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Vulkane sind nach dem römischen Gott Vulcanus benannt. In der römischen Mythologie wohnte Vulcanus im Inneren des Vulkans der Insel Hiera. Die Insel Hiera heißt inzwischen Vulcano und gehört zu den Eolischen Inseln (auch Liparische Inseln) nördlich von Sizilien. Der Sage nach war die Insel Vulcano auch der Sitz des Aeolus, dem Gott des Windes. Schon die Entstehung dieser Inseln steckt voller Geheimnisse. Angeblich entstanden sie rein zufällig, als der wütende Gott des Feuers mit Felsbrocken um sich warf - eine mystische Erklärung für den vulkanischen Ursprung dieser Inseln. Diese Inselgruppe vor Siziliens Nordküste umfaßt die sieben bewohnten Inseln Lipari, Salina, Vulcano, Stromboli Panarea, Filicudi und Alicudi. Hephaistos, der Gott des Feuers ist die ursprünglichere und griechische Variante des Vulcanus. Die Griechen glaubten, Hephaistos hätte eine unterirdische Schmiede, in der er die Waffen der Götter herstellte. Diese Werkstatt hatte er der Sage nach unter dem Etna. Auf Stromboli hat er die derzeit aktivste Aussenstelle für kleinere feurige Schmiedearbeiten.
Schon immer wollte ich einen aktiven Vulkan hautnah erleben. Jetzt ist es endlich soweit, dies ist ein Ziel meiner Sehnsüchte, welche mich zu meiner langen Fahrt durch den Stiefel getrieben haben. In der hübschen Hafenstadt Milazzo besteige ich die Fähre und setze bei bestem Wetter über. Als erste Insel der Eolischen Gruppe kommen wir an Vulkano vorbei, welche bereits vom Boot aus beeindruckt. Der Berg raucht und man konnte förmlich den Schwefel in der Luft spüren. Weiter ging es über Lipari, Salina, Panarea bis endlich das ersehnte Stromboli in Sicht kommt und wir anlanden.
Die erste Albergo direkt am Meer ist meine. Ich lasse meine Motorradklamotten und das Gepäck fallen und tauche ein in die Beschaulichkeit des Inselgeschehens. Das überrascht mit einer Gelassenheit, die ansteckend wirkt. Kleine weiße Häuser mit Sonnenterrassen und schönen Gärten dazwischen, viele Bars und Restaurants, viele kleine Agenturen für Boot-Trips und vor allem für Vulkan-Touren. Enge Gässchen, in denen nur Motorroller und die lustige dreirädrigen Mofas fahren, die sich als Mini-Laster getarnt haben. Passenderweise gehen die Vulkantouren auch erst am Nachmittag los, so dass man dann oben vom Aussichtsgipfel das Spektakel im Dunkeln genießen kann und den Abstieg dann in der Nacht macht. Das passt wundervoll in meinen Zeitplan, tags drauf wollte ich ja wieder in Mollazzi bei Anna Blume sein. Um halb vier nachmittags soll es losgehen. Ab drei Uhr sammeln sich vulkanbegeisterte aufstiegswillige Touristen und die lokalen Führer auf dem Platz vor der Kirche, letztere zu erkennen am Outfit, der Bräunung und den Bärten. Die vielen Schutzhelme, die von den Führern aufgetürmt werden, machen deutlich, dass es sich um etwas organisiertes und ernsthaftes handelte. Die Bergführer sehen auch aus, als ginge es wirklich auf große Bergtour, begutachten ernsthaft die Ausrüstung der Touristen, insbesondere das Schuhwerk, letzte Bergstiefel und Taschenlampen werden geliehen und dann geht es los. Wunderschön der Aufstieg erst durch die großen Wolfsmilchbüsche, Fenchel und Weinrauken-Bewuchs. Dann der erste Blick auf die große Lavaflanke und den ersten rauchenden Krater ganz weit oben. Schwarz-grau stürzt die Flanke in ein jetzt graues Meer unter grauen Wolken, unten kreisen Möven und setzen weiße Tupfer in die großartige Tristesse des Anblicks. Oben der Berg donnert und faucht schon dann und wann, und je höher wir kommen umso genauer können wir die grell grün-gelben Schwefelablagerungen um die Fumarolen sehen.Bald wird es steiler, geht über alte Lavaflüsse und bei Dämmerung endlich entlang des alten Kraters bis auf die höchste Spitze auf 924 Meter, die eine natürliche Aussichtsplattform für das Naturschauspiel in den drei aktiven Kratern mit ihren elf Mündern unter uns bieten. Meist sieht man aus diesen Rauchschwaden emporquellen, beleuchtet von dem Feuer tief unten im Krater. Alle 15 Minuten aber ertönt ein Grollen und mit wütendem Fauchen schießt eine große Lavafontaine in den Nachthimmel um dann kurz darauf wieder in sich zusammenzufallen und glühende Punkte über den Krater zu streuen, die noch kurz nachglimmen bis das Schauspiel endgültig verlöscht.
Nach einer Stunde dort oben - eisig kalt war es mit starkem Wind - bläst unser Führer wieder zum Aufbruch. Hinunter geht es erst direkt bergab über Aschefelder, in denen man wie in schwerem Schnee gefedert abwärts sinkt. Danach schlängelt sich ein Hohlweg durch das Schilfdickicht oberhalb des Ortes, eine tolle Stimmung mit dem hoch aufragenden Schilf und dem knorrigen Ginster um und über uns, vom unserer Taschenlampen silouettenhaft in den Nachthimmel gemalt. Auf die Minute pünktlich um 22:30 treffen wir dann wieder an unserem Ausgangspunk auf dem Platz vor der Kirche ein, müde aber glücklich über das großartige Erlebnis.
Der nächste Morgen bringt eine Überraschung. Ein Sturmtief ist aufgezogen und der Fährbetrieb ist für diesen Tag ganz eingestellt. Das kommt eigentlich überhaupt nicht ungelegen und lässt mich einen Tag mehr die Stimmung der Insel und des Vulkans auskosten. Ein Gefühl von Nachsaison macht sich breit als ich die Touristen der gestrigen Nacht in Regenklamotten mit ihren Siebensachen wie bestellt und nicht abgeholt auf den Bänken in der Nähe des Fährenstegs ratlos sitzen sehen. Dahinter brechen sich tatsächlich etwas höhere Wellen mit weißer Gischt am schwarzen Strand. Ich nutzte den Vormittag zu einem diesmal einsam genossenen Spaziergang zum Fulvio-Punkt auf halber Höhe, von dem man wieder einen beeindruckenden Blick auf die gewaltige eingesunkene Bergflanke mit den Lavafüssen und Aschefeldern hat. Das obere Drittel des Berges ist in Wolken gehüllt, der Vulkan erinnert aber durch ein dumpfes Grollen an sich.
Am nächsten Morgen ist das Meer ruhig, der nächste Wirbel ist aber laut Wetterbericht schon im Anmarsch. Daher nehme ich die frühe Fähre um 7:00 um sicherzugehen, nicht wirklich für länger hier zu stranden. Beim Warten koste ich die Stimmung der frühen Morgenstunde aus. Einige Wolken verhüllen immer noch den Gipfel und werden von der Morgensonne stimmungsvoll beleuchtet. Dann kommt die Fähre, wir steigen ein und schnell wird Stromboli kleiner, während ich draußen stehe und dem Vulkan in Gedanken noch einen letzten Gruß zuwerfe. Ich komme wieder.
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