der langen Abfahrt von der Sierra kommt der Mono Lake in Sicht, eine große tiefblaue Fläche eingebettet in die grün-gelben, pastelligen Töne der Trockenbüsche in der weiten Talebene. Der Mono Lake ist ein alter Kratersee und sehr alkalisch. Quellen im See haben fantastische, surrealistisch anmutende Strukturen aufgebaut, die Tufa, die wir am Südrand des Sees besichtigen. Übermäßige Wasserentnahme hat das Niveau des Sees um fünfzehn Meter sinken lassen, so dass die weißen bis hellgrauen Strukturen nun aus dem Wasser ragen und teils ganz im Trockenen stehen. Ein kleiner Rundweg führt uns durch diese bis zu drei Meter hohen seltsamen Gebilde, die aussehen wie den Traum-Bildern von Max Ernst entsprungen, und einen reizvollen Kontrast zum tief blauen See bilden. Die graugrünen und hellgrünen, gelb blühenden Sträucher duften dazu nach Wermut und Kamille, im Hintergrund liegt majestätisch die Kette der Sierra mit den schneebedeckten Gipfeln.

Richtung Süden fahren wir durch diese großräumige wie großartige Landschaft, die Sierra zur Rechten, zur Linken begleitet uns die Kette der White Mountains, schneefrei, aber auch von beachtlicher Höhe. In dem kleinen Ort Big Pine mitten im Owens Valley machen wir Station. Von dort aus wollen wir uns am nächsten Tag die alten Bristlecone Pines anschauen. Ein vermeintlich kurzer Abstecher zum Visitor Center führt uns 26 Meilen und 1000 Meter hoch in die Berge, aber das Visitor Center hat bereits geschlossen und die Sonne ist am Sinken. Wir werden am nächsten Morgen wieder kommen. Die Fahrt zurück nach Big Pine bietet fantastische Blicke auf das Owens Valley, die Sierra-Kette türmt sich in Blau- und Violett-Tönen hoch auf, Pastell-Töne im Tal, eine schöne Abendstimmung.

Big Pine besteht aus der vierspurigen Straße, drei Motels, zwei Tankstellen sowie einer Handvoll Shops und ein paar Häusern. Mitten auf der Straße stehend, was am späten Abend mangels Verkehr gar kein Problem ist, sieht man von einem Ende des Ortes zum anderen mit Leichtigkeit. Direkt gegenüber unserem Motel in der Mitte des Ortes essen wir im gemütlichen Restaurant "Rossi" mit familiärem Touch zu Abend. Über und über ist die kleine Stube dekoriert mit Artefakten und Fotos, die von der Vergangenheit der von Italien eingewanderten Familie Rossi zeugen, und überaus lecker ist die Hausmannskost, inklusive der noch aus Italien überlieferten Spagetti mit Sauce Bolognese, die dort voller Stolz zu fast allen Gerichten serviert werden.

Tag 9: Big Pine - Death Valley

Owens Valley Nach einem Frühstück in dem netten, typisch amerikanischen Diner von Big Pine fahren wir die uns nun schon bekannte Straße hoch zu den Bristlecone Pines. Kurz vor Erreichen des Visitor Centers im Schulman Grove stoppen wir am Sierra Vista Point, von wo wir 1000 Meter hoch über dem Owen Tal einen prachtvollen Blick auf die gegenüberliegende Kette der Sierra haben, die jetzt im vollen Licht der Morgensonne liegt. Über 2500 Meter erheben sich die hohen, teils schneebedeckten Gipfel über dem Tal wie eine gigantische Wand.

Owens Valley Kurz darauf sind wir am Visitor Center und starten einen kleinen Rundweg, der an den ältesten Bäumen des Standortes vorbei führt. Interessanter Weise sind gerade die kargesten Standorte die, die die langlebigsten Bäume hervorbringen, alte knorrige Gestalten, gerade mal um die fünf bis sieben Meter hoch, teilweise fast vollständig entblößt von Rinde, stehen diese Patriarchen hier seit Jahrtausenden. Das älteste Exemplar wird mit einem Alter von 4800 Jahren angegeben. Voller Bewunderung durchwandern wir den Grove, die alten Borstenkiefern sind ungemein fotogen, dahinter bieten sich immer wieder schöne Blicke auf die Sierra, über der sich gerade dunkle Gewitter abregnen.

