Die schönsten Touren zwischen München und Sankt Gallen

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So schön und abwechslungsreich kann eine Wochenendbeziehung sein, gibt es doch so viele schöne Routen zwischen München und St.Gallen, flache und bergige, lange und kurze, schnelle und bummlige. Direkt schade wäre es, wenn es diese schönen 200 bis 400 Kilometer zwischen uns nicht gäbe.

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Die Routen

Über den Ammersattel

Tour 1: Die Südliche durch Lechtal und Großes Walsertal

München - Oberau - Ettal - Ammer-Sattel - Plansee - Reutte - Bichlbach - Berwang-Sattel - Namloser Tal - Lechtal - Warth - Hochtannberg-Pass - Au - Dalmüs - Faschina-Joch - Großes Walsertal - Satteins - Rankweil - Rheintal - Altstätten - Ruppen-Pass - Appenzeller Land - St. Gallen
320 Kilometer, 6 Stunden über Land und durch die Berge

Dies ist meine erklärte Lieblingstrecke, allerdings auch die längste und nur schön bei gutem Wetter. Am liebsten fahre ich sie auch andersrum, Sonntags abends auf dem Weg nach Hause von St. Gallen nach München. Bei einem Aufbruch am späten Nachmittag sind die Straßen im Münchener Einzugsbereich, der bei Reutte beginnt, auch schon freier. Insbesondere die Straße am Plansee entlang und über den Ammersattel ist ab neun Uhr abends eine Freude zu fahren. Wunderschön ist es dann noch in der Dämmerung über die kleinen Dörfer durch das Alpenvorland nach München zu fahren, einen letzen Blick auf die Berge bei Icking, und dann höchst zufrieden am Ende eines schönen Wochenendes in München einzurollen.

Durchs grüne Appenzeller Land

Appenzeller Land In St. Gallen beginnt der Fahrspaß gleich mit dem ersten Kilometer. Wo ich mich in München erst 30 Minuten durch den Stadtverkehr quälen muss, bin ich hier in 5 Minuten am Stadtrand und im grünen Appenzeller Land. Die stark hügelige Landschaft des Hochplateaus ist geprägt von grasgrünen Wiesen, auf denen friedlich sanftbraune Kühe weiden, dazwischen sind nette Ortschaften und kleine Waldstücken gestreut. Durch Wäldchen und Wiesen führen eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Sträßchen, bis hin zum geteerten Feldweg. In den schönsten wuseligen Kurven führen sie bergauf und bergab, kaum gibt es ein Stück Gerade dazwischen. Ruppen-Pass Immer wieder eröffnen sich schöne Blicke hinüber zum den Bodensee, über die grünen gewellten Hügel und dann natürlich hinüber zum Wahrzeichen, dem mit seinem steilen Felsaufbau dominierenden Säntis. Die Bewohner des Örtchens Rehetobel haben mit ihrer am Hang gelegenen Straße für einen besonders schönen Blick auf diesen St. Gallener Hausberg gesorgt.

In Trogen geht es im spitzem Winkel nach links ab Richtung Altstätten. Wieder schlängelt sich die wenig befahrene Straße aufs wundervollste und ich schwinge mich ein auf das nächste Highlight der Strecke. Ganz plötzlich stürzt die Straße am Rande des Appenzeller Plateaus hinab ins Rheintal: der Ruppen-Pass. Im oberen Bereich eng mit engen Kehren, bietet er bis hinab nach Altstätten atemberaubende Blicke hinab ins Rheintal und die Berge in Österreich auf der gegenüberliegenden Talseite.

Durchs große Walsertal und übers Faschina-Joch

Rheintal-Blick zum Säntis Ab Altstätten ist es erst mal platt. Fast schnurgerade führt die Straße durch das "Rhintel" bis hin zum Rhein, über die kleine Grenzstation und auf die österreichische Talseite. Der Abschnitt ist fahrerisch gesehen völlig langweilig, aber der Blick ist frei für einen letzen Gruß zurück zum Säntis und auf die Berge gegenüber, in das das große Walsertal eingebettet ist, mein nächstes Ziel. Voll Vorfreude fahre ich auf dieses Panorama zu.

Das etwas größere Feldkirchen lasse ich recht liegen und fahre durch Rankweil, bis die Straße bei dem kleinen Kirchleich hoch oben auf dem Felsbrocken rechst weg nach Sateins führt. Hier ist auch meist Tanken angesagt, auf den nächsten 80 Kilometern gibt es keine Tankstelle mehr. Alternativ könnte man von hier aus auch links weiterfahren ins Laternser-Tal und über das Furka-Joch. Die beiden Wege treffen sich dann wieder in Damüls. Großes Walsertal Ich finde aber das Walsertal viel schöner, flüssiger, kurven-beschwingter zu fahren, zudem ist die Straße zum Furka-Joch hoch so schmal, dass man die ab und an auftretenden Wohnwagen so gut wie nicht überholen kann. Landschaftlich ist sie auch schön, aber sowieso früh im Jahr oft noch gesperrt, so dass sich das Faschina-Joch zu meiner Standard-Strecke etabliert hat.

Bis Sateins führt die Straße am Hang entlang, durch ein kühles Wäldchen mit einem türkiesgrünen kleinen See und überrascht mit 4 flotten Serpentinen. Hinter Sateins beginnt die Auffahrt ins Walsertal. Den Namen hat das Tal von den Walsern, die, aus dem Westschweizer Kanton Wallis stammend, hier um 1300 einwanderten, rodeten und siedelten. Da die Gegend bereits weitgehend von der räthoromanischen Urbevölkerung besiedelt war, blieben für die Walser nur die höheren noch ungerodeten Lagen und unzugänglichen Täler übrig. Die Siedler erhielten das "Walserrecht" (Kolonistenrecht), d.h. die persönliche Freiheit, das Recht zur Bildung eigener Gerichtsgemeinden und das Recht der freien Erbleihe von Grund und Boden. Das "Walserrecht" wurde gegen einen mäßigen Zins und die Verpflichtung zum Kriegsdienst gewährt. Heute sind es rund 150 Siedlungen mit ca. 40.000 Menschen, die über 300 km Luftlinie vom südwalserischen Gressoney bis zum ostwalserischen Mittelberg verstreut liegen. Großes Walsertal - Sonntag

Faschina Joch In runden kleineren und größeren Kurvenradien schwingt sich die Straße am Hang entlang höher und höher, immer wieder öffnen sich schöne Blicke. Sie führt durch einige kleine adrette Ortschaften, teils mit so hübschen Namen wie "Sonntag" oder "Fontanella". Ab Sonntag-Fontanella geht es ernsthaft hinauf zum Faschina-Joch. Die Straße ist gut ausgebaut, trotzdem verkehrsarm, eigentlich so gut wie leer, und erlaubt eine flotte Gangart, saubere Linien und schönste lang ausgekostete Schräglagen in den Kurven und Kehren. Fast ist man enttäuscht, dass der Sattel in Faschina so schnell erreicht ist.

