Vom Ausklang der ersten Bike-Saison

Namlos im Namloser Tal Hier ist der Bericht von meinem Ausklang meiner ersten Bike-Saison 2001. Den letzten Samstag und Sonntag im Oktober war ich nochmal mit dem Motorad unterwegs. Das gute Tier musste ja Ende Oktober in den Winterschlaf, da wollte ich das Fahren noch mal voll auskosten.

Es war auch wirklich schön. Samstag war eher anstrengend, ich bin auch in die Dunkelheit reingekommen und hab dann im Kleinwalsertal ewig nach der Pension gesucht, dann um 19:30 aber endlich gefunden. Den ersten Tag brauche ich manchmal, um mit dem Motorad wieder warm zu werden. Das Fahrgefühl ist dann einfach etwas verhalten. Die Tour im Algäu ist auch nicht wirklich an mich rangekommen. Es war so ein Zacken ab Kempten über Wangen und Tetnang bis zum Bodensee und dann ins Kleinwalsertal hinter Obersdorf. Schön war die Auffahrt vom Bodensee auf den ersten Berg (hinter Lindau rauf von Lochau nach Eichenberg), toller Blick zurück auf den Bodensee im Abendrot, pinke Akzente auf einem dunstig blauen Bodensee umramt von schon dämmerungsdunkelblauen Bergen, tolle Kurven, aber da es ja schon anfing zu dämmern und ich noch 100 km unbekannte Landstrasse vor mir hatte, hatte ich es zu eilig und konnte es gar nicht geniessen. Nachfahren mit Bike ist noch viel blöder als mit dem Auto, weil du ja nicht sehen kannst, wie die Strassenbeschaffenheit in den Kurven ist. Also fahre ich dann immer sehr langsam und eher ungern. Ich hab ja auch seit Ewigkeiten keine Autofahrpraxis mehr bei sowas, das macht sich nachts und auch beim Überholen bemerkbar.

Kehre bei der Westauffahrt des Hochtannbergpasses Sonntag war es dafür umso besser, hatte ein Supergefühl für mein Motorad, die Sonne schien (meistens), die Berge glänzten mit dem ersten Puderzuckerschnee, das Herbstlaub hat sooooo schön geleuchtet, und das wichtigste, ich hatte einen Blick dafür. Es war auch gar nicht so voll und ich konnte ein paar wunderschön kurvige Strecken, einige Pässe auch mit satten (für mich jedenfalls) Schräglagen durchqueren, darunter das von mir geliebte Namloser Tal, das toll zu fahren ist und diesen unsäglich romantischen Namen trägt. Ich bin vom Kleinwalsertal über Hindelang nach Oberjoch gefahren, das waren die Kurven-Highlights des Tages (vor allem beim 2. Durchgang), dann Tannheimer Tal, Gaichtpass, Lechtal, Hochtannbergpass, Riedbergpass, nochmal durch Sonthofen, nochmal Oberjochstrasse (ohne blöde Autos vornedran, da konnte ich es richtig geniessen) dann über Namloser und Plansee, Murnau, Seeshaupt, Wolfratshausen zurück.

Ansonsten musste ich aber auch feststellen, dass die Saison wirklich zuende ist. Kaum noch ein Platz, wo man auf der Terasse in der Sonne sitzen kann. Am Plansee waren all die schönen Stellen wüst und leer. Naja, dann freuen wir uns eben aufs nächst Jahr.

Blick ins Inntal von der Strasse Leutsch-Telfs Dienstags drauf hab ich dann nochmal eine Abschluss-Runde gedreht. Die Strasse die sich von Leutasch über Telfs ins Inntal stürzt ist wirklich toll, dann nochmal einen Eiskaffe auf der Sonnenterasse in Berwang im Namenloser Tal, per Plansee zurück. Das war ein würdiger Abschluss der Saison.

Ich habe dann letztendlich mein treues Tier zum Winterschlaf geleitet, zum Einlagern beim BMW-Händler. Mir hat das Herz geblutet, ich dachte erst noch, blöder Anfänger-Fehler das mit dem Saison-Kennzeichen. Aber in München ist der Winter wirklich auch manchmal mit Schnee und Eis, und was mehr zählt, kann ihr nicht mal eine Garage bieten. Da würde mir auch das Herz brechen sie hier in Eis und Schnee leiden zu sehen. Ja, arme Anna Blume, aber immerhin steht sie warm unter ihres Gleichen. Ich hätte sie auch viel lieber liebevoll aufgebaut in der Garage stehen, so dass ich ihr manchmal sanft und versonnen über den Tank streicheln könnte. Ersatzweise habe ich im Herbst grosses Fotoshooting mit ihr gemacht, und hab jetzt ein Bild auf dem Schreibtisch stehen, wo andere ihre Kinder / Gattin usw. präsentieren.

Aber März küsse ich sie wach aus dem Winterschlaf und wenn der Brenner frei ist schwinge ich mich drauf und fahre mit ihr bis nach Sizilien und werde dort vulkanische Schräglagen mit ihr feiern vor Wiedersehensfreude! Und ihr natürlich versprechen, dass ich sie nie wieder allein lasse und in dem Moment auch fest dran glauben.

Ihr seht, es hat mich wirklich erwischt. Ich habe jetzt in meinen ersten 3 Monaten stolze 7500 km Touren gefahen. Freue mich schon auf März und darauf nach Sizilien zu touren: Der Weg ist das Ziel.

Nachtrag: Den Bericht hierüber könnt ihr unter "A-Way to Sicily / Durch den Stiefel nach Sizilien (März/April 2002)" nachlesen.


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