Unser nächstes Ziel ist Death Valley. Wir kontrollieren noch mal unsere Wasserreserven, das Motoröl, tanken voll und auf geht es zum Tal des Todes, mit 86 Metern unter Null der tiefste Punkt der USA und mit Temperaturen bis fünfzig Grad auch der heißeste. Das erste tiefe Tal, in das es hinab geht bis auf sechshundert Meter ist noch nicht Death Valley. Erst noch müssen wir die Passhöhe der Panamint Mountains erklimmen, dann aber liegt Death Valley vor uns und kontinuierlich geht es bergab bis auf Meereshöhe und darunter. Auf dem Weg nach Furnace Creek stoppen wir an den Dünen, die sich dramatisch beleuchtet hellgelb von den blauen Wolkenschatten dahinter und den rot-violetten Berghängen abheben.

In der Furnace Creek Ranch nehmen wir Quartier, die Zeit reicht aber noch für einen Abstechen nach Bad Waters, der Salzpfanne am tiefsten Punkt des Tales. Dröhnende Hitze herrscht über der grau-weiß leuchtenden Salzfläche. Während der Fahrt zurück geht die Sonne unter. Violette Schatten legen sich über das Tal, Mauve und Rosé leuchtet der Horizont, eine schöne Abendstimmung, in der zur Krönung auch noch zwei Kojoten unseren Weg kreuzen.

Tag 10 Death Valley - Zion

Zabriskie Point Noch vor dem Frühstück, wenn auch nicht gerade zum Sonnenaufgang, fahren wir zum Zabrieskie Point unweit von Furnace Creek. Hellgelb bis ocker, schokoladenfarben mit eingestreuten Blaubeertönen präsentieren sich die markanten Erosionsformen unter uns, vor dem Hintergrund des Tales unter der rötlichen, von der frühen Sonne beschienenen Panamint Kette, eine prächtige Symphonie von allen erdenklichen Erdtönen vor einer grandiosen Kulisse. Eine kurze Fahrt bringt uns auf über eintausend Meter Höhe hinauf zum Aussichtspunkt Dantes View, von wo sich ein herrlicher Blick auf das tief unter uns liegende Tal und die Bergketten dahinter bietet. Sogar die Sierra Nevada ist noch am Horizont als schmales blaues Band auszumachen. Tief unter uns leuchtet die Salzfläche weiß aus den Pastelltönen des Tales heraus, dahinter die Berge in Rot bis Rost und Violett, darüber ein blauer Himmel, der wieder einen heißen Tag verspricht. Dantes View

Bevor wir das Death Valley wieder verlassen durchfahren wir den Artist Drive, eine kleine Schleife am Rand des Tales, die in vielen Windungen durch besonders farbenprächtige Erosionshügel führt. In die Farbpalette vom Zabriskie Point aus Gelb, Ocker, Braun, Rost und Rot mischen sich eingesprenkeltes Rosa mit Weiß, Lila und helles Kupfergrün.

Dann heißt es Strecke machen. Über Las Vegas geht es zum Zion Nationalpark in Utah, wo wir uns in dem netten Städtchen Springdale, dem Eingangstor zum Park, einquartieren. Gleich durch vier Staaten sind wir heute gekommen, von Kalifornien kommend durch Nevada, ein kurzes Stück Arizona und dann nach Utah eingefahren, wo uns die kräftigen Farben des Navajo Sandstone gleich ab der Grenze begrüßt haben und sich die Landschaft schlagartig von ausgebleichter Halbwüste in das farbige und auch oftmals recht grüne Erosions-Wunderland Utah verwandelt hat.

Utah: Unterwegs in den Nationalparks des Grand Circle

Tag 11 - Zion / Springdale

Zion Mit dem Shuttle geht es am nächsten Morgen in den Park, der direkt vor den Toren von Springdale beginnt. Ausführlich informieren wir uns im Visitor Center, dann fahren wir mit dem Shuttle die Stichstraße in das Zion-Tal hinein. Mächtig ragen die Klippen aus rotem Navajo-Sandstein fast senkrecht empor, oben gekrönt von Kappen aus hellgelbem bis weißem Sandstein. Die Mormonen haben den beeindruckenden Gebilden Namen gegeben wie Court of the Patriarchs oder Grand White Throne. Bei Angels Landing, einem hohen schmalen Felsturm, auf den ein anspruchsvoller Wanderweg führt, sehen wir hoch über dem Tal kalifornische Geier kreisen. Das satte Grün der Bäume im Talgrund bildet einen schönen Gegensatz zu dem Rot der bis zu tausend Meter hohen Sandsteinklippen.