Eine lange Galerie, die zum Rasen verleitet, führt hinab nach Damüls. Ab da schlängelt sich eine kleine teils enge Straße hinunter bis ins Tal der Bregenzerach. Sie folgt den tiefen Einschnitten der kleinen Bäche, die mit kleinen Steinbrücken gequert werden. Hier ist vorausschauendes Fahren angesagt. Einmal kam ich fröhlich um die Ecke gebogen, als ich feststellen musste, dass just diese Bachquerung durch einen verkeilten Kleinlaster und einen PKW blockiert war und meinem gar nicht mal so flotten Fahrfluss jähes Stoppen verordnete, was rechtzeitig gelang, mich aber leider den Seitenspiegel an der Steinmauer kostete.

Über den Hochtannberg-Pass hinab ins Lechtal

Ausgebaute Kehre am Hochtannberg Unten im Tal bei Au biege ich rechts auf die nun etwas größere und auch stärker befahrene Straße Richtung Hochtannberg-Pass ein. Zunächst führt die Straße in schönen Kurven am Lauf der Bregenzerach entlang. Dann beginnt die sehr gut ausgebaute Auffahrt zum Pass. Die Kehren sind teilweise spektakulär auf Stelzen in den Hang gelegt. Ihre weiten Radien erlauben eine flotte Kurvenjagd und lassen die Schräglagen voll und ganz auskosten. Galerie zum Hochtannberg-Pass bei Warth Ab Schröcken werden Straße und Kehren eng und kurz darauf erreicht man die Passhöhe. Auf 1678 Meter Höhe ist es hier doch recht frisch. Rasch fahre ich weiter, runter durch die Galerie nach Warth. Hier ist eine gute Gelegenheit für einen raschen Kaffee zwischendurch an einem sonnigen Plätzchen. Immer trifft man auch andere Motorradfahrer, da Warth nicht nur an der Auffahrt vom Lechtal zum Hochtannberg liegt, sondern auch über den Flexen-Pass mit dem Arlberg-Pass und dem Inntal verbunden ist.

Von Warth bis hinunter nach Steeg im Lechtal kommt eine wirklich schnelle Passage. Eine extrem breite Fahrbahn mit lang gezogenen Kurven, trotzdem verkehrsarm, lässt eine flotte Fahrweise zu, hier lasse ich es dann richtig laufen. Unten im Lechtal geht es auch zügig dahin, längere gerade Passagen geben Zeit genug die grünen Wiesen, die helltürkise Lech und die Lechtaler Berge drumrum anzuschauen. Das Lechtal ist auch bekannt für seine Holzschnitzer. In Elbigenalp gibt es die einzige Holzschnitzschule ihrer Art in Österreich, deren Ausstellungsraum man auch besichtigen kann. Am Straßenrand grüßen einige Großexemplare dieser rustikalen Handwerkskunst.

Durch das Namloser Tal und über den Berwang-Sattel

Namlos im Namloser Tal

Schon passiere ich bei Elmen die Auffahrt zum Hahntenn-Joch, das ich jedoch rechts liegen lasse. Im nächsten Ort Stanzach biege ich rechst ab ins Namloser Tal - meiner erklärten Haus- und Lieblingsstrecke. Nicht nur, dass es wirklich schön zu fahren ist, nein es hat auch diesen romantischen Namen "Namloser", durchflossen vom "Namloser Bach" und mit dem kleinen Ort namens "Namlos". Tatsächlich ist das kein Verlegenheitsnamen wegen Namlosigkeit. 1286 wird der Ort erstmals erwähnt als Namels = anscheinend lebte hier ein Mann namens Amel, das "n" dürfte von "in Amels" kommen, laut Auskunft der Ausserferner Webseite. Ausserfern ist eine Bildung analog zu Vorarlberg. Wo Vorarlberg von Zentrum Österreichs eben vor dem Arlberg liegt, liegt Ausserfern eben ausserhalb des Fernpasses.

Straße im Namloser Tal Anders als das von Motorrädern stark befahrene Hahntennjoch ist das Namloser Tal ausgesprochen einsam. Selten treffe ich Biker auf den 25 Kilometern, höchstens ein bis zwei Autos, die rasch überholt sind. Wuselig mit einer Kurve nach der anderen läuft das kleine Sträßchen immer am Hang entlang. Der Belag ist gut, keine Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Überholverbote, die ein schlechtes Gewissen machen könnten. Damit steht dem ungetrübten Genuss des Tals der hundert Kurven und wonnevollem Kurvenräubern nichts mehr im Wege. Fast immer sind die Kurven gut einsehbar, manchmal ist Vorsicht wegen Steinschlag geboten, wenn man rechts um eine Felsnase biegt.

Der Berwang-Sattel ist der höchste Punkt, danach geht es bergab nach Bichelbach, wo die kleine Nebenstrecke auf die verkehrsreiche Hauptstrecke zwischen Reutte und Garmisch mündet. Über diese Rennstrecke ist Reutte rasch erreicht.

Vorbei am Plansee und über den Ammer-Sattel

Plansee Vor dem Ortseingang Reutte biege ich rechts ab zum Plansee und Ammer-Sattel. Das ist wieder eine wunderschöne Nebenstrecke, schmal aber meist mit gutem Belag, kurvenreich aber übersichtlich und schnell. Man muss nur spät genug sein, da im Sommer ein lebhafter Badebetrieb die Uferstrasse des Plansees blockiert: Taucher mit Flossen, ein Paddelboot, ein Surfersegel bremsen abrupt hinter einer der schönen Kurven die Fahrt. Aber am Abend sind die Badegäste und Hobbysportler bereits nach Hause aufgebrochen. Ruhig, tiefgründig und türkis liegt der Plansee zwischen den Bergen der Ammergauer Alpen, die Uferstraße wirft Kurve um Kurve vor das Vorderrad, dass es eine Freude ist dahin zu surfen. Auch über den Ammer-Sattel hinüber geht es so schön flott kurvig dahin. Das breite steinige Bett eines Baches begleitet die Strecke und vermittelt den Eindruck einer rauen unberührten Natur.