Narrows Am Ende die Straße steigen wir aus. Von hier führt ein Weg weiter am Fluss entlang in die Narrows. Immer enger rücken die Talwände zusammen, bis nur noch Platz für den Fluss bleibt und der Weg durch das Wasser führt. Wir gehen noch zwei Biegungen weiter, mehr oder weniger geschickt mit Hilfe eines Stockes über die großen Flusskiesel balancierend, bis knietief im frischen Wasser. Wo der Fluss dann tiefer wird und andere Wanderer bis zur Brust im Wasser stehen, kehren wir um.

Gemütlich gondeln wir von einem Busstopp zum nächsten, laufen zu den Aussichtspunkten und Attraktionen wie dem weinenden Fels, wo Quellwasser über einen Felsüberhang tropft und hängende Gärten aus kleinen Blumen und Farnen speist. Für größere Wanderungen ist es jetzt auch zu heiß, die Sonne brennt kräftig vom Himmel und viele der Wege sind großteils ohne Schatten.

Zurück im Ort besuchen wir einen der zahlreichen Mineralien-Läden mit vielen schönen Stücken von Sandstein bis versteinertem Holz. Nach dem Abendessen beschließen wir den Tag mit einem Glas Wein auf dem Balkon unseres Zimmers in der lauen von Fledermäusen durchflogenen Nacht.

Tag 11: Springdale - Bryce Canyon

Checker Board Mesa Wir fahren weiter Richtung Nordosten. Die Straße führt in drei großen Schleifen das Seitental des Zion Canyons hinauf. Noch ein paar Blicke gönnt sie uns auf auf das beeindruckende Tal zurück, dann verschwindet sie im Tunnel, der uns im Bereich der großen weißen Hüte wieder ausspuckt. Rasch noch ein Fotostopp an der schachbrettartig erodierten Checker Board Mesa, dann sind wir oben auf dem Plateau und aus dem Gebiet des Nationalparks heraus.

Ganz anders ist hier die Landschaft, lockere Pinienwälder zwischen großen Wiesen, durchflossen von Bächen, Rinder weiden, einmal sogar eine Büffelherde, alles ist sehr idyllisch. Interessant ist die Durchfahrt des Red Canyon nicht weit von Bryce Canyon entfernt, eine Erosions-Landschaft in kleinem Maßstab und einheitlichem grellen Hellrot.

Bryce Canyon Gegen Mittag erreichen wir Bryce Canyon Nationalpark, schlagen unser Zelt auf und begeben uns erst per Shuttle, dann mit dem eigenen Auto auf Entdeckungsreisen entlang der Parkstraße, wo die Aussichtspunkte wie Perlen an einer Kette aneinander gereiht sind. Das Plateau ist mit Wäldern und Wiesen recht unspektakulär, aber tritt man an die Kante, blickt man hinab in eine fantastische Landschaft aus tausenden von Türmen, Kaminen und Spitzen, sogenannte Hoodoos, in allen Schattierungen von Rot über Rose nach Orange und Weiß. Nicht umsonst wird diese Formation aus Kreide Pink Cliffs genannt. Besonders beeindruckend ist das sogenannte Amphitheater, wo diese faszinierenden Strukturen in einem großen Halbrund dicht gedrängt einen einzigartigen Anblick bieten.

Wir bestaunen diese Welt aus Farben und Formen bis gegen Abend große Gewitterwolken das Licht nehmen. Als eines dieser Gewitter sich dann auch noch ausgerechnet genau über uns abregnet, beschließen wir in die Lodge am Parkeingang auszuweichen und lassen unser Zelt in Nacht und Gewitter alleine stehen.

Tag 12: Bryce Canyon - Boulder

Bryce Canyon Morgens bauen wir das in der Sonne bereits getrocknete Zelt ab, dann begeben wir uns auf eine kleine Wanderung mitten in die Wunderwelt des Amphitheaters. Hinab geht es den "Queens Garden Trail", hindurch durch Türme, Säulen, Burgen, Schlösser, Fabelwesen in allen Rot, Rose, Orange und Weiß-Schattierungen. Selbst im Schatten leuchten diese Farben intensiv aus sich selbst heraus und bilden einen schönen Kontrast zu dem satten dunklen Grün von Pinien, Douglasien und Wacholder. Allerlei Formen und Gestalten lassen sich mit etwas Fantasie in den Hoodoos erkennen, wie etwa eine hellrosa Queen Mom auf rosa Thron, die Wallstreet, wo der Weg zwischen zwei eng beieinander stehenden Turmreihen steil hinauf führt, eine Enge erfüllt von orange-rotem Glühen. Über den Navajo Trail geht es wieder hinauf, ein kurzes Stück Rim Trail mit vielfältigen Ausblicken in das Amphitheater führt zurück zum Auto.

Ein Besuch beim Inspiration Point ist unser Abschied vom Bryce Canyon, unter uns ein Meer von Spitzen und Säulen, dahinter am Horizont eine riesige Gewitterwolke, helles quellendes Weiß im Blau des Himmels, unter dem ein dunkelgrauer Regenvorhang aufs Land trifft.

Red Canyon Einen kurzen Abstecher machen wir nach Westen zum Red Canyon, den wir uns nochmal etwas genauer anschauen wollen, dann geht es weiter Richtung Nordosten auf der Highway Utah 12, die ganz zu Recht den Namen Scenic Byway trägt und sogar über eine eigene Webseite verfügt. Sie beginnt kurz vor dem Red Canyon, den sie durchfährt, führt vorbei am Bryce Canyon und dann entlang des National Monument Grand Staircase Escalante, wo sich eine prächtige Landschaft entfaltet, über die sich dann auch irgendwann das große Gewitter ergießt, das wir in der Ferne vom Inspiration Point aus gesehen hatten. Immer wieder gibt es View Points, den grandiosen Ausblick etwa auf den Meilen kurz vor Boulder, wo der Blick weit über helle Sandsteinformationen bis zu den Grenzen Utahs hin reicht, dazwischen das sattgrüne Band des Eskalante Canyons. Einige steile Abfahrten und Kurven bringen uns nach Boulder, wo wir in einer netten kleinen Lodge mit ländlich familiärem Ambiente eine Bleibe für die Nacht finden.

Tag 13: Boulder - Moab

Capitol Reef Die Scenic Byway 12 führt hinter Boulder über einen hohen Bergrücken, fast bis auf 2700 Meter fahren wir hinauf durch Nadelwald, in den sich weiter oben Birkengruppen mit silbrig heller Rinde mischen. Beim Hinabfahren erhaschen wir schon erste Blicke auf die Waterpocket Fault des Capitol Reef Nationalparks, die sich dann weiter unten in all ihrer Pracht vor uns erhebt. Eine ganze Schichtfolge unterschiedlich gefärbten Gesteins hat es hier auf 150 Kilometern Länge aufgefaltet, der Capitol Reef Nationalpark ist ein Teil davon. Auf dem Scenic Drive entlang der Falte bieten sich immer wieder beeindruckende Ansichten der Abbruchkante mit ihrer Schichtenfolge, zerbröselte Schokolade, grau-grün-violette Dünen, darüber rot-gelber Fels, wie aus einem Lehrbuch für Geologie, ein aufgeschlagenes Kapitel der Erdgeschichte.

Die Highway Utah 24, ebenfalls ein Scenic Byway des States, führt durch die Falte hindurch auf die andere Seite, vorbei an Petroglyphen, entlang des von Gewittergüssen schlammig roten Fermont Rivers, der sich durch den hellgelben Navajo-Sandstein einen Weg gebahnt hat. Zum Lunch stoppen wir an einem kleinen alten Häuschen mitten in einer grauen heißen Einsamkeit, wo wir in der völlig verschrobenen, überdekorierten und recht heruntergekommenen Gaststube ein paar Enchiladas verdrücken. Man fühlt sich wie um hundert Jahre in der Zeit zurückversetzt.

Goblins Auf der Fahrt weiter nach Nordosten über schnurgerade Straßen bis zum Horizont machen wir noch einen kurzen Abstecher in den Goblin State Park, wo die Erosion aus rotem Navajo-Sandstein ganze Armeen von steinernen Kobolden geschaffen hat. Wie auf einer Versammlung stehen die drei bis fünf Meter hohen Gestalten mit den runden Köpfen im Tal der Goblins beisammen.

Dann machen wir Kilometer bzw. Meilen, lassen den Canyonlands Nationalpark rechts und den Arches Nationalpark links liegen und quartieren uns gegen Abend in Moab in einem kleinen Motel ein. Zelten im Nationalpark ist leider keine Option, da um uns herum immer noch die Gewitter marodieren und Moab ist ein geeigneter Standort um beide Parks zu besuchen.