Schloß Linderhof Wieder geht es durch ein kleines Waldstück, dann rolle ich in Linderhof ein. Hierher hat König Ludwig II sich eines seiner Märchenschlösser bauen lassen. Ist man nicht gerade abends eilends auf dem Heimweg, lohnt sich ein Besuch dieser barocken Anlage. Nicht nur das Schloß selbst ist bestaunenswert, wie es mit all seiner weiß-goldenen Pracht in die Ammergauer Bergwelt eingebettet ist und mit dieser kontrastiert. Auch der Park selbst, eine Mischung zwischen italienischem Renaissance-Garten und alpinem Bergwald, mit seinen exotischen Pavillons wie der Venusgrotte oder dem Maurischen Kiosk, ist einen Abstecher wert.

Ab Linderhof wird die Straße breiter und fast schnurgrade braust es sich dahin, bis man kurz vor Ettal auf die breite Bundesstraße stößt, die sich vorbei am Kloster hinab nach Oberau im Loisach-Tal windet. Sie wäre schön zu fahren, wäre da nicht der starke Verkehr, aber mit etwas Glück lassen sich ein paar Autos überhohlen und dann ist die Bergpassage auch schon zu Ende, ich bin in Oberau am Fuße der Berge angekommen.

Durchs Voralpenland nach München

Abendsonne auf dem Estergebirge Mit leichter Wehmut wende ich mich Richtung Norden und der Heimat München entgegen, hinaus aus den Bergen, auf denen jetzt das letzte Licht der Sonne liegt. Klein adrette Örtchen auf dem Weg durch das reizvolle Murnauer Moos mit den Birken und den Riedwiesen, in die kleine Holzschuppen gestreut sind. Mädesüß setzt helle duftige Akzente am Wegesrand. Über Großweil, Kleinweil, Sindelsdorf geht es nach Penzberg, von da im lieblichen Loisachtal entlang über Beuerberg bis Wolfratshausen.

Noch mal ein kleiner Anstieg, der die letzen beiden Kehren des Tages bereit hält, und dann geht es zügig gen München auf der B11. Bei Icking werfe ich noch einen letzten sehnsüchtigen Blick zurück auf die im Abenddunst verschwindenden Berge. Bald komme ich in den Einzugsbereich von München, diszipliniert von flächendeckenden Geschwindigkeitsbegrenzungen, die nun bis zur Stadtgrenze nicht mehr abreißen. In München wusele ich durch den Abendverkehr, bis ich mein Motorrad wieder auf dem Stammplatz neben dem Isartor abstelle, hoch zufrieden mit der schönen Tour.

Tour 2: Durch Tannheimer Tal und Allgäuer Alpen

München - Oberau - Ettal - Ammer-Sattel - Plansee - Reutte - Gaicht-Pass - Tannheimer Tal - Oberjoch-Pass - Hindelang - Immenstadt - Oberstaufen - Hittisau - Bregenzer Wald - Dornbirn - Rheintal - Lustenau - Appenzeller Land - St. Gallen
300 Kilometer, 5.5 Stunden über Land und durch die Berge

Auf der Autobahn kurz vor Garmisch Diese Route ist fast so schön wie die Tour 1 und von München bis Reutte mit ihr deckungsgleich. Diese Tour wähle ich, wenn am Hochtannberg noch zuviel Schnee liegt, oder die Zeit doch nicht ganz für Tour 1 reicht. Bei genügend Zeit und Muße wühle ich mich über die Wolfratshauser Straße aus dem Münchener Freitagsnachmittagsverkehr und zockle dann über Land, wieder durch Loisachtal und Murnauer Moos gen Garmisch. Soll es mal flotter gehen, kürze ich auch über die Garmischer Autobahn ab, die bringt mich schneller zu den ersehnten Bergen, die bei guter Sicht schon bald im Süden zu sehen sind. Zugegeben habe ich es auf diesem Streckenabschnitt bei der Hinfahrt meistens eilig. Kaum kann ich es erwarten, bis die Berge des Werdenfelser Landes um Garmisch in Sicht kommen. Während die Kulisse des Estergebirge, der Ammergauer Alpen und des Wettersteingebirges allmählich Tiefe gewinnt, sich zum einem Talkessel verengt und das gesamte Blickfeld füllt, geht mir so richtig das Herz auf. Tief atme ich ein und freue mich bärig auf die erste Auffahrt hinter Oberau, wenn es Richtung Ettal und weiter zum Ammer-Sattel und Plansee geht.

Über den Gaicht-Pass und durch das Tannheimer Tal

Blick vom der Auffahrt zum Gaicht-Pass ins Lechtal In Reutte trennt sich die Tour 2 von der Tour 1. Statt in Richtung Fern-Pass und Namloser Tal fahre ich direkt ins Lechtal, wo wenige Kilometer später der Gaicht-Pass rechts wegführt. Der Gaicht-Pass ist eigentlich mehr eine Auffahrt ins höher gelegene Tannheimer Tal, als dass es ein echter Pass wäre. Die Weg hinauf ist auch nicht besonders lang, aber trotzdem ist er eine Freude zu fahren. Gut ausgebaute übersichtliche Kurven und ein griffiger Asphalt unter dem Vorderrad machen Laune und erlauben ein unbeschwertes fröhliches Kurvenräubern.

Strasse im Tannheimer Tal Oben angekommen mündet die Straße ins Tannheimer Tal, ein wunderschönes bewirtschaftetes Hochtal, dessen grüne Weiden mit glücklichen Kühen den breiten Talgrund und die weiten Hänge bis hoch hinauf bekleiden. Kein Wunder, dass hier in Grain direkt am Abzweig nach Pfronten eine Käserei liegt, wo man selbst Käse kaufen oder auch direkt verkosten kann. Leider ist diese Käserei sonntags geschlossen, so dass ich dies noch nie selbst probieren konnte. Die Straße führt ohne viele Schnörkel auf dem Talboden dahin, nur am Haldensee wirft sie mir ein paar Kurven vor die Reifen. Hier ist auch ein guter Punkt für eine kleine Pause auf der Sonnenterasse, die ich mir aber allein unterwegs nie gönne, ich könnte ja die nächsten kurvigen Passagen verpassen.

Joch-Straße - die kurvenreichsten Kilometer Deutschlands

Jochstrasse Die kurvigen Passagen setzen am Ende des Tannheimer Tals ein, wenn es den eher unspektakulären Oberjoch-Pass hinauf nach Oberjoch geht. Direkt hinter Oberjoch wird es aber wirklich spannend. Die Joch-Straße von Oberjoch hinunter nach Hindelang ist ein wirkliches Highlight. Diese prachtvollen 5 Kilometer können sich mit Recht die kurvenreichste Straße Deutschlands nennen. Eine Kurve reiht sich an die nächste, alle mit ähnlich kleinem Radius, aber immer noch rund zu fahren. Die Straße ist so genial in den kurzen aber steilen Hang gelegt, dass die Bögen teilweise richtig omega-förmig sind. Das ist einfach geil zu fahren, 270-Grad-Kurven, die gar nicht aufhören wollen, in die man die Maschiene reinlegt und bis zur letzen Krümmung auskostet. Manchmal gönnen ich mir es auch, einfach wieder umzudrehen und noch mal rauf und runter zu fahren: Kurvenspaß satt.

Jochstrasse Einen Wehrmuthstropfen hat die Joch-Straße allerdings. Abgesehen von der Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 km/h, die ich getrost missachte, ist da noch das Überholverbot, welches ich auch gerne missachten würde, aber die vielen aneinander gereihten Kurven und die meist völlig mangelhafte Einsicht in selbige, lassen überholen so gut wie gar nicht zu, nur eine Stelle geht hier. Na ja, ein Vertreter des grün-weißen Motorradfahrerclubs steht auch ab und an mal am Straßenrand. Die wissen schon, dass das eine beliebte Bergrennstrecke ist. Die Autofahrer sind meist völlig überfordert mit der Strecke und kriechen nur so dahin, und wenn ich hinterher kriechen muss, weine ich blutige Tränen ob des vergeudeten Schräglagenpotentials. Leider ist diese Straße auch recht befahren. Wenn ich von unten komme, habe ich mir folgenden Trick abgeschaut: Durch Hindelang führt eine lange Gerade, die dann unvermittelt in die Kurvenpassage übergeht. Am Ende der langen Gerade ist eine Bushaltestelle. Dort halte ich erst mal an, warte auf eine lange Lücke bei den Autos, warte und warte, und wenn irgendwann wieder ein Auto kommt schere ich kurz vorher ein. Die damit gesicherte freie Strecke vor mir erlaubt in den meisten Fällen ein ungebremstes Fahren bis fast ganz hinauf. Gegen Abend, wenn der Ausflugsverkehr allmählich verebbt, funktioniert dieser Trick ganz gut.

Durch das Oberallgäu und den Bregenzer Wald

Blick gen Österreich hinter Oberstaufen Weiter geht es erstmal weniger aufregend über die deutsche Alpenstraße nach Immenstadt und vorbei am Alpsee, durch die schöne Oberallgäuer Vorgebirgslandschaft mit Wiesen, Wäldern, Hügeln und kleineren Bergen. Gerade im Frühsommer ist es hier wunderschön, wenn die grasgrünen Wiesen voller dicker gelber Löwenzahnblüten leuchten und sich darüber ein weiter blau-weißer Himmel wölbt.

Bei Oberstaufen gilt es eine Entscheidung zu treffen. Eine Alternative ist es, die deutsche Alpenstraße weiter nach Simmerberg zu fahren und dahinter im Kreisverkehr links auf eine kleine gelbe Straße nach Weiler abzubiegen. Einem kleinen Tälchen folgend, durch viele grüne Weiden, gelangt man über Langen am Pfänder vorbei nach Bregenz, wo man allerdings wieder die Stadtdurchfahrt hat. Eine andere Alternative ist, ebenfalls über Simmerberg und dann weiter bis Sigmarszell die schöne kurvige Alpenstraße Richtung Lindau zu fahren, das ist aber der Tour 3 vorbehalten.

Blick auf die Kulturlandschaft Bregenzer Wald hinter Schwarzenberg Diesmal biege ich gleich in Oberstaufen nach links ab auf eine Nebenstraße Richtung Bregenzer Wald. Die kleine Straße führt über das hügelige Plateau durch nette ländliche Orte mit ihren typischen holzschindel-verkleideten Häusern. Kurz hinter Hittisau biege ich nach Egg ab und wähle die schön zu fahrende Nebenstrecke über Schwarzenberg. Scharzenberg ist ein wirklich wunderschöner kleiner Ort mit einem denkmalsgeschützten Dorfplatz und sehr ländlichem Charakter. Interessanter Weise ist dies der Schauplatz eines Musikereignisses von weltweiter Geltung, der Schubertiade, die einmal im Jahr Schubert-Freunde von nah und fern heranlockt.

Hinter Schwarzenberg schraubt sich die Straße durch die Weiden in die Höhe und beschert immer wieder tolle Ausblicke über die Kulturlandschaft des Bregenzer Waldes und der Berglandschaft dahinter. Die kurvige Straße macht Laune und flott schwinge ich durch die letzten Kilometer des Bregenzer Waldes. Ab hier geht es dann auch wirklich in den Wald, sonst hätten wir uns auch gewundert, wo denn hier der Bregenzer Wald sein sollte. Bei der Abfahrt hinunter nach Dornbirn bietet sich ein atemberaubender Blick auf den schimmernden Spiegel des Bodensees 700 Meter unter mir, der gegen Abend oft in märchenhafte Pink- und Violett-Töne getaucht ist.

Einfahrt St. Gallen

Finsh übers Appenzeller Land

Dornbirn liegt bereits unten im Oberrheintal. Ich quere und habe den Bergstock des Säntis vor Augen und das Appenzeller Plateau. Egal wo ich dort hinauf und hinüber wusele, es sind immer die letzen schönen mit Kurven gespickten Kilometer. Jetzt geht es schnurstracks durch Lustenau und auf einer Nebenstraße Richtung Oberegg hinauf, dahinter weiter auf kleinsten weißen Sträßchen immer der Nase nach. Der Anstieg ist wie stets klasse zu fahren, und oben sind es dann nur noch ein paar Örtchen, ein paar Taleinschnitte, 30 bis 50 Kurven und ich rolle glücklich in St. Gallen ein.

Tour 3: Durch den Pfaffenwinkel und das schöne Allgäu

München - Starnberg - Weilheim - Peißenberg - Böbing - Steingaden - Lechbruck - Roßhaupten - Seeg - Nesselwang - Wertach - Immenstadt - Oberstaufen - Simmerberg - Scheidegg - Sigmarszell - Hörbranz - Lochau - Bregenz - St. Margarethen - St. Gallen
240 Kilometer, 4.5 Stunden, auf großen und kleinen Landstraßen

Doch doch, das ist auch eine wirklich nette Tour, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie Tour 1 oder Tour 2. Die Tour der Wahl ist sie beispielsweise im März bei Saison-Start, wenn das Voralpenland noch von Schnee weiß-scheckig ist, und selbst bei den kleineren Übergängen und Hochtälern in den Bergen noch mit Schnee- und Eisglätte zu rechnen ist.

Raus aus dem Großraum München zum Peißenberg

Erstmal muss man natürlich raus aus dem Großraum München. Und da das zu dem weniger schönen Teil gehört, kommt hier die Autobahn nach Starnberg gerade recht. Von Starnberg geht es per Bundesstraße nach Weilheim und weiter nach Peißenberg, immer noch nicht wirklich schöne Fahrerei, da bis hierher starker Verkehr herrscht und die Ortsdurchfahrten Starnberg, Weilheim und auch Peißenberg eher nervig sind.