Tag 14: Moab - Arches & Canyonlands Nationalpark

Arches Früh morgens hängen noch dicke dunkelgraue Gewitterwolken über uns, aber über dem Arches Nationalpark sieht es etwas heller aus. Voll Optimismus besorgen wir Sandwichs für den Lunch und brechen dorthin auf. Und tatsächlich, am Ende der Stichstraße bei Devils Garden regnet es nicht mehr und wohlgemut beginnen wir die kleine Wanderung zum Landscape Arch, dem Felsbogen mit der größten Spannweite im Park. Auch ohne Sonne entfalten die dunkelroten Felsgallerien und Felsbögen ihre Wirkung, weit spannt sich der schlanke Landscape Arch über den Hang. Mittlerweile ist die Sonne herausgekommen und prächtig liegt die Felsenlandschaft aus rotem Sandstein in der pastelligen von Wacholder und Nusskiefer grün gescheckten Landschaft.

Delicate Arch Die Sektion der Windows ist nochmal ein Highlight. Ein kurzer Weg führt zu dem Nord und dem South Window, riesige Öffnungen im der roten Sandsteinwand mit massiven Bögen darüber. Ebenso beeindruckend ist auch der Turret Arch, ein Solitär gleich neben den Windows, oder auch der Double Arch. Und da ist natürlich noch der Delicate Arch, wohl der am meisten fotografierte der über 2000 Felsbögen des Parks. Und tatsächlich sieht er prächtig aus auf seinem Felsplateau, auch wenn ich ihn nur von Ferne bewundern kann.

Canyonlands Nach einem Lunch und Stopps an weiteren Aussichtspunkten ist es noch früh am Nachmittag und wir beschießen, uns heute auch noch den Canyonlands Nationalpark anzuschauen. Kurz vor Moab geht eine Stichstraße einige Meilen zum Visitor Center und von dort weiter zu einigen Viewpoints im District "Island in the Sky". Alle anderen Straßen sind nur Pisten und für uns nicht befahrbar. Aber alleine die beiden Aussichtspunkte "Green River Overlook" und "Grand View Point" sind die nicht unbeträchtliche Fahrzeit wert. Die Straße dorthin führt in schönen Schwüngen über das relativ ebene grasbewachsene Plateau. An den Aussichtspunkten öffnet sich die Sicht hinab in eine sagenhafte Landschaft aus Plateaus und Canyons soweit das Auge reicht. Weiße Ränder akzentuieren die tief eingeschnittenen roten Canyons mit ihren senkrechten Wänden, einzelne größere und kleinere Zeugenberge und Plateaus stehen einsam dazwischen. Tief unter uns windet sich das grüne Band des Green Rivers bzw. des Colorados.

Beim Grand View Point öffnet die Gewitterwolke, die sich hinter uns aufgebaut hat, noch einmal ein Fenster für die Abendsonne und die fantastische Landschaft leuchtet in warmen Rottönen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt die Landschaft schon im Schatten der Wolke, aus der immer wieder grelle weiße Blitze zucken und die ihren Regenvorhang über den Horizont gezogen hat. Darunter liegt die Canyon-Landschaft in Violett und Blau, Grau und Aubergine getaucht. Das Schauspiel der riesigen Gewitter mit hell leuchtendem Amboss, dekorativem grau-blauem Wolkenkranz an der Basis und den langen Regenschleiern darunter begleitet uns noch bis zur Highway zurück.

Tag 15: Moab - Monument Valley

Dead Horse Früh morgens fahren wir nochmals in die Canyonlands zum Green River Overview. Prächtig liegt der Canyon im Licht der Morgensonne tief unter uns, die Felsen in dunklem Rot, die tiefen Einschnitte des Canyons in die Ebene von einem hellen Rand, dem White Rim, wie umrahmt, unten schlängelt sich träge der Green River mit grünen Ufersaum.

Nicht weniger beeindruckend ist unser nächster Stopp am Dead Horse State Park. Angeblich haben hier früher Cowboys die enge Felsnase des Plateaus hoch über dem Colorado benutzt, um Wildpferde in die Enge zu treiben und zu fangen. Vom Dead Horse Point auf der Spitze des Felsrückens eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf eine enge Schleife des Colorados und seinen Canyon. Schlammig grau-grün und träge wälzt sich der Fluss, gespeist von all den Gewittern der letzten Tage.