Aussichtspunkt Peissenberg Auffällig ist in Peißenberg das signifikant erhöhte Aufkommen von Motorradfahren, ein sicheres Zeichen für einen beliebten Treffpunkt in der Nähe. Der magische Anziehungspunkt ist der Peißenberg, auf den sich bei etwas mehr Zeit und insbesondere guter Sicht ein Abstecher lohnt. Von Hohenpeißenberg führt eine kleine Stichstraße auf diesen kleinen aber feinen Aussichtsberg hinauf. Mit knapp 1000 Metern ist er im Vergleich zu den Bergen der Alpen nicht besonders hoch, aber das umgebende Alpenvorland überragt er um einiges und bietet einen prachtvollen Aussichtspunkt für einen Rundumblick auf das Panorama der Alpen im Süden und auf das Alpenvorland mit den großen Seen im Norden. Ein großes Ausflugslokal ganz oben lockt mit einer Sonnenterrasse und beschriebenem Panoramablick auf die Alpen.

Im beschaulichen Pfaffenwinkel

Eschelsbacher Talbrücke über die Ammer Wohlgemut lasse ich bei Peißenberg beim Abzweig nach Böbing Verkehr und Stress hinter mir. Hier beginnt die Tour übers Land und durch den beschaulichen Pfaffenwinkel. Der Pfaffenwinkel hat seinen Namen von den vielen meist barocken Kirchen, die hier allgegenwärtig sind.

Die kleine Straße führt über die Hügel, durch Wiesen und Waldstücke, rechts noch mal der Blick hinüber zum Peißenberg, links immer wieder die eindrucksvolle wenn auch ferne Kulisse der Alpen. Hinter Böbing biege ich links nach Schönberg ab, wieder eine winzige Straße für einen eher gemütlichen bummeligen Fahrstil. Nach wenigen Kilometern biege ich rechts ab und überquere das Tal der aus den Bergen kommende Ammer über die beeindruckende Eschelsbacher Brücke. Gleich hinter der Talbrücke ist ein Parkplatz mit einem Imbisshäuschen. Hier lohnt es sich zu halten und auf die Brücke zu laufen, um einen blick in den 70 Meter tiefen Einschnitt des engen Tals zu werfen.

Strasse zur Wieskirch Direkt hinter der Brücke biege ich links auf die Romantische Straße ein. Warum auch immer sie so heißt, sie ist prima ausgebaut und gut asphaltiert, schöne weite Kurvenradien, flott und schön zu fahren, dabei landschaftlich wirklich schön. Auch hier bietet sich ein Abstecher an, diesmal zur Wallfahrtskirche "Die Wies", oder auch im offiziellen Langtext "Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies". Ausgehend von den Tränen, die an der Figur des Gegeißelten Heilandes im Jahre 1738 gesehen wurden, entwickelte sich hier sehr rasch eine Wallfahrtsstätte ungeahnten Ausmaßes. Sie kann sogar mit einer Internetseite in deutsch, englisch und japanisch aufwarten und findet sich mittlerweile auch auf der Liste der Unesco als Kulturerbe der Menschheit. Nicht nur die hübsche Kirche vor der Kulisse der allgäuer Alpen ist nett anzuschauen inclusive des üppig im Rokoko-Stil gestalteten Innenraums, auch die Strecke dorthin ist wirklich eine Freude für Freunde des flotten Fahrens.

Lech in Lechbruck In Steinegarden treffe ich wieder auf die deutsche Alpenstraße, die ich aber gleich drauf Richtung Lechbruck verlasse. Hier hat der Lech immer noch diese faszinierende helltürkise Farbe wie auch in den Bergen. Lechbruck liegt mitten im Lechrain, dem Gebiet um das liebliche Lechtal mit seinen Auen und Seen zwischen Füssen und Schongau. Das gesamte Gebiet ist ländlich, verkehrsarm und bestens geeignet für beschauliche Touren abseits der großen Tourismusströme, die sich weiter im Süden vor allem in der Nähe von Schloss Neuschwanstein bewegen. Weiter geht es über gute verkehrsarme Straßen durch allgäuer Wiesen über Roßhaupten und Seeg nach Nesselwang und Wertach, bis ich in Immenstadt wieder auf die deutsch Alpenstraße treffe, die anders als ich einen Schlenker von Wertach über Oberjoch und Hindelang gemacht hat.

Durchs schöne Allgäu

Kühe und Kurven im Oberallgäu Wieder geht es von Immernstadt durchs Oberallgäu vorbei am Alpsee bis Oberstaufen. Anders als bei Tour 2 fahre ich jetzt die deutsche Alpenstraße weiter nach Sigmarszell. Die Straßenführung von Oberstaufen ist bis Simmerberg ist genial, fast immer am Südhang des Bergzugs entlang und lässt den Blick frei über die sattgrünen Vorberge und dahinter liegenden Allgäuer Alpen schweifen. Meist ist die Straße frei, nicht all zuviel Verkehr, der Ausbau und der Gripp gut, die weit gezogenen Kurven übersichtlich, freie Bahn für zügiges Fahren. So geht es bis Scheidegg. Danach folgt ein tolles kurviges Teilstück mit eingestreuten Kehren durch einen Waldhang hinunter bis Sigmarszell. Dieser Streckenabschnitt ist bei Motorradfahren beliebt. Oft trifft man hier auf freudige Sportler im Kurvenrausch, die offenbar die Strecke rauf und runter, runter und rauf fahren. Allerdings können einem manchmal zockelige Autofahrer den Spaß verderben, Überholmöglichkeiten sind wegen der Unübersichtlichkeit im Wald dünn gesät. Meist fahre ich diesen Abschnitt auch von unten von Lindau kommend, das macht auch die meiste Laune. Hier bietet eine lange langsam aufsteigende Gerade vor der kurvenreichen Waldstrecke gute Gelegenheit, die langsamen Autos zu hinter sich zu lassen, um sich ungehindert den Kurvenspaß hinzugeben.

Am Bodensee entlang und hinauf nach St. Gallen

Von Sigmarszell geht es dann über Hörbranz nach Lochau und Bregenz, leider wieder mit der lästigen Stadtdurchfahrt oder der Alternative Autobahn und Pfändertunnel. Aber ich will nicht nur mosern, die Uferstraße entlang am Bodensee von Lindau nach Lochau bietet oft sehr schöne Stimmungen, gerade am Abend wenn der Bodensee still und glatt daliegt und die von der untergehenden Sonne angestrahlten Wolken reflektiert. Und letztlich weiß ich dann ja auch das Ziel meiner Fahrt in greifbarer Nähe, noch durch ein paar Orte, über die Grenze und wenige Autobahnminuten später kann ich in St.Gallen einbiegen.