Monument Valley Dann geht es wieder hinab nach Moab und weiter Richtung Süden. Am späten Nachmittag passieren wir die kleine Ortschaft Mexican Hat, benannt nach einem markanten Felsaufbau nahe der Stadt, der verblüffend an einen Sombrero erinnert. Kurz darauf kommt auch Monument Valley mit seinen markanten Zeugenbergen unter dem Schatten einer großen Gewitterwolke in Sicht. Natürlich machen wir einen Fotostopp auf der langen Geraden, die direkt auf die Fels-Monumente zu läuft. Wir quartieren uns in dem von den Navajos geführten stilvollen Hotel "View" direkt am Visitor Center ein und genießen am Abend vom Balkon unseres Zimmers den beeindruckenden Blick ins Monument Valley, wo durch die Gewitterwolke gefilterte einzelne Lichtstrahlen dekorativ die drei direkt vor uns liegenden Buttes beleuchten und zum Glühen bringen.

Arizona: Zwischen Slot Canyon und Grand Canyon

Tag 16: Monument Valley - Page

Monument Valley Bei Sonnenaufgang stehen wir auf um die Early Morning Tour durch das Monument Valley zu machen. Ein alter Navajo mit sonnengegerbtem Gesicht lädt uns auf seinen Pickup, mit Sitzen und einem Blechdach darüber auf der Ladefläche, und los geht unsere private Tour durch Monument Valley. An den schönsten Punkten wird angehalten, unser Fahrer zerrt die Ein- und Ausstiegshilfe hervor, erläutert uns die Landschaft und lässt uns ausgiebig Raum und Zeit zum Fotografieren. Das frühe Morgenlicht sorgt für eine schöne Beleuchtung mit warmen Farben und blauen Schatten, die das Relief der Felsen betont. Angenehm ist auch, dass wir die einzigen auf dem Rundkurs sind und die Landschaft ungestört genießen können. Nach anderthalb Stunden erreichen wir wieder hoch zufrieden das Hotel, ein wirklich sehr schöner Ausflug.

Antelope Canyon Unsere nächste Station ist Page am Rande des Navajo Reservats und direkt am Lake Powell gelegen. Kurz vor der Stadt stoppen wir auf einem kleinen Parkplatz, von dem aus Touren zum Antelope Canyon angeboten werden. Heiß und staubig ist es, unter einem Blechdach sitzen ein paar Navajos, drumherum stehen eine Handvoll Autos. Hier kaufen wir Tickets für die nächste Foto-Tour und warten geduldig in der Mittagshitze bis es los geht. Ein drahtiger kleiner Navajo lädt uns und sechs weitere Touristen in seinen Van und fährt uns durch ein breites, sandiges trockenes Bachbett zum Canyon. Ganz überraschend taucht dieser dann vor uns auf, ein enger unregelmäßiger Schlitz von etwa 15 Metern Höhe im Hang vor uns, daher der Name Slot Canyon.

Antelope Canyon Innen erwartet uns ein faszinierendes Erlebnis von Form und Licht. Der Canyon ist so eng, dass man oft mit ausgestreckten Armen beide Wände erreichen kann, die bis über vierzig Meter hoch sind. Das Wasser des Antelope Creek hat einen engen Durchbruch in den weichen hellroten Sandstein geschnitten. Weiche runde Formen verstellen den Blick entlang der Fließrichtung und lassen auch das Licht der Mittagssonne nur indirekt die weichen Linien der Canyon-Wände beleuchten. Das Resultat ist ein Feuerwerk an Sandsteinformen und orangefarbenem bis rotem Licht, gleich ob der Blick nach oben, vorne oder hinten geht. Unser Führer macht uns auf alle möglichen Perspektiven und Effekte sowie Orte und Perspektiven für interessante Fotos aufmerksam, immerhin ist es ja eine Foto-Tour, die wir gebucht haben. Nicht einmal die Tatsache, dass der Canyon voller Besucher ist, schmälert die Fotografier-Lust, selbst das Weitwinkel kann nicht die gesamte Höhe des Canyons erfassen, und in glücklichen Momenten gelingt auch ein Bild ab dem sandigen Grund ohne Menschen bis zur nächsten engen Biegung. Als wir wieder ins grelle Tageslicht hinaustreten ist mir schwindelig vor Schauen und Fotografieren, ein wirklich einmaliges Erlebnis.

In Page lassen wir uns erschöpft im Hotel auf die Betten zum Mittagsschlaf fallen und lassen den Tag gemütlich ausklingen.

Tag 17: Page - Grand Canyon Süd

Horseshoe Bend Wir brechen auf zu unserem letzten großen Höhepunkt, dem Grand Canyon. Kurz hinter Page stoppen wir noch mal und laufen den kurzen Weg zum Aussichtspunkt Horseshoe Bend, wo der Colorado eine enge hufeisenförmige Schleife macht. Schön und grün fließt der große Fluss unter uns, tief hat er sich in den Sandstein eingegraben, ein in seiner Großartigkeit und Symmetrie prachtvolles Bild.

Dann fahren wir südwärts, die recht unaufregende Highway 191, bis wir bei Cameron nach Westen abbiegen. Bald kommen wir wieder in die Zone der Utah-Wachholder, die Temperaturen werden angenehm, ein schöner frischer Wind weht.

Grand Canyon Bei Desert View haben wir den ersten Blick auf den Grand Canyon, groß und mächtig liegt er vor uns, tief unten wälzt sich ein nun schlammbeladener Colorado. Durch über eine Milliarde Jahre Erdgeschichte hat er sein gigantisches Bett bei der Hebung des Colorado Plateaus gegraben und dabei eine fantastische Canyon-Landschaft geschaffen. Auf dem Weg nach Grand Canyon Süd Village stoppen wir an den Aussichtspunkten und bewundern diese einmalige Landschaft.

Grand Canyon Auf dem kurzen Rim Trail hinter dem Visitor Center, der nebenbei anschaulich durch die Jahrmillionen der Erdgeschichte führt, die der Colorado aufgeschlossen hat, bestaunen wir mit mehr Muße die Formen und Farben. Auf den rost- über rot- bis gelb-farbigen Felsstürzen und Erosions-Fächern malen die Wolken blaue Schatten, tief unten fließt der schlammfarbene Colorado in grauem Grundgestein. Gerade rechtzeitig erwischen wir noch ein Shuttle, das uns zusammen mit vielen anderen zu einem der beliebten Aussichtspunkte für den Sonnenuntergang bringt. Kaum haben wir uns dort postiert, als die sinkende Sonne alles in wärmere Töne hüllt, goldene Akzente auf die Kuppen und oberen Canyon Ränder zaubert, begleitet von orangem Glühen in den Bereichen darunter, bis zum Schluss Rot mit violett-blauen Schatten dominiert und nach mit dem Vergehen der letzten Strahlen der Canyon in nun fahlen Pastelltönen versinkt.

Das Parkshuttle bringt uns zum Parkplatz am Visitor Center während unterdessen die Nacht hereinbricht. Im Finsteren fahren wir die paar Meilen bis zu unserm Quartier in Tusayan. Vor unserm Hotel ist großer Auflauf, weil gerade vier große Wapiti-Hirsche mit massivem Geweih auf dem kleinen Grün vor der Eingangshalle grasen. Gut dass die uns nicht bei Dunkelheit vors Auto gesprungen sind.

Tag 18: Grand Canyon Süd - Kingman

Am Morgen machen wir nochmal einen kurzen Abstecher in den Nationalpark um den Grand Canyon im Morgenlicht zu bewundern. Tatsächlich ist die Sicht klarer, die Farben der verschiedenen Schichten sind intensiver und besser definiert. Gar prächtig liegt der große Canyon unter uns.

Route 66 Dann fahren wir gen Süden auf der Suche nach einer Legende, der alten US Route 66. Williams ist unser Startpunkt für die Zeitreise, als die Route 66 noch die "Main Street of Amerika", die Ferienstraße der Nation war, bevor sie von den Interstates abgelöst wurde. Von Chicago bis Los Angeles führte sie über eine Distanz von fast 4000 Kilometer, machte Naturwunder wie den Grand Canyon für die Massen zugänglich. Heute ist sie fast ganz verschwunden. Williams hat einen netten alten Stadtkern aus dieser Zeit und ein Stück der Historic Route 66 bewahrt. Es war die letzte Stadt auf der Route 66, die von der Interstate 40 abgeschnitten wurde.

Seligman Kurz hinter Williams fahren wir von der Interstate 40 auf die alte Route 66 ab. In Seligman machen wir machen wir einen kurzen Stopp. Dieser kleine Flecken lebt ganz von der Vergangenheit, auf der Hauptstraße - natürlich die Route 66 - schmücken sich eine Handvoll Kneipen und Souvenir-Shops mit der Legende, präsentieren phantasievoll alte Autos, Figuren, Poster und andere Devotionalien aus der Zeit, als die Route 66 noch die "Mother of Roads" war.