Tour 4: Die Halb-Schnelle

München - Landsberg - Kempten - Isny - Lindau - Bregenz - St. Margareten - St. Gallen
240 Kilometer, 3 Stunden, halb Autobahn, halb Landstraße

Schönes Alpenvorland Die Halb-Schnelle ist der Kompromiss zwischen schnell ankommen, aber doch noch etwas mehr von den Bergen auf der Fahrt sehen, wenigstens von Ferne, und eben nicht nur Autobahn fahren. Was es dafür braucht ist eine Stunde extra Zeit, dann kann man hinter Landsberg bei Buchloe von der Autobahn auf die Bundesstraße nach Kempten abbiegen. Die ist so breit und gerade, fast wie eine Autobahn, aber trotzdem fühlt man sich näher an der Landschaft drumrum. Außerdem führt sie direkt nach Süden auf die Berge zu, bis sie bei Markt Oberdorf Richtung Kempten nach Westen abbiegt. Da die Straßenführung alles andere als anspruchsvoll ist, kann man sich auf dieser Passage ausgiebig in den Anblick der Allgäuer Alpen vertiefen, die immer näher rücken und dann in konstanter Entfernung zur Linken zu bewundern sind.

Bei Kempten wird die Straße wieder interessanter, wieder wähle ich den Weg über Buchenberg, Isny hinunter bis Lindau. Von da zockle ich am Bodensee entlang bis Lochau und ackere mich durch Bregenz und die ganzen nachfolgenden kleinen Ortschaften hindurch bis zur Grenzstation St. Magarethen. Ab hier setze ich mich für die letzten 20 Kilometer auf die Schweizer Autobahn, entnervt genug von den ganzen Ortsdurchfahrten, genieße noch den Blick hinunter auf den hellen Spiegel des Bodensees und rolle ein in St. Gallen.

Tour 5: Die Ganz-Schnelle

München - Landsberg - Memmingen - Lindau - Bregenz - Lustenau - St. Gallen
225 Kilometer, 2.5 Stunden, fast komplett Autobahn

Was soll ich sagen, die ganz Schnelle ist eben was für Freitags abends spät, wenn man partout den Geschäftstermin am späten Nachmittag nicht verhindern konnte, oder auch für schauerliche Regentage, wo die ganze Schönheit der Berge eh nicht zur Geltung kommt und die kurvenreichen Strecken für mehr Stress als notwendig sorgen.

Durch den Pfändertunnel um Bregenz Nach dem Gewühle durch München lasse ich mich auf die Lindauer Autobahn fallen und schalte gedanklich auf Cruise-Control. Bei schönem Wetter und sofern es nicht eh schon dunkel ist, lassen sich ab Landsberg linker Hand im Süden auf dem Weg durchs Allgäu immer wieder Blicke auf die Berge erhaschen. Mit etwas Glück gibt es bei den beiden fehlenden Autobahnteilstücken vor Memmingen und Wangen auch keine nervigen Staus. Kurz vor Lindau auf dem Weg hinab kommen die Berge um den Bodensee ins Blickfeld, die Vorboten des ersehnten Ziels. Um den obligatorischen Stau in Bregenz zu umgehen, habe ich mir dieses Jahr eine Vignette für die österreichischen Autobahnen zugelegt, nur um hier durch den Pfändertunnel fahren zu können. Aber nach 2 Jahren Stau in beide Richtungen durch Bregenz und Lochau waren mir meine Nerven und die vergeudete Zeit das alle mal wert. Bei Lustenau fahre ich über die Grenze und wechsle auf die schweizer Autobahn, werfe im Hochfahren einen Blick auf den unter mir liegenden Bodensee und wenige Minuten später biege ich schon in St. Gallen ein.

Tour 6: Der Tagesausflug über Inntal, Engadin, Liechtenstein

München - Oberau - Ettal - Ammer-Sattel - Plansee - Reutte - Hahntenn-Joch - Imst - Piller Höhe - Finstermünztal - Zernez - Albula-Pass - Tiefencastel - Davos - Landquart - St. Luzisteig - Vaduz - Unterwasser - Schwägalp - St. Gallen
400 Kilometer, 8 Stunden

Lecht am Fuß des Gaicht-Passes Diese Route fällt aus der Reihe. Ich fahre sie nur ausnahmsweise, wenn ich wirklich einen ganzen Tag auf Tour verbringen will, oder zufällig jemanden ins Engadin begleite. Die Anfahrt ist wie in Tour 1 oder 2 über Oberau, Ammer-Sattel und Plansee. In Reutte geht es wieder direkt ins Lechtal, diesmal aber am Gaicht-Pass vorbei und auch am Namloser Tal, wenn auch mit leichtem Bedauern.

Über das Hahntenn-Joch ins Inntal

Hahntenn-Joch Stattdessen düse ich einen Ort weiter nach Elmen und fahre über das Hahntenn-Joch nach Imst. Dies ist eine extrem beliebte Strecke unter den oberbayrischen Bikern, was zur Folge hat, dass man sich hier an einem schönen Sommer-Sonntag in einer wahren Motorrad-Karawane bergauf schraubt. An Grüßen ist überhaupt nicht mehr zu denken, denn der Gegenverkehr ist ebenso dicht und wenn man überhaupt noch mal schalten und lenken will, lässt man gleich jegliches Grüßen. Also heißt es, wirklich früh in München aufbrechen, dass man vor 9:00 über den Pass rüber ist. Abends nach 20:00 ist es auf der Strecke auch ruhig. Dann ist sie schön zu fahren und man kann die reizvolle Landschaft genießen.

Hahntenn-Joch Auf der Südseite fahre ich entlang an einer tiefen Schlucht, die nur mit einem groben Holzzaun gesichert ist. Rechts ist die Straße teilweise in den Fels gehauen, teilweise führt sie durch große wüste Murenfelder hindurch, die auch am gegenüberliegenden Hang große helle Fächer in den dunkelgrünen Bewuchs geschlagen haben. Am Fuß des Passes durchquere ich das kleine lichte Nadelwäldchen, wo ich allerdings noch nie die angeblich frei laufenden Kühe getroffen habe. Es hat eine sehr schöne Stimmung mit grasigem Boden, Sonnenflecken spielen durch die lichten Bäume und es riecht fantastisch nach frischem Waldboden und Tannennadeln.

Kurz darauf biege ich in Imst auf die breite vierspurige Straße, die vom Fern-Pass ins Inntal führt, froh, dass ich diese immer, auch von riesigen LKWs stark befahrene Hauptverbindung zwischen Garmisch und Insbruck mit dem Hahntenn-Joch umgehen konnte.

Alternative ins Inntal über Sylvenstein, Vorderriß, Leutasch

Sylvensteinspeicher Alternativ zu dem Einfallstor Garmisch/Oberau in die Alpen fahre ich auch gerne über Bad Tölz, die östlichere Pforte in die Berge. Von da geht es über die hervorragend ausgebaute Deutsche Alpenstraße nach Lengries und weiter die Isar entlang zum Sylvensteinspeicher. Hier führt die Straße mitten über den prächtigen See, ein klassischer Fotopunkt.

Isar-Tal an der Mautstrasse Bei Vorderriß endet die Ausbaustrecke, die Deutsche Alpenstraße wandelt sich zu einer kleinen netten Mautstraße, die auf 50 km/h beschränkt gemütlich entlang des wilden jungen Isartals bis Wallgau führt. Kleine Holzbrücken führen über die rauschenden Bäche, die sich in die Isar stürzen. Der mit dem Namen "Sausender Graben" hat sich mir besonders eingeprägt.

Über Krün geht es vorbei an Mittenwald, allmählich kommt auf der verkehrsreichen breiten Rennstrecke auch Langeweile auf. Das ändert sich südlich von Mittenwald, wo ich rechts nach Leutasch abbiege. Das hübsche Hochtal mit den netten Örtchen und der schönen Landschaft ist verkehrsarm und angenehm zu fahren. Über den flachen Talboden geht es dahin, bis sich auf einmal nach einem kleinen Anstieg in Wald die Straße hinunter ins Inntal stürzt. Nach Genuß der prachtvollen Sicht stürze ich mich hinterher nach Telfs hinab.

Ins Pitztal und über die Piller-Höhe

Piller Höhe - Garcher Blick Im Prinzip könnte ich jetzt direkt durchs Inntal über Landeck auf die Strecke zum Reschen-Pass fahren. Viel reizvoller - landschaftlich wie fahrtechnisch - ist es aber, über das Pitztal und die Piller-Höhe zu fahren und erst beim Kaunertal wieder auf die breite Reschenpass-Strecke nach Süden einzubiegen. Also fahre ich hinein ins Pitztal hinauf nach Wenns, wo rechts die kleine Straße zur Piller-Höhe abbiegt. Das ist mehr ein kleiner geteerter Waldweg, wenig mehr als ein Auto breit, der sich durch Weidegebiet von glücklichen freilaufenden Kühen weiter in die Höhe schraubt, nix zum Rasen, eher zum entspannten Genießen. Oben angelangt wähle ich den linken Abzweig und halte kurz darauf an, um einen Höhepunkt dieser Strecke, den "Garchen Blick" zu genießen. Das ist ein Aussichtpunkt direkt an der Kante zum Steilhang, wo es in der Tat garch, das heisst steil hinab geht, mit einem atemberaubenden Blick auf das Inntal tief unten und auf die umgebende Bergwelt.

Die Abfahrt ins Kaunertal ist eine Geschicklichkeitsprüfung mit starkem Gefälle, enger Straße und engen Serpentinen, und das alles angesichts der tollen Kulisse, wirklich ein Erlebnis. Danach ist es auch nicht schlimm, dass die Bundesstraße Richtung Reschen-Pass breit und eher langweilig zu fahren ist. Immerhin ist sie sehr schnell und schon bald kann ich, dem Inn folgend, wieder auf eine interessantere und weniger befahrene Route ins Engadin abbiegen.

Durchs Finstermünztal ins Engadin

Finstermünz-Tal Der Inn heißt »En« im Engadin, so wird wohl der Fluss dem Land den Namen gegeben haben, oder umgekehrt. Das Engadin ist ein hochgelegenes weites Tal, das überhaupt nicht die gewohnte Enge der Alpentäler ausstrahlt sonder eher die Weite und Ruhe einer majestätischen Landschaft, hellgrün grasig in den unteren Hängen, dunkelgrüner Nadelwald in den oberen Zonen, gekrönt von grauen Felsaufbauten mit leuchtend weißen Schnee und Eiszonen, das ganze unter einem großen blauen Himmel. Aber zunächst geht es durch die Finstermünzschlucht, ein Engpass im Oberinntal an der Grenze Tirol-Schweiz zwischen der Samnaun Gruppe und den Ötztaler Alpen. Hier steht die Ruine der ehemaligen Zollburg Hochfinstermünz, 1472 von Herzog Sigmund von Tirol errichtet. Nach starken Regenfällen ist der Inn hier ein tosender wilder Fluss, der hellbraun schlammige Fluten in wütenden Wogen und Wirbeln gegen die Felsen in den Flussbiegungen schlägt. Der Straßenbelag lässt zwar teilweise zu wünschen übrig, nicht aber die schönen weiten Kurven, die ich jetzt unter die Räder nehme.

Weites Engadin-Tal Dann weitet sich das Tal und ich freue mich über die südlichere Sonne, vielleicht so empfunden wegen des heiteren italienischen Charms der kleinen Ortschaften, der prachtvollen frischen Farben der Landschaft und nicht zuletzt der einsamen wie wohl gut ausgebauten Straßen, die die reine Erhohlung gegenüber dem Verkehr sind, der sich auf den Reschenpass zuwälzte. Naja, zu oft möchte ich hier auch nicht durchfahren, denn einige Streckenabschnitte im Oberengadin hinter Zernez sind schon fahrtechnisch eher langweilig. Dem seltenen Besucher lässt dies dann aber die Muße, ausgiebig die prachtvolle Landschaft ringsherum in sich aufzunehmen. Ausserdem gibt es auch einige sehr schöne kurvige Passagen, gerade im Unterengadin, so dass es durchaus auch abwechslungsreich ist.

Über den Albula-Pass

Viaduct der Rhätischen Eisenbahn am Albula Im Oberengadin stehe ich vor der Qual der Wahl, welcher Pass es denn sein soll, Flüela, Albula, oder Julier.

Meist fällt die Wahl auf den Albula, weil er der kleinste der Übergänge ist und daher auch viel weniger befahren als die beiden anderen. Zudem hat er schöne Landschaft im Überfluss zu bieten. Viel Schnee trifft man dort oben auf der Passhöhe noch bis in den Frühsommer an, vielleicht stammt daher der Name. Als ich Mitte Juni hier herüber gefahren bin, standen helltürkise Pfützen auf der Eisfläche oben am Pass, alles herum in glänzendes Weiß getaucht, darüber ein strahlend blauer Himmel. Allerdings ist die Straße auch über weite Strecken recht eng und vor allem holperig, gerade auf der Strecke bergab nach Tiefencastel. Da hilft nur eins, die Knie fest an den Tank, das Körpergewicht und die Rüttelei mit den Oberschenkeln halten, die Arme und Handgelenke locker und entlastet. Am nächsten Tag hatte ich tatsächlich einen sauberen Muskelkater auf der Innenseite der Oberschenkel. Nichtsdestotrotz macht die Abfahrt nach Nord-Westen Laune. Wunderschön ist die Landschaft, neben der Straße leuchten zwei kleine türkise Seen wie Edelsteine aus dem Grün der Wiesen.