Die eigentliche Route 66, die wir fahren, ist letztlich wenig aufregend und führt uns durch waldiges und grasiges Land, vorbei an kleinen Bergrücken bis Kingman, wo wir übernachten.

Nevada: Abschluss in Las Vegas

Tag 19: Kingman - Las Vegas

Yoshua Trees Auf dem Weg nach Las Vegas, unserer letzten Station vor dem Heimflug, machen wir noch einen Abstecher zum Grand Canyon Skywalk, der im Hulalapai Reservat liegt und von den Indianern gebaut wurde und auch betrieben wird. Von Kingman führt die Straße nordwärts durch die typische Vegetation der Mojave Wüste, entlang und hinein in die Berge. Je höher wir kommen umso zahlreicher wachsen die Joshua Trees, erst stehen sie vereinzelt im Hang, dann durchfahren wir einen wahrhaften Wald der eigenwilligen Gestalten.

Nach 50 Kilometer Straße rumpeln wir noch 15 Kilometer über eine Staubpiste, ab dem Hulalapai Reservat ist dann ist die Straße wieder asphaltiert und bald kommt das Terminal in Sicht. Leider entpuppt sich die ganze Veranstaltung als ausgewachsener Touristen-Nepp, wo man zum stolzen Eintrittspreis für den Skywalk selbst noch ein teures Paket buchen muss, um überhaupt dorthin zu gelangen. Endgültig verärgert sind wir, als wir über den Skywalk selbst nicht einmal die Kameras für private Bilder mitnehmen dürfen. Der Canyon ist hier im Übrigen sowieso viel weniger schön und imposant als im Nationalpark und die Aussichtspunkte dort waren allemal beeindruckender. Der Glasboden des Skywalks hat bei mir kaum ein leises Kitzeln hervorgerufen. Ich bin froh, als wir wieder in unserem Auto sitzen und der ganzen Veranstaltung auf Nimmerwiedersehen den Rücken kehren.

Noch ein kurzer Stopp an der neuen Brücke um einen Blick auf den Hover-Damm zu werfen, dann rollen wir in Las Vegas ein. Nach einmal komplett den Strip Rauf- und Runterfahren beziehen wir unser reserviertes Zimmer im Circus Circus. Wir erkunden staunend und auch etwas gegruselt die riesigen Spielhallen und den gigantischen Kommerz, dann wandern wir den Strip in der mehr heißen als warmen Nacht südwärts, erhellt von den bunten Lichtern der Casinos und großer Reklame-Bildschirme. Treasure Island bietet uns das Spektakel "Sirenen gegen Piraten" mit einem effektvoll inszenierten Kampf der beiden Schiffe, Bellagio erfreut mit einem fantastischen Wasserspiel zu Musik. Irgendwann machen wir, müde vom Schauen, Laufen und der Hitze, kehrt und erreichen nach Mitternacht unser Hotel, wo wir todmüde in die Betten fallen.

Tag 20: Las Vegas - München

Sierra Noch die letzten Einkäufe erledigen, dann heißt es ab zum Flughafen, Auto abgeben und einchecken. Für den Flug von Las Vegas nach San Francisco haben wir wieder zwei Fensterplätze hintereinander ergattert, eine schöne Gelegenheit, die Landschaften aus der Luft zu betrachten, die wir zuvor mit dem Auto durchfahren haben. Und tatsächlich führt uns die Flugroute über Death Valley, deutlich zu erkennen die Salzpfanne und Dünen, über die White Mountains, wo ich unter uns das Schulman Visistor Center zu erkennen glaube und auch die Straße von Big Pine dorthin hinauf. Im Owens Valley ist neben Big Pine auch Bishop zu erkennen und schon fliegen wir über die Sierra, unter uns die schneebedeckten Gipfel und dann wieder die gelblichen Foothills beim Übergang in die Ebene. Über die Küstenberge fließt der Küstennebel, dann unter uns farbige Becken einer Salzgewinnungsanlage, dann die Bay, kurz darauf landen wir auf dem San Francisco International Airport.

Ein langer Nachtflug mit etwas Schlaf und einigem Dösen bringt uns zurück nach München, wo das Wetter ähnlich trist, regnerisch und kalt ist wie bei unserem Abflug. Wie schön, dass wir dem drei Wochen entflohen sind und viel Sonne tanken und noch mehr fantastische Eindrücke sammeln konnten.


Roundup: Tips und Links

Giant Sequoia

[CT's Virtual Home] [Top] [Sitemap] Contact for this page: Claudia Traving, E-Mail: claudia@traving.com