Albula - Bergüner Klamm Über diesen Pass fährt auch die rhätische Eisenbahn. Genauer gesagt, sie tunnelt unter der Passhöhe durch, und schlängelt sich auf der Nordwest-Abfahrt in Serpentinen den Berg hinab, inklusive vier Kehrentunneln mit 270 Grad-Kurven im Berg drin. Immer wieder kreuzt sie über Viadukte mit eleganten gemauerten Bögen die schmale Straße. Was man als Biker von der Straße aus nicht sieht, müsste man eigentlich mal direkt aus der Perspektive des Bahnfahrers miterleben. Die Albula-Querung der rhätischen Bahn ist weltberühmt, bezeugt durch vielfache Webseiten, man muss nur mal in Google suchen.

Bei der Abfahrt wartet mit der Bergüner Klamm noch ein Highlight auf mich. Am besten macht man auf dem kleinen Parkplatz kurz vor der Engstelle halt. Von hier aus kann man einen Blick hinab in die beeindruckende Klamm werfen, wenn man für ein paar Meter die Straße hinab nicht zu faul ist. Direkt dahinter führt die nun breitere Straße durch den Felsdurchbruch, um die Felsen herum, ist in die Felsen eingehauen, deren Wände sich hoch über mir erheben, während es links senkrecht abfällt. Dieser kurze Abschnitt erzeugt in mir eine ganz besondere Stimmung und erinnert mich ein wenig an die faszinierenden in den Fels gehauenen Straßen des Vercors.

Durchs Landwassertal und Prattigau

Kurz vor Tiefencastel biege ich rechst Richtung Davos ab. Diese Nebenstrecke bietet wenig Verkehr, ein wirklich hübsches Örtchen mit Schmitten, immer wieder schöne Blicke auf die Berge und dann eine tolle kurvige Abfahrt ins Landwassertal. Unten im Tal geht es dann erst mal durch den Tunnel. Bis Davos ist es auch nett zu fahren, landschaftlich schön, aber auch unaufregend. Naja, das kann auch ganz nett sein, immerhin ist es insgesamt beschaulich.

Verkehrsarmut und Beschaulichkeit ändern sich dann aber leider dramatisch. Hinter Davos findet man sich spätestens ab dem Einmünden der stark frequentierten Straße über den Julier-Pass auf der Haupverbindungsstrecke vom Engadin nach Chur wieder. Bis Klosters und dann durch den Prattigau nach Landquart ist die Strecke sehr befahren und macht keine rechte Laune. Nett wäre ein Abstecher hinauf nach St. Antönien, wieder ein Walserdof hoch in den Hängen des Rätikon. Aber dazu ist diesmal keine Zeit.

Durch die Weinberge nach Liechtenstein

Weinberge zwischen Malanz und Maienfeld Bei Landquart halte ich mich rechts und fahre die kleine Hangstraße nach Malans hinauf. Im Örtchen geht es am Brunnen mit den Graubündener Steinbock links nach Maienfeld. Ganz überraschend findet man sich hier auf kleinsten Sträßchen durch die Weinberge im Hang wieder, links der Blick in das Rheintal. Mal ist die Straße eingefasst von niedrigen Steinmauern, mal fahren wir durch grüne Tunnel von Hainbuchen am Waldrand entlang. Ein schönes Ausflugslokal läd zur Rast unter schattigen Bäumen ein.

Durchfahrt durch Luzisteig In Maienfeld muss man etwas zirklen um den Weg nach St. Luzisteig zu finden. Aber das Städtchen ist reizend, so dass ich sogar über einen kleinen Umweg nicht böse bin. Die Straße nach Luzisteig ist wirklich nett zu fahren und hält eine Überraschung bereit. Auf einmal kommt ein Schild "Achtung Militär", und ehe man sich versieht, fährt man durch ein Tor in eine Art kleines Fort ein, dessen Geviert man auch umgehend wieder auf der anderen Seite durch ein weiteres Tor wieder verlässt. Wären da nicht die echten Soldaten, man könnte glauben, es handle sich um eine Theaterkulisse.

Die Durchfahrt durch Liechtenstein ab Balzers zieht sich wie Kaugummi ohne besondere Highlights. Vielleicht mal ein Blick auf eine Burg, erhöhtes Bussaufkommen kündet von dem Vorhandensein touristisch interessanter Punkte wie dem Schloss, alles nichts was mich reizen könnte. So geht es durch Vaduz, der Hauptstadt Liechtensteins, hindurch bis Schaan.

Über die Schwägalp nach St. Gallen

Endlich kommt die Voranzeige für den Abzweig in die Schweiz. In Schaan verlasse ich Liechtenstein, überquere den Rhein nach Buchs und fahre in das Tal zwischen Säntis und Walensee. Bis Wildhaus geht es forsch bergauf am Bachlauf des Thur, ein kleines enges grünes Tal mit einer schön geschwungen Straße, Laubbäume bilden einen hellgrünen Tunnel, durch den ich lustvoll brause.

In Neu St. Johann biege ich rechst ab Richtung Säntis und Schwägalp. Das ist eine überaus beliebte Motorradstrecke, was aber leider der örtlichen Polizei auch bekannt ist. Daher ist auf die kleinen grauen Blitzkisten aufzupassen, will man nicht im Nachhinein mit saftigen Protokollen für den Fahrspaß bezahlen. Und Spaß macht es wirklich dort raufzufahren, die Kurven zu räubern und dazwischen die schöne Landschaft zu bewundern. Oben angekommen sieht man den prachtvollen felsigen Bergstock des 2500 Meter hohen Säntis in voller Größe vor sich, ein gewaltiger Anblick.

Im schönsten Fahrfluss und das angepeilte Ziel St. Gallen schon in greifbarer Nähe, halte nicht auf einen Kaffee an dem beliebten Bikertreff am Fuß der Seilbahn zum Gipfel, sondern düse weiter über Urnäsch und Teufen durch die wogenden grünen Hügel des Appenzeller Landes. Bis ich meine Maschine knisternd vor dem Haus des Liebsten abstelle.


Roundup: Tips und Links

Holzschnitzerei im Lechtal

Alle Touren gibt es auch als Link zu Google Maps (Google Earth).


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